Blackbox Gardening: Definition, Vorgehen und Pflanzentipps
Was ist Blackbox Gardening?
Als "Black Box" werden in der Wissenschaft komplexe, geschlossene Systeme bezeichnet, die nur von außen betracht werden. Nach der Eingabe wird das System sich selbst überlassen, die innere Struktur spielt dabei eher eine untergeordnete Rolle. Auch beim Blackbox Gardening geht es um die Schaffung eines in sich geschlossenen Ökosystems, das nur geringe Unterstützung benötigt und die Gartenbesitzer immer wieder mit unerwartetem Pflanzenwachstum überrascht.
Einmal richtig begonnen, übernimmt die Natur eigenständig die Gartengestaltung. Sie geben dabei anfangs lediglich die Pflanzenarten und den groben Standort vor. Die Abkömmlinge der Initialpflanzen suchen sich dann im Laufe der Zeit selbständig ihren optimalen Standort. Dabei können Sie selbst entscheiden, ob Sie der Natur gänzlich freien Lauf lassen möchten oder dem persönlichen Geschmack entsprechend eingreifen und durch Entnahmen oder Reduktionen die Bepflanzung lenken.
Vorteile von Blackbox Gardening
Der Gartentrend bringt zahlreiche Vorteile mit sich, die ihn empfehlenswert machen:
- Weniger Gartenarbeit
Im Idealfall sparen Sie viel Zeit und Mühe, weil sich durch die Selbstvermehrung an idealen Standorten das Einpflanzen erübrigt. Auch Beete benötigen beim Blackbox Gardening in der Regel weniger Pflege, da weder der Boden aufgelockert noch Unkraut gejätet werden muss. - Kostengünstige Gartengestaltung
Da statt Jungpflanzen vorwiegend kostengünstigere Samen zum Einsatz kommen, sparen Sie einiges an Geld. Auch Düngungen sind nur selten erforderlich. Zu guter Letzt können Sie sich teure Bodenanalysen sparen, um die optimalen Pflanzstandorte zu finden. - Kein Fachwissen erforderlich
Blackbox Gardening eignet sich auch für Laien und Gartenbesitzer, die keinen Grünen Daumen besitzen. Pflegefehler sind aufgrund eines nahezu anspruchslosen Wachstums kaum möglich. Hierbei regelt alles die Natur. Lediglich zu Beginn sollten Sie einige Pflanztipps berücksichtigen. - Insekten Gutes tun
Das Aussterben zahlreicher Insekten ist weltweit ein ernstes Thema. Entscheiden Sie sich für das Blackbox Gardening, schaffen Sie ein insektenfreundliches Terrain, das Insekten anzieht und ihnen Nahrung, Schutz und gegebenenfalls geeignete Plätze für den Nachwuchs bietet. - Gesundes Pflanzenwachstum
Pflanzen wachsen in der Regel nur dort, wo sie gute Licht- und Bodenbedingungen vorfinden. Daher brauchen Sie sich beim Blackbox Gardening nicht über eingegangene Pflanzen sorgen. Sollte sich im Laufe der Zeit der Standort verschlechtern, kümmert sich die Natur um die nicht überlebensfähigen Exemplare und eine Vermehrung erfolgt an anderer Stelle im Garten. - Jede Gartensaison eine andere Gestaltung
Niemand weiß, wie die natürliche Ausbreitung und Verlagerung der Pflanzen erfolgt. Manche Pflanzen vermehren sich schneller und häufiger als andere. Ein Jahr ist ein Beet kunterbunt, im Folgejahr vielleicht hauptsächlich weiß. Somit können Sie sich jedes Jahr aufs Neue überraschen lassen, welche neuen Gestaltungen durch das Blackbox Gardening zustande kommen.
Nachteile des Gartentrends
- Geduld gefragt
Wenn Sie eine neue Gartenanlage durch das Blackbox Gardening "bepflanzen" möchten, benötigen Sie vor allem viel Geduld. Es dauert häufig drei bis vier Jahre, bis die natürliche Vermehrung und Verbreitung zu einem dichten Bewuchs wird. Bis dahin wird es noch sehr lückenhaft aussehen und Ihr Garten unfertig wirken, aber das Warten lohnt sich in jedem Fall. Fehlt es Ihnen an Geduld, setzen Sie zur Überbrückung dieser Zeit einfach "normale" Pflanzen zwischen die sich selbst organisierenden Exemplare. - Zu frühes Eingreifen
Manch einem Hobbygärtner geht es beim Blackbox Gardening nicht schnell genug voran. Dann greifen sie in das natürliche System ein und können es damit ruinieren. Lediglich ein geringfügiges Eingreifen bleibt ohne schädigende Folgen. Optimal ist es, wenn Sie einfach abwarten und sich bei Neupflanzungen beziehungsweise Aussaaten aufs Jäten von Unkraut beschränken. Auch Wildpflanzen, die sich breit machen, sollten Sie entfernen, damit diese Ihre Pflanzen nicht verdrängen.
Tipps zu Vorgehen und Pflanzen
Damit das Blackbox Gardening langfristig funktioniert und Sie in den Genuss der Vorteile kommen, sind richtige Vorgehensweisen beim Pflanzen und der Aussaat notwendig. Folgend die besten Tipps:
Konzept erstellen
Wenngleich Sie kaum Einfluss auf das Ausbreiten der zukünftigen Pflanzen haben werden, ist ein vorheriges Konzept empfehlenswert. Dieses sollte die gewünschten Pflanzenarten umfassen. Sie können auch bestimmte Bereiche in Ihrem Garten "abstecken", in der Hoffnung, dass sich dort die Samen zur Keimung ansiedeln. Wichtig ist, dass Flächen zur Verfügung stehen, die nicht regelmäßig bewirtschaftet, bearbeitet oder gemäht werden, damit einem natürlichen Pflanzenwuchs nichts im Wege steht.
Aussaat und Pflanzung
Es eignen sich zwei unterschiedliche Anpflanzungarten: die Aussaat und die Initialpflanzung. Der hauptsächliche Teil sollte mit Samen vorgenommen werden. Einige wenige Initialpflanzen sind dazwischen zu setzen. Dabei handelt es sich um Topf- oder Containerpflanzen, die bereits Wurzeln besitzen.
Vorgehensweise
Bevor Sie die Samen legen und die Initialpflanzen setzen, lockern Sie mit einer Harke oder einer Gartenfräse den Boden gut auf. Entfernen Sie jegliches Beikraut, das zu einer schädlichen Konkurrenz werden könnte. Soll das Black Gardening im Rasen oder auf Wiesen gestartet werden, können Sie mit einem Spaten oder einer Spitzhacke für entsprechend freie Aussaat- und Pflanzstellen sorgen. Wünschen Sie sich einen bewachsenen Hang mit Steinabgrenzungen, sollten Sie zügig mit der Gestaltung und dem Füllen beziehungsweise der Vorbereitung des Bodens beginnen.
Bester Zeitpunkt
Der beste Zeitpunkt für das Ausbringen und Pflanzen von Samen und Initialpflanzen ist das Frühjahr ab Mitte Mai nach den Eisheiligen. Ab diesem Termin ist kein Frost mehr zu erwarten und die Temperaturen steigen zunehmend. Initialpflanzen können auch noch während des Sommers gesetzt werden. Die Samen zahlreicher geeigneter Pflanzen haben dann aber keine Chance mehr, sich nach der Keimung bis zum nächsten Winter ausreichend gut zu verwurzeln, sofern es sich um mehrjährige, winterharte Sorten handelt.
Pflanzsorten und -arten
Achten Sie bei der Pflanzenwahl für das Blackbox Gardening darauf, dass Sie ausschließlich Arten und Sorten nehmen, die selbstversamend sind. Dies sind Pflanzen mit generativer Vermehrung. Zudem sollten sie mit dem zur Verfügung stehenden Standort zurechtkommen. Das bedeutet, Sie wählen die Pflanzensamen passend zu den Standortbedingungen aus. Hierbei spielen vor allem Bodenstruktur, Licht und Feuchtigkeit eine große Rolle.
Einige Beispiele für geeignete Initialpflanzen:
- Akelei (Aquilegia spec.)
- Fingerhut (Digitalis)
- Kornblumen (Centaurea)
- Kosmeen / Schmuckkörbchen (Cosmos)
- Patagonisches Eisenkraut (Verbena bonariensis)
- Ringelblumen (Calendula officinalis)
- Sonnenblumen (Helianthus)
- Stockmalven / Stockrosen (Alcea rosea)
- Vergissmeinnicht (Myosotis)
- Zierlauch (Allium)
Kombiniert mit klassischer Gartenanlage
Um weniger abhängig von dem "Willen der Natur" zu sein und nicht gänzlich die Kontrolle über die Pflanzenvielfalt im Garten zu verlieren, können Sie das Blackbox Gardening auch mit gezielter Pflanzengestaltung der herkömmlichen Art kombinieren. Abgrenzungen schaffen Sie beispielsweise, indem Sie aus Gehölzen Bereiche zwischen Ihre Pflanzen konstruieren, in diese Sie den natürlichen, selbstvermehrenden Wuchs integrieren. Quasi wie ein Beet in einem Beet.
Häufig gestellte Fragen
Was ist Blackbox Gardening?
Dabei handelt es sich um einen Gartentrend, bei dem versamende Pflanzen die Gartengestaltung weitestgehend selbst übernehmen. Der Hobbygärtner sorgt lediglich für die Erstbepflanzung und Aussaat gewünschter Gewächse. Anschließend wird die Natur sich selbst überlassen und nur bei Bedarf minimal eingegriffen.
Welche Pflanzen eignen sich für Blackbox Gardening?
Achten Sie beim Anlegen auf selbstversamende Pflanzen, deren Abkömmlinge im nächsten Jahr sich ihren Standort selbst aussuchen können. Beliebte Initialpflanzen sind unter anderem Akelei, Fingerhut, Kornblumen, Leinenkraut, Lupine, Malve, Königskerze, Platterbse oder Eisenkraut.
Wie viel Pflege erfordert Blackbox Gardening?
Nach der Anlage des Gartenbeets benötigen Sie lediglich Geduld, da es mindestens zwei bis drei Jahre dauern kann, bis sich die Pflanzen entsprechend ausgebreitet haben. In dieser Zeit ist so gut wie keine Pflege notwendig, weshalb sich der Trend besonders für Gartenmuffel eignet. Um die Ausbreitung der Gewächse etwas zu lenken, können später Einzelentnahmen oder Reduktionen vorgenommen werden, die ebenfalls nur wenig Arbeit erfordern.
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