Verfressene Sau! Deutsche Wildtier Stiftung startet Rothirsch-Kampagne
Die Plakataktion soll verstören: Ein stattlicher Rothirsch steht deplatziert und heimatlos auf dem Asphalt einer Innenstadt - weitab von seinem natürlichen Lebensraum. Neben ihm ein voller Mülleimer und eine plakatierte Straßenlaterne. Daneben steht in großen Lettern: "Verfressene SAU!". Dies ist eines von aktuell drei Motiven, die die Deutsche Wildtier Stiftung seit heute in der Stuttgarter Innenstadt und im und am Hauptbahnhof aushängt, um Aufmerksamkeit für den Rothirsch zu erzeugen.
„Wir sind die Stimme der Wildtiere“, sagt Dr. Andreas Kinser, stellvertretender Leiter der Abteilung Natur- und Artenschutz der Deutschen Wildtier Stiftung. „Unsere Plakate sprechen für den Rothirsch, der in seinem natürlichen Lebensraum meist unerwünscht ist.“
Der Rothirsch hat häufig das Image eines Schädlings und wird als eine "Verfressene Sau" bezeichnet, da er auf Feldern und in Wäldern Schäden anrichten kann. Durch den vom Menschen verringerten Lebensraum sind viele Wildtiere allerdings gezwungen, sich in dichtere Waldgebiete zurückzuziehen und müssen dort mit einem knapperen Nahrungsangebot zurechtkommen. Die Stiftung möchte mit der Plakataktion dieses negative Image verbessern. „Auch Rothirsche haben unseren Respekt verdient, denn sie sind ein faszinierender Bestandteil unserer heimischen Ökosysteme“, sagt Kinser.
Plakataktion vorerst nur in Stuttgart
Die Bundesländer entscheiden, wo Rothirsche leben dürfen. In den meisten Ländern gibt es festgelegte Gebiete, die sogenannten Rotwildbezirke, die den Hirschen ausschließlich als Lebensraum gestattet werden. Verlassen die Tiere diese Bezirke, und sei es nur für einen Gebietswechsel, müssen die Hirsche erschossen werden. Baden-Württemberg und Bayern sind dabei besonders radikal in der Umsetzung ihrer Rotwildpolitik.
Andreas Kinser: „In Baden-Württemberg darf der Hirsch nur auf 4 % der Landesfläche in fünf Rotwildbezirken existieren. Auf den anderen 96 % muss er dagegen per Gesetz ausgerottet werden.“ Auf die Frage, warum die Aktion in Stuttgart stattfindet, antwortet Kinser: „Hier sitzen die Hauptverantwortlichen, die den Rothirsch lieber tot sehen, als im Wald“.
Die aktuelle Rotwildrichtlinie, die auf einer veralteten gesetzlichen Regelung beruht, läuft am 30. November 2020 aus. Sie verpflichtet Jäger dazu, Rothirsche auf den offenen Landesflächen auszurotten, wodurch die natürlichen Wanderbewegungen und somit der genetische Austausch und die Besiedlung neuer Landschaften verhindert wird.
Die Deutsche Wildtier Stiftung fordert daher von der grün-schwarzen Landesregierung eine Reform der Richtlinie:
- Außerhalb der bestehenden Rotwildvorkommen sollen grundsätzlich alle Rothirsche geschont werden, die sich entlang der Wildtierkorridore des Generalwildwegeplans von Baden-Württemberg bewegen.
- Rotwildvorkommen, die bereits heute außerhalb der fünf Rotwildbezirke existieren, sollen sofort „legalisiert“ werden.
- Eine politische Agenda für mehr Rotwild-Lebensraum in Baden-Württemberg.
Parallel zur Kampagne hat die Stiftung außerdem eine Petition eingerichtet, die über die Webseite der Aktion erreichbar ist: www.HilfdemHirsch.org.
Quelle: Deutsche Wildtier Stiftung
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