Libellen am Gartenteich ansiedeln: Lebensweise und Arten
Gartenteich libellenfreundlich gestalten
Die Ansprüche an ihren Lebensraum sind von der jeweiligen Libellenart abhängig. Die meisten Arten bevorzugen allerdings naturnahe Gartenteiche, in denen Wasserpflanzen gedeihen und die über einen kiesigen bis sandig-lehmigen Untergrund verfügen. Unterwasserpflanzen dienen den Larven als Kletter- und Versteckmöglichkeit, während Uferpflanzen für die erwachsenen Tiere als Ansitz und zur Eiablage von Bedeutung sind. Als Jagdrevier sind erwachsene Libellen (Odonata) zudem auf freie Wasserflächen angewiesen.
Da das Larvenstadium für mehrere Jahre andauern kann und sich die Nachkommen vieler Arten am Teichboden aufhalten oder im Schlamm vergraben, sollten Sie auf regelmäßiges Absaugen oder Säubern des Teichbodens verzichten. Um ein vollständiges Durchfrieren zu vermeiden, empfiehlt sich außerdem eine Mindesttiefe von 80 Zentimetern.
Wenn möglich, sollten Sie auf Teichpumpe sowie Wasserfilter verzichten und nur wenig in die Entwicklung der Teichpflanzen eingreifen, um die Entwicklung der Libellenlarven sowie deren Beutetiere nicht zu beeinflussen. Aus demselben Grund empfiehlt sich in direkter Wassernähe auch der Verzicht auf Dünger und Pflanzenschutzmittel.
Fische und Libellen können sich zudem nur bedingt einen Gartenteich als Lebensraum teilen. So fressen große Libellenlarven kleine Fische und stehen selbst auf dem Speiseplan größerer Fische. Wer die prächtigen Insekten ans heimische Gewässer locken und dort langfristig ansiedeln möchte, sollte sich daher zwischen Libellen und Fischreichtum entscheiden.
Libellenarten am Gartenteich
In Mitteleuropa sind rund 80 verschiedene Libellenarten bekannt, deren Vorkommen artenspezifische Gewässerstrukturen und Wasserqualitäten voraussetzt. Insgesamt lassen sich neun Libellenfamilien unterscheiden, die jeweils den zwei Unterordnungen der Groß- und Kleinlibellen angehören.
Aufgrund starker Lebensraumveränderungen, zu denen etwa Flussbegradigungen und trockengelegte Moore zählen, steht Libellen ein zunehmend schwindender Lebensraum zur Verfügung. Die farbenfrohen Insekten sind allerdings nicht nur an natürlichen Gewässern anzutreffen, sondern lassen sich auch am heimischen Gartenteich beobachten. Zu den häufigsten Libellenarten gehören die Blaugrüne Mosaikjungfer, die Große Königslibelle, die Große Pechlibelle, die Hufeisen-Azurjungfer und die Plattbauchlibelle.
Blaugrüne Mosaikjungfer
Die Blaugrüne Mosaikjungfer (Aeshna cyanea) lässt sich von Frühjahr bis Spätsommer am Gartenteich erblicken und oft bis in die späten Abendstunden beobachten. Sie erreicht eine Körperlänge von bis zu acht Zentimetern, eine Flügelspannweite von bis zu elf Zentimetern und besitzt eine außergewöhnlich vielseitige Zeichnung.
Kleine Gewässer mit üppiger Ufervegetation bilden ihren bevorzugten Lebensraum, in dem die typischen Einzelgänger während der Paarungszeit ein starkes Revierverhalten zeigen. Die Weibchen legen bis zu 200 Eier in treibenden Pflanzenresten oder morschem Holz ab, aus denen im Folgejahr die Larven schlüpfen.
Große Königslibelle
Neben einer auffallenden Färbung ist die Große Königslibelle (Anax imperator) mit einer Körpergröße von bis zu acht Zentimetern und einer Flügelspannweite von bis zu elf Zentimetern kaum zu übersehen. Die Einzelgänger sind ausgezeichnete Flugkünstler, die sich von Mitte Juni bis Mitte August beobachten lassen und teilweise weite Strecken zurücklegen.
Die Große Königslibelle ist vor allem an bewachsenen Stillgewässern verbreitet und siedelt sich häufig auch an Gartenteichen an. Die Weibchen legen ihre Eier in abgestorbenen Pflanzenteilen ab, die an der Wasseroberfläche treiben. Nach drei Wochen schlüpfen die Larven, die sich innerhalb von zwei Jahren zur erwachsenen Libelle entwickeln.
Große Pechlibelle
Mit einer Körpergröße von bis zu drei Zentimetern und einer Flügelspannweite von bis zu vier Zentimetern fällt die Große Pechlibelle (Ischnura elegans) etwas kleiner aus. Aufgrund ihrer lackschwarzen Körperfärbung, die durch eine leuchtend hellblaue Bauchunterseite ergänzt wird, ist sie dennoch kaum zu übersehen.
Die Große Pechlibelle ist an vielen Gewässerarten weitverbreitet, fliegt jedoch keine moorigen Gewässer an. Am Gartenteich benötigen die Weibchen Pflanzenstängel und schwimmende Pflanzenreste, in denen sie ihre Eier ablegen.
Hufeisen-Azurjungfer
Die Hufeisen-Azurjungfer (Coenagrion puella) gilt als eine von zwölf Azurjungfernarten und gehört zu den häufigsten Libellenarten in Europa. Die bis zu vier Zentimeter langen Insekten besitzen eine Flügelspannweite von bis zu fünf Zentimetern und sind von Mai bis August anzutreffen.
Am Gartenteich lässt sich das auffällige Paarungsverhalten der Hufeisen-Azurjungfer besonders gut beobachten: Weibchen und Männchen fliegen in typischen Paarungsketten oder Paarungsrädern durch die Luft. Die Eiablage erfolgt im Anschluss an Wasserpflanzen wie Laichkraut oder Tausendblatt, wobei das Männchen in der Regel senkrecht auf der Vorderbrust des Weibchens steht.
Plattbauchlibelle
An klaren Gewässern und Gartenteichen, die wenig Vegetation, viel Bodenschlamm und über die Wasseroberfläche ragende Pflanzen besitzen, ist die Plattbauchlibelle (Libellula depressa) häufig anzutreffen. In Europa gehört sie zu den häufigsten Großlibellen und entwickelt eine Körperlänge von bis zu vier Zentimetern sowie eine Flügelspannweite von bis zu acht Zentimetern.
Die blaugrauen Männchen und die gelbbraunen Weibchen zieren den heimischen Gartenteich mit einer auffälligen Färbung. Die Larven zeichnen sich zudem als äußerst aktive Jäger aus und erbeuten am Tag bis zu 130 Steckmückenlarven. Sie verkriechen sich zudem im Bodenschlamm und können auf diese Weise Trockenzeiten von bis zu sechs Wochen überdauern.
Lebensweise von Libellen
Libellen leben in zwei Welten: Während die Larven das Wasser beherrschen, spielt sich das Leben der erwachsenen Tiere vollkommen in der Luft ab. Die Insekten erreichen Geschwindigkeiten von bis zu 50 Stundenkilometern und lassen sich bei flinken Flugmanövern beobachten. Ihre Flügel bewegen sich unabhängig voneinander und mit rund 30 Schlägen pro Sekunde, sodass sich abrupte Richtungswechsel und teilweise sogar Rückwärtsflüge beobachten lassen.
Besonders interessant fallen die Flugmanöver während der Paarungszeit aus. Weibchen und Männchen paaren sich im Flug und bilden spektakuläre Paarungsräder oder Tandemflüge. Bei einigen Arten begleitet das Männchen seine Auserwählte bis zur Eiablage, um eine Paarung mit anderen Männchen zu verhindern. Andere Arten vertreiben Konkurrenten mithilfe von Patrouillenflügen aus ihrem Revier.
Beide Entwicklungsstadien, sowohl die Larven als auch die erwachsenen Tiere, sind zudem blitzschnelle Räuber. Während die erwachsenen Tiere Mücken, Fliegen, kleine Schmetterlinge oder gar andere Libellen jagen, ernähren sich die unter Wasser lebenden Larven von Kaulquappen, Mücken- und Fliegenlarven, Wasserflöhen, Wasserkäfern und Würmern. Größere Libellenlarven erbeuten sogar kleine Fischen, gehören jedoch selbst zur Leibspeise großer Fische.
Entwicklung der Larven
Libellen besitzen eine sehr begrenzte Lebenszeit, die nur wenige Wochen umfasst. Sobald sich die Larven in ein erwachsenes Insekt verwandelt haben, gehen sie deshalb zügig auf Partnersuche. Kurz nach der Paarung legen die Weibchen ihre Eier an den Stängeln von Wasserpflanzen, an auf der Wasseroberfläche treibenden Pflanzenresten oder im Flug über dem Gewässer ab.
Je nach Libellenart suchen die Weibchen entweder das seichte Ufer oder die Teichmitte auf, um eine optimale Wassertemperatur für die Larven sicherzustellen. Einige Arten verteilen die Eiablage sogar auf mehrere Gewässer, um die Überlebenschance der Nachkommen zu erhöhen.
Bei einer Eiablage im Frühjahr schlüpfen die Larven oft nach wenigen Wochen. Findet die Eiablage im Herbst statt, überwintern die Eier und die Larven schlüpfen erst im Folgejahr. Abhängig von der Art dauert die Entwicklung zum erwachsenen Tier wenige Monate bis hin zu fünf Jahren.
In dieser Zeit wechseln die Larven bis zu 15-mal ihr Larvenstadium, bevor sie an einem Halm aus dem Wasser klettern und sich zur flugfähigen Libelle entwickeln. Ein Ruhestadium als Puppe, wie es bei Schmetterlingen oder Käfern üblich ist, gibt es bei Libellen nicht.
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