Pilzzucht

Pilze selber züchten: Vorgehen und Tipps

Wer gerne frische Pilze isst, für den stellt die eigene Zucht eine durchaus interessante Alternative zum Sammeln im Wald oder dem Kauf im Supermarkt dar. Wir erklären Ihnen, wie Sie bei der Anlage einer Pilzkultur vorgehen und worauf es dabei ankommt.

Champignons selbst züchten
Champignons (Agaricus) zählen zu den beliebtesten Speisepilzen und lassen sich auch selbst züchten
Inhaltsverzeichnis

Wo wachsen Pilze?

Pilze bevorzugen überwiegend einen feuchten und schattigen Platz. Der ausgewählte Standort sollte außerdem möglichst windgeschützt und wohl temperiert ausfallen. Sonne ist hingegen unbedingt zu vermeiden, da dadurch eine Austrocknung begünstigt wird. Das Myzel, was einen Großteil des Pilzes ausmacht, droht bei Temperaturen von rund 30 Grad Celsius abzusterben. Manche Pilzsorten, wie beispielsweise Champignons, benötigen keinerlei Licht und gedeihen in vollkommener Dunkelheit.

Da sich das Pilzmyzel sowohl in der Erde als auch auf weiteren Nährböden ausbilden kann, ist der Anbau im Garten, auf dem Balkon, der Terrasse, im Keller oder auf der Fensterbank möglich.

Unser Experten-Tipp:
Möchten Sie das ganze Jahr über frische Pilze ernten, empfiehlt es sich, sie im Haus zu kultivieren. Im Garten ist die Entwicklung vorrangig von der jeweiligen Jahreszeit abhängig, was aber dennoch eine fast ganzjährige Pilzkultur ermöglicht.

Welche Pilze kommen für den Eigenanbau infrage?

Geeignete Pilzarten für die Pilzzucht
Champignons, Austern-Seitlinge und Shiitakepilze sind gut zur Pilzzucht geeignet

Obwohl sich zahlreiche Pilzarten in Eigenregie kultivieren lassen, sind dennoch nicht alle Sorten geeignet. Folgende Pilzsarten, welche vorrangig auch in der Küche zum Einsatz kommen, gedeihen in aller Regel problemlos:

  • Champignons (Agaricus)
  • Austern-Seitling (Pleurotus ostreatus)
  • Shiitakepilze (Lentinula edodes)
  • Riesen-Träuschling / Braunkappe (Stropharia rugosoannulata)
  • Stockschwämmchen (Kuehneromyces)

Symbiotisch lebende Pilzarten, welche einen lebenden Wirt benötigen, um über Wechselbeziehungen gedeihen zu können, sind für den Eigenanbau ungeeignet. Hierzu gehören zum Beispiel:

  • Pfifferlinge (Cantharellus)
  • Maronen (Imleria badia)
  • Steinpilze (Boletus)

Pilze selber anbauen - diese Möglichkeiten gibt es

Pilze vermehren sich über Sporen. Für bessere Ernteerfolge ist jedoch die Kultivierung mittels einer Pilzbrut zu empfehlen. Dabei handelt es sich um Getreidekörner, die mit wurzelähnlichen Myzelien der jeweiligen Pilze besiedelt sind. Mit Hilfe der Pilzbrut wird das Substrat geimpft. Im Anschluss dauert es eine gewisse Zeit, bis sich das Myzel in einem feuchten Klima ausgebreitet hat. Ab diesem Zeitpunkt beginnt die Ausbildung des Fruchtkörpers.

Als Substrat kommen folgende Materialien infrage:

  • Kaffeesatz
  • Stroh
  • Sägemehl
  • Holz (unbehandelt / unlackiert)
  • Baumstümpfe (Laubholz / Obstgehölze / gelegentlich Nadelhölzer)

Fertigsets erleichtern die Pilzzucht

Da sich die Anlage einer Pilzkultur für Hobby-Gärtner oftmals schwierig gestaltet, stellen vorbereitete Fertigsets eine durchaus interessante Alternative dar. Ein Pilzzuchtset ermöglicht Ihnen den direkten Start Ihrer Pilzkultur, da das Substrat bereits vom Pilzgewebe durchzogen ist. Die Ausbildung des Fruchtkörpers erfolgt meist unmittelbar, sodass die ersten Exemplare nach rund drei bis fünf Wochen vollständig ausgereift sind. Die Kultivierung von Fertigsets gelingt in aller Regel mit einem geringen Aufwand. Wichtig ist, dass Sie die Pilzkultur durchgehend feucht halten und die beigefügte Anleitung genau befolgen.

Pilze züchten - so gehen Sie vor

Austernpilz-Myzel auf Kaffeesatz
Nach einiger Zeit zeigt sich das Myzel auf dem Substrat © Tobi Kellner - Wikimedia | CC BY-SA 3.0

Möchten Sie Ihre Pilze ohne ein fertiges Pilzzuchtset züchten, benötigen Sie zunächst eine Pilzbrut sowie einen geeigneten Nährboden in Form von Substrat. Zum Eigenschutz vor Schimmelsporen und Bakterien sollten Sie im Rahmen der Pilzzucht stets sterile Einmal-Handschuhe verwenden oder Ihre Hände gründlich waschen.

Je nachdem für welches Substrat Sie sich entscheiden, gestaltet sich das „Impfen“ unterschiedlich. Sägespäne beispielsweise sollte möglichst mit einem Dampf von über 60 Grad Celsius behandelt werden. Somit ist gewährleistet, dass Keime und ungewollte Pilzsporen abgetötet werden.

Nach erfolgreicher Impfung des Substrats zeigt sich schon bald ein weißer Flaum auf der Oberfläche. Dies ist ein Anzeichen dafür, dass die Erde bzw. der Stamm bereits vollständig vom Myzel durchwachsen ist. Innerhalb weniger Tage reifen die ersten Pilze im Miniformat heran, woraus sich anschließend richtige Fruchtkörper entwickeln.

Unser Experten-Tipp:
An eher trockenen Standorten kann sich die Verwendung von Pilzzuchtbeuteln als hilfreich erweisen. Diese wirken einer Austrocknung der Pilzkultur entgegen.

Weitere Tipps für eine erfolgreiche Pilzzucht

Folgende Tipps können Ihnen die Kultivierung von Pilzen erleichtern:

Bewässerung

Sobald die Pilzkultur in das Substrat gegeben wurde, sollte es ausreichend bewässert werden. Lassen Sie das Substrat anschließend abtropfen und halten Sie die Kultur stets feucht. Ein Triefen der Kultur gilt es dabei unbedingt zu vermeiden. Die Bewässerung sollte mit einer Sprühflasche erfolgen. Wichtig ist, dass Sie ausschließlich frisches Leitungswasser verwenden und Staunässe stets vermeiden.

Luftfeuchtigkeit

Die Luftfeuchtigkeit der Umgebung sollte möglichst hoch ausfallen. Als optimal gilt eine relative Luftfeuchtigkeit zwischen 80 und 95 %. Diese Bedingungen sind für gewöhnlich im Keller, Badezimmer und Küche erfüllt.

Temperatur

Pilze bevorzugen ein feuchtwarmes Klima zwischen 10 und 25 Grad Celsius. Beachten Sie jedoch stets die Angaben auf der entsprechenden Verpackung.

Wann sind Pilze erntereif?

Pilzpfanne und gefüllte Steinchampignons
Die selbst geernteten Pilze lassen sich vielseitig in der Küche verwenden

Je nachdem welchen Nährboden Sie verwenden, nimmt die Ausbreitung des Myzels unterschiedlich viel Zeit in Anspruch. Bei Stroh und Sägespänen beträgt die Kulturdauer rund drei Monate, während sie sich bei Holzspäne auf einen Zeitraum von bis zu sechs Monate beläuft. Bei guter Pflege können Pilze das ganze Jahr über geerntet werden.

Sobald die gewünschte Größe erreicht ist, kann die Ernte der Pilze erfolgen. Hierfür ist die Verwendung eines sauberen Messers zu empfehlen. Profis verwenden hierfür spezielle Pilzmesser mit Bürste, die das Abschneiden und Reinigen erleichtern. Im Anschluss an die erste Ernte treibt eine Pilzkultur für gewöhnlich noch drei bis vier weitere Male aus. Dazwischen liegt eine Pause von lediglich wenigen Tagen.

Unser Experten-Tipp:
Die Überwinterung von Pilzen im Garten ist problemlos möglich. Hierbei sollten Sie allerdings den Fruchtkörper entfernen, damit sich die Pilze in das Pflanzmaterial zurückziehen.

Hinweis

Sofern Sie nicht über die entsprechenden Kenntnisse verfügen, verwenden Sie zum Pilzanbau bitte ausschließlich im Handel erhältliche Pilzzuchtsets. Nutzen Sie keine in der freien Natur selbst gesammelten Pilze zur Vermehrung, da es sich dabei gegebenenfalls um giftige Doppelgänger handeln kann.

THEMEN:   Pilze

Autor Carina Staiger
Über die Autorin
Carina Staiger
Nach Wirtschaftsabitur und Ausbildung hat sich Carina für das Leben als freie Redakteurin entschieden. Seit 2020 berät und unterhält sie unsere Leser mit ihrem fundierten Fachwissen zu den unterschiedlichsten Tier- und Gartenthemen.
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