Gartendünger

Kalkstickstoff als Gartendünger: So verwenden Sie ihn richtig

Kalkstickstoff ist einer der vielseitigsten Gartendünger. Neben seiner düngenden und bodenverbessernden Wirkung bekämpft er gleichzeitig Unkräuter und Schädlinge. Allerdings ist das dunkle Granulat nicht ganz ungefährlich in der Anwendung.

Kalkstickstoff als Gartendünger ausbringen
Der dunkle Kalkstickstoff sollte nur mit Vorsicht im Garten verwendet werden © mein Gartenexperte (KI-generiert)
Inhaltsverzeichnis

Was ist Kalkstickstoff?

Calciumcyanamid (CaCN2), im Handel meist als Kalkstickstoff bezeichnet, ist ein mineralischer Stickstoffdünger, der durch die Reaktion von Kalk mit Stickstoffgas hergestellt wird. Er enthält etwa 20 % Stickstoff (N) und 50 % Calciumoxid (CaO), das vor allem als Branntkalk bekannt ist. Darüber hinaus besitzt Kalkstickstoff herbizide, fungizide und insektizide Eigenschaften, weshalb er im Garten und in der Landwirtschaft häufig zur Grunddüngung von Beeten oder als Langzeitdünger eingesetzt wird. Früher auch als Pulver erhältlich, gibt es ihn heute nur noch als Granulat.

Wirkung als Gartendünger

Dank seiner speziellen chemischen Zusammensetzung wirkt Calciumcyanamid langsam und nachhaltig. Nach der Ausbringung durchläuft der Dünger drei Phasen, die je nach Feuchtigkeit und Temperatur insgesamt vier bis acht Wochen dauern:

  1. In der ersten Phase stehen nur Nitrat und Kalk zur Verfügung, die den pH-Wert des Bodens regulieren und die Pflanzen sofort mit Stickstoff versorgen.
  2. In der zweiten Phase wandeln Wasser und Mikroorganismen das Calciumcyanamid in Löschkalk und giftiges Cyanamid um, das Unkräuter und Schädlinge, aber auch Samen und junge Pflanzen abtötet.
  3. In der dritten Phase wird das Cyanamid vollständig neutralisiert und in ungefährlichen Harnstoff, Ammonium und schließlich Nitrat umgewandelt, wobei das ebenfalls entstehende Dicyandiamid diese Umwandlung verlangsamt. Während der Umwandlung von Ammonium zu Nitrat werden die Pflanzen weiterhin stetig mit Stickstoff versorgt.

Vorteile von Kalkstickstoff

  • Stickstoffversorgung:
    Kalkstickstoff liefert Pflanzen den benötigten Stickstoff, der für das Wachstum und die Bildung von Chlorophyll essentiell ist.
  • Bodenverbesserung:
    Das enthaltene Calciumoxid hilft, den Boden zu entkalken und den pH-Wert zu regulieren, wodurch die Bodenstruktur verbessert wird.
  • Unkrautbekämpfung:
    Kalkstickstoff hat eine herbizide Wirkung und kann zur Bekämpfung von Unkraut und Bodenschädlingen eingesetzt werden.
  • Krankheitsvorbeugung:
    Durch seine desinfizierende Wirkung kann er Bodenkrankheiten vorbeugen und das Auftreten von Schädlingen reduzieren.

Richtige Anwendung von Kalkstickstoff

Kalkstickstoff in Beet einarbeiten
Der oberflächlich ausgebrachte Granulatdünger sollte anschließend in den Boden eingearbeitet werden

Calciumcyanamid kann von März bis in den September hinein im Garten ausgebracht werden. Wer eine Neubepflanzung oder eine Aussaat plant, sollte mindestens zwei bis drei Wochen zuvor mit der Düngung beginnen, damit das giftige Cyanamid bis dahin vollständig neutralisiert ist. In dieser Zeit sollte die Fläche für Tiere und kleine Kinder abgesperrt werden, um eine Vergiftung zu vermeiden.

Verteilen Sie das Granulat beim Ausbringen gleichmäßig auf der Bodenoberfläche. Bei größeren Flächen empfiehlt sich der Einsatz eines Streuwagens, wobei Überlappungen der Spuren unbedingt zu vermeiden sind. Anschließend wird der Kalkstickstoff mit einem Rechen oberflächlich in den Boden eingearbeitet. Dabei ist auf einen ausreichenden Abstand zu angrenzenden Kulturen oder Beeten zu achten.

Dosierung

Der häufigste Anwendungsfehler bei Calciumcyanamid ist die Überdosierung. Halten Sie sich deshalb unbedingt an die Herstellerangaben, die in der Regel zwischen 30 und 50 Gramm pro Quadratmeter liegen. Bei Starkzehrern mit hohem Stickstoffbedarf kann die Dosierung auch etwas höher ausfallen.

Anwendungsschritte

  • Boden vorbereiten: Lockern Sie den Boden vor der Anwendung gründlich auf.
  • Dünger ausbringen: Streuen Sie den Kalkstickstoff gleichmäßig auf die Bodenoberfläche.
  • Einarbeiten: Arbeiten Sie den Dünger leicht in den Boden ein, um die Nährstoffe schneller und besser verfügbar zu machen.
  • Wässern: Gießen Sie den Boden nach der Anwendung gut an, um den Dünger zu aktivieren und eine gleichmäßige Verteilung zu gewährleisten.
Unser Experten-Tipp:
Zum Schutz des Humus kann organisches Material wie Rindenmulch, Rindenhumus oder Stroh zusammen mit dem Kalkstickstoff eingearbeitet werden.

Sicherheitshinweise

Cyanid ist stark ätzend, wenn es mit feuchter Haut oder den Schleimhäuten in Berührung kommt. Daher sollten beim Umgang mit Kalkstickstoff immer Gartenhandschuhe und eine Schutzbrille getragen werden, um Haut- und Augenreizungen zu vermeiden. Eine Atemmaske ist ebenfalls empfehlenswert. Kalkstickstoff sollte stets trocken und sicher aufbewahrt werden, außerhalb der Reichweite von Kindern und Haustieren.

Kalkstickstoff-Krankheit

Cyanamid ist nicht nur giftig, sondern hemmt auch den Abbau von Alkohol. Die so genannte Kalkstickstoff-Krankheit tritt auf, wenn Calciumcyanamid mit Ethanol, also Alkohol, in Kontakt kommt. Die chemische Reaktion zwischen diesen Stoffen kann gesundheitliche Probleme wie Übelkeit, Erbrechen und Kreislaufbeschwerden verursachen. Daher sollte beim Umgang mit dem Dünger auf den Genuss von Alkohol strikt verzichtet werden, um diese Risiken zu vermeiden.

Nachteile von Kalkstickstoff

Salat im Gartenbeet
Trotz seiner guten Düngewirkung hat Kalkstickstoff auch mehrere Nachteile

Der Einsatz des Gartendüngers ist besonders für unerfahrene Nutzer nicht ganz ungefährlich. Zu schnell kommt es zu einer Überdüngung oder zu verbrannten Pflanzen oder Wurzeln. Eine unsachgemäße Anwendung kann außerdem Pflanzenwurzeln verbrennen und das Wachstum beeinträchtigen. Zudem besteht die Gefahr einer Umweltbelastung durch eine Überdosierung, die den pH-Wert des Bodens stark erhöht und das Bodenleben negativ beeinflusst.

Vorsicht als Rasendünger oder Pestizid

Eine Rasendüngung mit Kalkstickstoff ist zwar grundsätzlich möglich, sollte aber nur von erfahrenen Anwendern durchgeführt werden. Schon eine kleine Überdosierung kann zu großflächigen Verbrennungen führen. Einfacher ist die Anwendung bei der Neuanlage einer Rasenfläche, wo 50 Gramm pro Quadratmeter ausgestreut werden können.

Gleiches gilt für die Anwendung als Schädlingsbekämpfungsmittel gegen die Larven der Wiesenschnake (Tipula paludosa). Fachleute empfehlen bei einem starken Befall den Einsatz von 30 bis 40 Gramm Kalkstickstoff pro Quadratmeter, der im Frühjahr bei feuchter Witterung und Temperaturen zwischen 4 und 8 °C auf der betroffenen Fläche ausgebracht wird. Als biologische Alternative bietet sich allerdings die Nematodenart Steinernema carpocapsae an.

Weitere Anwendungsgebiete

Komposter
Im Kompost wirkt Kalkstickstoff als Verrottungsbeschleuniger

Kalkstickstoff ist in erster Linie als Düngemittel zugelassen, eignet sich aber auch gut zur Bekämpfung von Pilzen. Seine hoch fungizide Wirkung kann selbst hartnäckige Pilzkrankheiten wie die Kohlhernie bekämpfen, die sonst jahrelang in einem befallenen Beet überleben kann. Die Sporenkeimung wird verhindert und der Bodenbefall deutlich reduziert. Schädlinge wie Drahtwürmer, die Larven des Schnellkäfers, oder Schnecken und deren Gelege können mit Kalkstickstoff ebenfalls wirksam bekämpft werden.

Auch auf dem Kompost kann Calciumcyanamid gute Dienste leisten, da es Säuren neutralisiert. Um den Zersetzungsprozess zu beschleunigen, werden 150 Gramm pro Quadratmeter gleichmäßig auf dem Kompost verteilt. Warten Sie dann mit der nächsten Kalkstickstoffgabe, bis sich eine weitere Schicht aus 30 bis 40 Zentimetern Garten- und Küchenabfällen angesammelt hat.

Alternativen zu Kalkstickstoff

Trotz seiner vielen Vorteile ist Kalkstickstoff nicht unumstritten. Laut eines Gutachtens der EU-Gesundheitsbehörde aus dem Jahr 2016 kann Calciumcyanamid die Gesundheit schädigen und das Grund- und Oberflächenwasser verunreinigen.

Wenn möglich, sollten daher biologische und bodenschonende Alternativen verwendet werden. Dazu gehören vor allem organische Dünger wie Kompost, Hornspäne oder Pflanzenjauchen, die die Bodenstruktur verbessern und langfristig die Fruchtbarkeit erhöhen. Auch Hausmittel wie Eierschalen, Kaffeesatz oder Bananenschalen liefern wertvolle Nährstoffe und sind zudem umweltfreundlich. Wer vor allem Pflanzenschädlinge, Unkräuter oder Pilze bekämpfen will, sollte auf Kalkstickstoff verzichten und gezielt mit geeigneten Mitteln vorgehen.

Häufig gestellte Fragen

Kann Kalkstickstoff auch im Gewächshaus verwendet werden?

Der Einsatz ist auch im Gewächshaus möglich, allerdings sollte der Raum während und nach der Anwendung gut gelüftet werden, da freigesetztes Ammoniak die Pflanzen schädigen kann.

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Welche Wirkzeit hat Kalkstickstoff als Dünger?

Calciumcyanamid wirkt für rund 8 Wochen, je nach Witterung und Temperatur. In dieser Zeit durchläuft Kalkstickstoff drei Phasen, in denen er Stickstoff freisetzt und kurzzeitig eine herbizide und fungizide Wirkung entfaltet.

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Ist Kalkstickstoff für alle Pflanzen geeignet?

Durch den hohen Stickstoffgehalt eignet sich der Dünger vor allem für Beete, auf denen später mittel- bis starkzehrende Kulturen gepflanzt werden. Saatgut und Jungpflanzen dürfen nicht mit dem Mittel in Berührung kommen, da der Dünger in der Anfangsphase keimhemmend wirkt und zu Verbrennungen führen kann.

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THEMEN:   Dünger Nutzgarten

Autor Frank Gerlach
Über den Autor
Frank Gerlach
Als gelernter Landschaftsgärtner hat Frank ein Faible für nützliche Gartengeräte aller Art. Daher testet und schreibt er für sein Leben gern über Rasenmäher, Heckenscheren und Co. Seine Ideen im Landschaftsbau sind ausgezeichnet.
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