Pflanzenwissen

Frostschäden bei Pflanzen erkennen und vermeiden

Bevor der erste Frost kommt, sollten Sie Ihren Garten und seine Pflanzen winterfest machen. Ansonsten kann es passieren, dass die im Sommer liebevoll gepflegten Zier- und Nutzpflanzen einen Frostschaden erleiden. Doch wie lassen sich Schäden erkennen, behandeln und vor allem vorbeugen?

Frostschäden bei Pflanzen erkennen, vermeiden und behandeln
Auch Pflanzen haben unter einem harten Winter zu leiden und können durch Frost stark geschädigt werden
Inhaltsverzeichnis

Was sind Frostschäden bei Pflanzen?

Bei Frostschäden handelt es sich um Erfrierungserscheinungen, die durch niedrige Temperaturen entstehen. Verschiedene Schweregrade sind möglich. Diese erstrecken sich über leichte Frostschäden bis hin zum Erfrierungstod. Letzteres betrifft vor allem frostempfindliche Pflanzen, kann aber auch durch bestimmte Umstände ausgelöst werden.

Die am häufigsten vorkommenden Frostschäden werden durch Frosttrocknis, Zell-Erfrierungen, das Auffrieren und durch temperaturbedingte Ausdehnungen verursacht.

Frosttrocknis

Gefährlich für alle Pflanzenarten ist die Frosttrocknis. Hierbei ist der Boden stark gefroren und die Wurzeln können in der Folge keine Feuchtigkeit mehr aufnehmen. Dazu kommt es, wenn beispielsweise Schneedecken schmelzen und anschließend frostige Temperaturen für die Eisbildung der gut durchfeuchteten Erde sorgen.

Haben sich dazu noch Eiskristalle auf den Blättern gebildet und die Wintersonne scheint darauf, wird die natürliche Verdunstung angeregt. In Kombination mit der blockierten Wasseraufnahme durch die Wurzeln vertrocknen die Pflanzen. Ist der Vertrocknungsprozess bereits weit fortgeschritten, kommt meist jede Hilfe zu spät.

Zell-Erfrierung

Während bei der Frosttrocknis die Hauptursache an den Wurzeln im Boden liegt, beginnt die Erfrierung von Pflanzenzellen an den oberirdischen Pflanzenteilen. In diesen befindet sich Wasser im Pflanzensaft. Dies ist der relevante Faktor für Frostschäden und den sogenannten Eistod durch die Zellschädigung. Frost gefriert das Wasser im Pflanzeninneren und lässt die Zellwände reißen.

Je nach Widerstandsfähigkeit der Pflanzen kann dies bis zum Erliegen des gesamten Stoffwechsels führen. Lebensnotwendige Stoffe werden nicht mehr transportiert, aufgenommen und verarbeitet. Es kommt zu einer kompletten Unterversorgung. Für manche Pflanzen bedeutet dies das Lebensende. Bei frostempfindlichen und nicht-winterharten Pflanzen ist die Kälte-Widerstandsfähigkeit so gering, dass sie unweigerlich absterben. Besitzen sie eine gewisse Kälteresistenz, kann in vielen Fällen mit der richtigen Reaktion das Pflanzenleben erhalten bleiben.

Temperaturbedingte Ausdehnungen

Wenn Kälte und Wärme für große Temperaturunterschiede sorgen, entstehen vor allem bei Obst- und Ziergehölzen sogenannte Frostrisse in der Rinde. Das geschieht hauptsächlich im Spätwinter, wenn die Sonne wieder mehr Wärme entwickelt, die Nächte aber noch sehr kalt sind. Wird die Baumrinde nach einer eisigen Nacht durch die Sonne erwärmt, dehnt sich diese einseitig stark aus, während die sonnenabgewandte Seite unverändert bleibt. Im Übergangsbereich kann es dadurch zu Rindenrissen kommen.

Doch diese Frostrisse sind im Prinzip nicht das eigentliche Problem, sondern vielmehr Krankheitserreger, die dadurch freien Zugang ins Bauminnere erhalten. Vor allem Pilzerreger finden damit optimale Bedingungen zur Ausbreitung. Ein Pilzbefall schwächt betroffene Bäume, kann das Wachstum ab Frühjahr stark stören und im schlimmsten Fall auch zum Absterben führen.

Unser Experten-Tipp:
Um ein Aufplatzen der Rinde zu vermeiden, hilft ein Weißanstrich der Stämme. Sofern dies aus optischen Gründen nicht in Frage kommt, hilft ein Sonnenschutz aus umwickeltem Jutegewebe oder einem Wintervlies.

Des Weiteren können die starken Temperaturunterschiede in kurzer Zeit für Bodenbewegungen sorgen - ähnlich wie bei der Rindendehnung. Hierbei kommt es häufig zu Wurzelabrissen. Dadurch kann der wichtigste Versorgungsweg beschädigt werden. Dies wird als Auffrieren bezeichnet.

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Woran erkennt man Frostschäden?

Frostschäden erkennen
Vertrocknete Blätter und Blüten im Frühjahr sind ein häufiges Anzeigen für einen Frostschaden

Es gibt verschiedene Erkennungsmerkmale, die auf Frostschäden an Pflanzen hinweisen. Typisch sind vor allem Folgende, die einzeln, in Kombination oder zeitlich versetzt auftreten können:

  • Braune Verfärbungen an Blattspitzen
  • Schwarze Blatt-, Stiel- und Triebverfärbungen
  • Eingerollte Blätter
  • Blattwelke
  • Blätter und Stiele werden matschig und verlieren an Stabilität
  • Oberirdische Pflanzenteile sacken zu Boden
  • Fäulnis mit Schimmelpilzbildung
  • Eingerissene oder aufgeplatzte Rinden an Bäumen (Frostrisse)

Unterschiede zum natürlichen Kälteschutz

Viele Pflanzen besitzen die Funktion eines natürlichen Kälteschutzes, wie beispielsweise der Rhododendren und Kirschlorbeeren. Sie rollen ihre Blätter ein, sobald frostige Temperaturen herrschen. Da bei Frostschäden das Einrollen der Blätter meist mit braunen Blattspitzen verbunden ist, können Sie den Unterschied hier leicht feststellen.

Es gibt auch Pflanzen, die durch Frost vollständig herunterfrieren. Dazu zählen vor allem viele mehrjährige Sommerblumen, die bereits ab Herbst braun werden und spätestens bei Frost auf den Boden sacken und matschig werden. Insbesondere in diesem Fall ist kaum ein Unterschied zu typischen Erfrierungserscheinungen zu entdecken. Hier bleibt Ihnen lediglich die pflanzenartbezogene Recherche oder Sie warten einfach bis zum Beginn der Wachstumsperiode ab, ob die Pflanze neu austreibt.

Gartenwissen: Was bedeutet einjährige, zweijährige und mehrjährige Pflanze?

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Ab welchen Temperaturen ist mit Frostschäden zu rechnen?

Jede Pflanzenart kommt unterschiedlich gut mit Minustemperaturen zurecht. Heimische, winterharte Exemplare können je nach Art bis zu minus 25 Grad Celsius unbeschadet den Winter im Freiland überstehen - vorausgesetzt, es kommt zu keiner Frosttrockenheit.

Häufig sind es exotische Pflanzen, deren Ursprung in den Tropen und Subtropen liegt, dadurch keine niedrigen Temperaturen gewohnt sind und bereits bei plus zehn Grad Kälteschäden erleiden können. Aber auch heimische Arten zählen dazu, wie beispielsweise Tomaten-, Dahlien- und Gurkenpflanzen.

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Wie lassen sich Frostschäden vermeiden?

Frostschäden vermeiden
Empfindliche Pflanzen wie Beetrosen sollten bereits im Herbst entsprechend vor Frost geschützt werden

Es gibt eine ganze Reihe an Maßnahmen, mit denen Sie Frostschäden vorbeugen können, wie folgende Übersicht zeigt:

  • Kaufen Sie frostfeste Pflanzen, die einen natürlichen Kälteschutz für die jeweilige Winterhärtezone Ihrer Region besitzen.
  • Im Spätsommer oder Herbst sollten Sie mit einem Spaten oder einer Gartenfräse den Boden auflocken. Dadurch fließt Wasser besser in die Tiefe, wo der Bodenfrost nicht hingelangt.
  • Herbstschnitt so früh wie möglich vor dem ersten Frost vornehmen, da das Schneiden Pflanzen belastet und anfälliger für Erfrierungen werden lässt. Mit ausreichend Zeitabstand ist eine Erholung bis Frostbeginn gewährleistet.
  • Wässern Sie Ihre Pflanzen vor Frostbeginn gut, damit sie über einen vollen Wasserspeicher verfügen, falls es zu einem Kahlfrost mit vereistem Boden kommt.
  • Achten Sie auf eine regelmäßige Düngung, damit die Pflanzen gestärkt in den Winter gehen und maximale Widerstandskräfte erreichen.
  • Bei Bäumen und Gehölzen die Stämme sowie unteren Äste zur Sonnenreflexion weiß streichen oder mit Jutesäcken herumwickeln. Als Alternativen sind auch Bambusmatten geeignet oder Sie binden Holzbretter um den Stamm. Diese dürfen auf keinen Fall genagelt werden, weil auch dies optimale Eintrittsstellen für Erreger bietet.
  • Eine Bodenabdeckung mit Reisig, Stroh, Mulch, Laub oder Tannennadeln sorgt für eine Wärmeisolierung. Dies reduziert das Risiko einer Frosttrockenheit.
  • Eistod durch Zell-Erfrierung kann durch starkes Herunterschneiden im frühen Herbst oder einer Ummantlung aus Reisig oder Jute vermieden werden.
  • Gräser wie beispielsweise Chinagras im Herbst nicht mit der Gartenschere runterschneiden. Binden Sie die Halme locker zusammen, fördern Sie den natürlichen Kälteschutz.
  • Setzen Sie die Heckenschere nicht zu tief an, denn Blätter und Nadeln schützen die Pflanzen vor Kälte.
  • Spannen Sie über Gemüsebeete eine lichtdurchlässige Kunststofffolie. Sie hält die Kälte von den Pflanzen deutlich fern.
  • Kübelpflanzen überwintern nach Möglichkeit wind- und regen- bzw. schneegeschützt. Da die Kälte wesentlich intensiver auf die Wurzeln trifft, ist eine Isolierung wie beispielsweise Styropor- oder Holzplatten unter die Kübel zu legen. Bei empfindlichen Pflanzen oder sehr niedrigen Temperaturen sollten Sie auch die Kübelwände mit Folie oder Jute umspannen und die Erdoberfläche mit Reisig, Stroh oder Laub abdecken.

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Was tun, wenn Frostschäden bereits vorhanden sind?

Frostschäden behandeln
Die abgefroreren Pflanzenteile sollten im Frühjahr weit zurückgeschnitten werden

Haben Sie keine Vorbereitungen zum Kälteschutz getroffen, sollte dies spätestens bei Auftreten erster Erfrierungsanzeichen nachgeholt werden. Schneiden Sie nun auf keinen Fall betroffene Pflanzenteile ab, denn offene Schnittwunden machen die Pflanzen noch anfälliger für weitere Frostschäden. Greifen Sie erst im Frühjahr zur Garten-, Hecken- und Astschere, wenn die neue Wachstumsperiode kurz bevorsteht und kein starker Frost mehr zu erwarten ist.

Liegen nur minimale Frostschäden vor oder befinden sie sich überwiegend im oberen Pflanzenbereich, stehen die Chancen gut, dass daraufhin ein Neuaustrieb von unten erfolgt. Schneiden Sie übrige Blätter und Zweige in Bodennähe etwas zurück, damit die Pflanze ausreichend Wärme und Licht aufnehmen kann. Bei Rosen und Sträuchern hilft meist ein Zurückschneiden bis ins lebendige Holz.

Ist der untere Bereich großflächig betroffen, ist eine Erholung meist nicht mehr zu erwarten. Warten Sie dennoch mit der Entsorgung, bis Sie ganz sicher sind, denn viele Blumen, Sträucher und Bäume treiben im Frühling zuverlässig neu aus.

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THEMEN:   Pflanzenpflege Winter Baumpflege

Autor Romina Seilnacht
Über die Autorin
Romina Seilnacht
Auf mein-gartenexperte.de kann Romina als gelernte Gärtnerin ihre Vorlieben für Garten, Pflanzen und Fotografie vereinen und erleichtert unseren Lesern mit hilfreichen und interessanten Ratgebern die Gartenarbeit.
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