Pflanzenwissen

Frost- und Kaltkeimer aussäen: Anleitung und Tipps

Samen von sogenannten Frost- oder Kaltkeimern benötigen einen Kältereiz, um gedeihen zu können. Wir geben Ihnen eine Übersicht der bekanntesten Beet- und Gartenpflanzen, die zu den Kaltkeimern zählen, sowie wichtige Tipps zur richtigen Aussaat.

Keimling einer Pfingstrose
Einige Pflanzensamen benötigen Kälte oder gar Frost, um keimen zu können, wie diese Pfingstrose
Inhaltsverzeichnis

Eigenschaften von Kaltkeimern

Kaltkeimer, früher häufig auch als Frostkeimer bezeichnet, benötigen eine längere Kälteperiode, um im Frühjahr keimen zu können. Wird diese Phase unterbrochen oder entfällt sie ganz, keimen die Samen nicht oder nur stark eingeschränkt. Da bei einem Großteil solcher Pflanzen nach der Aussaat anstelle von Frost lediglich ein Kältereiz zur Keimung ausreicht, werden diese heutzutage vorrangig unter dem Begriff der Kaltkeimer zusammengefasst.

In allen Samen von Kaltkeimern befinden sich in einem bestimmten Verhältnis sowohl austriebshemmende als auch austriebsfördernde Pflanzenhormone. Kurz nachdem die Samen frisch gereift sind, überwiegt ein Hormon, welches im Anschluss an die Quellung der Samenschale die Keimung verhindert. Erst, wenn die Temperaturen allmählich sinken, nehmen die keimfördernden Hormone langsam zu. Der konkrete Zeitraum sowie die benötigte Temperatur fallen je nach Pflanzenart unterschiedlich aus, um die Keimhemmung abzubauen. Als Richtwerte gilt dabei ein Temperaturbereich zwischen -5 und 0 Grad Celsius sowie eine Zeitspanne zwischen 4 und 8 Wochen. Die Keimung selbst setzt erst im Frühjahr ein, sobald kontinuierlich steigende Temperaturen zu verzeichnen sind.

Dieser biochemische Mechanismus dient als Schutzfunktion, damit der Keim nicht zu früh aus der Samenschale austritt. Andernfalls hätten junge Pflanzen nur geringe Chancen, um den bevorstehenden Frost unbeschadet zu überstehen.

Schon gewusst?
Einige Gehölze besitzen eine recht starke Keimhemmung. Diese ist in einigen Fällen auf eine dicke sowie zugleich harte Samenschale zurückzuführen.

Bei welchen Pflanzen handelt es sich um Kaltkeimer?

Bärlauch und Kornblumen sind Kaltkeimer
Bärlauch und Kornblumen zählen genauso zu den Kaltkeimern, wie einige Obstsorten, Kräuter, Blumen und Stauden

Zahlreiche Pflanzen aus der Gruppe der Kaltkeimer sind bereits mit heißen Sommern und kalten Wintern bestens vertraut. Neben mehrjährigen Stauden sind hier durchaus auch Kräuter und Blumen vertreten. Einen Überblick über die bekanntesten Kalt- und Frostkeimer liefert folgende Übersicht:

Gemüse Obst Kräuter Blumen Stauden / Gehölze
  • Kerbelrübe
  • Bärlauch
  • Meerkohl
  • Haselnüsse
  • Wildobst (Kornelkirsche)
  • Alle Rosengewächse
  • Äpfel
  • Birnen
  • Steinobst (Kirschen, Mirabellen, Zwetschgen)
  • Schnittlauch
  • Dill
  • Salbei
  • Waldmeister
  • Arnika
  • Mohn
  • Kornblume
  • Lichtnelken
  • Veilchen
  • Löwenmäulchen
  • Silberblatt
  • Lavendel
  • Schlüsselblume
  • Christrose
  • Pfingstrose
  • Vergissmeinnicht
  • Stiel-Eichen
  • Weiß- und Rotbuchen

Achtung: Salat ist kein Kaltkeimer. Er wird lediglich bei kühler Umgebungstemperatur gepflanzt, um einem vorzeitigen „Schießen“ vorzubeugen.

Kaltkeimer aussäen - so gehen Sie vor

Bevor Sie mit der eigentlichen Aussaat beginnen, empfiehlt es sich, der Anleitung auf dem Samentütchen zunächst den richtigen Saatzeitpunkt zu entnehmen. Denn während manche Pflanzen bereits im Herbst ausgesät werden dürfen, ist für andere wiederum der Winter besser geeignet.

Außerdem sollten Sie vorab prüfen, ob die von Ihnen ausgesuchte Pflanze während der Quellung der Samenschale und somit vor der Kälteperiode eine Phase mit höheren Temperaturen benötigt. Des Weiteren kommt es ganz auf die Art des Kaltkeimers an, ob dieser direkt nach der Samenernte ausgesät werden kann, oder ob nach der Ernte sowie einer anschließender Trocknung noch eine gewisse Ruhepause erforderlich ist.

Entscheiden Sie sich für eine Pflanze, welche bereits im Herbst von Oktober bis November ausgesät werden kann, benötigen Sie hierfür folgende Materialien:

  • Pflanzensamen
  • Aussaatschale mit Wasserabzugslöchern
  • Aussaat- und Kräutererde (nährstoffarm)
  • Feinmaschiges Erdsieb
  • Etiketten
  • Erdstempel
  • Wassersprüher
  • Maschendraht als Fraßschutz

Die Aussaat von Frostkeimern selbst umfasst insgesamt die folgenden neun Arbeitsschritte:

  1. Befüllen der Aussaatschale: Füllen Sie die Aussaatschale mit nährstoffarmer Aussaat- und Kräutererde gleichmäßig bis etwa zwei cm unter den Rand. Grobe Substrat Anteile dürfen Sie dabei von Hand zerkleinern.
  2. Samen aus dem Tütchen entnehmen: Öffnen Sie nun die Saattüte und entnehmen Sie anschließend die gewünschte Menge Saatgut. Am einfachsten gelingt dies, indem Sie das Saatgut direkt aus der Tüte auf die Innenfläche Ihrer Hand rieseln lassen.
  3. Verteilen der Samenkörner: Verteilen Sie anschließend das Saatgut einheitlich auf der Erde. Alternativ lässt sich das Saatgut auch direkt aus der Tüte auf die Erde streuen.
  4. Aussaaterde sieben: Nehmen Sie jetzt das Erdsieb zur Hand und lassen Sie hiermit feine Aussaaterde über die Samen rieseln. Dabei gilt: Je kleiner die Samen ausfallen, desto dünner darf die Schicht sein. Bei sehr feinen Samen ist beispielsweise eine Abdeckung mit einer Stärke von zwei bis drei Millimetern ausreichend.
  5. Andrücken der Erde mit Hilfe des Erdstempels: Drücken Sie die frisch gesiebte Erde mit Hilfe eines Erdstempels leicht an. Dies ist wichtig, damit die ausgebrachten Samen einen sauberen Bodenschluss erhalten. Sofern Sie keinen speziellen Erdstempel zur Hand haben, erfüllt ein einfaches Holzbrettchen mit einem Griff denselben Zweck.
  6. Angießen: Wässern Sie das ausgebrachte Saatgut mit Hilfe einer Sprühflasche. Dies bringt den Vorteil mit sich, dass die Erde befeuchtet wird, ohne die Samen fortzuspülen.
  7. Maschendraht anbringen: Bedecken Sie die Aussaatschale straff mit Maschendraht. Auf diese Weise wird verhindert, dass Vögel in die Saatschale picken.
  8. Aussaatschale mit Etikett versehen: Vermerken Sie die jeweiligen Pflanzennamen sowie den Aussaattermin auf einem Etikett und bringen Sie dieses an der entsprechenden Aussaatschale an.
  9. Aussaatschale im Beet platzieren: Stellen Sie die beschriftete Aussaatschale mit den Kaltkeimern nun in das Beet. Während des Winters erhalten die Samen dann den für sie erforderlichen Kältereiz. Frost sowie eine geschlossene Schneedecke stellen dabei kein Problem dar.

Manche Kalt- und Frostkeimer lassen sich auch ganz klassisch ohne Aussaatschale direkt im Beet aussäen. In diesem Fall empfiehlt es sich, die jeweilige Stelle mit einem beschrifteten Etikett zu versehen. Beachten Sie dabei unbedingt die empfohlene Pflanztiefe. Zusätzliche Pflegemaßnahmen sind während des Winters nicht notwendig.

Unser Experten-Tipp:
Samen, welche sich durch eine starke Keimruhe auszeichnen, sind in manchen Gartencentern mit einer bereits gebrochenen Keimruhe erhältlich. Durch Trocknung erreichen diese einen Wartezustand auf die Keimung. Somit ist kein Kältereiz mehr erforderlich und die Samen beginnen direkt nach der Aussaat zu keimen.

Aussaat im Kühlschrank

Kaltkeimende Pflanzen im Kühlschrank
Kaltkeimende Samen können Sie auch im Kühlschrank dem nötigen Kältereiz aussetzen

Die Aussaat im Kühlschrank stellt eine saisonunabhängige Methode dar, um die Samenruhe zu brechen. Auf diese Weise können die Samen fernab des Winters einen Kältereiz erfahren. Bevor die Samen allerdings für mehrere Wochen im Kühlschrank aufbewahrt werden können, sollten Sie diese zunächst für rund ein bis zwei Wochen in warmem Wasser quellen lassen. Denn trockene Samen keimen selbst im Anschluss an die Kältebehandlung meist nur mühsam.

Bereiten Sie Ihre Samen auf den bevorstehenden Kältereiz vor, indem Sie diese mit Anzuchterde mischen. Letztere ist im Vorfeld zu etwa einem Drittel mit Sand aufzuwerten. Befeuchten Sie anschließend dieses Sand-Erd-Gemisch reichlich und füllen Sie dieses nun in einen Gefrierbeutel. Beschriften Sie diesen mit dem tagesaktuellen Datum.

Alternativ ist die Aufbewahrung von ganzen Aussaatschalen im Kühlschrank möglich. Bei dieser Varianten ist allerdings darauf zu achten, dass das Saatgut nicht austrocknet. Dabei kann sich der Einsatz von Frischhaltefolie unter Umständen als hilfreich erweisen. Die Temperatur sollte zwischen -4 und 4 Grad Celsius liegen. Die Lagerdauer beträgt je nach Pflanzenart zwischen 3 und 12 Wochen.

Platziere die Pflanzschalen im Anschluss an die Kältebehandlung bei 5 bis 12 Grad Celsius an einen hellen Ort. Das Erdgemisch darf dabei vom Gefrierbeutel in ein flaches Anzuchtgefäß umgeschichtet werden. Sobald die Samen zu keimen beginnen, können Sie diese einige Wochen später pikieren und schließlich an eine beliebige Stelle umsetzen.

Ebenfalls interessant: Saatgut gewinnen: So sammeln und lagern Sie Samen richtig

THEMEN:   Pflanzenwissen Winter Beet Saatgut Aussaat

Autor Carina Staiger
Über die Autorin
Carina Staiger
Nach Wirtschaftsabitur und Ausbildung hat sich Carina für das Leben als freie Redakteurin entschieden. Seit 2020 berät und unterhält sie unsere Leser mit ihrem fundierten Fachwissen zu den unterschiedlichsten Tier- und Gartenthemen.
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