Zeigerpflanzen zum Gärtnern nutzen
Was sind Zeigerpflanzen?
Unter Zeigerpflanzen (Indikatorpflanzen) sind vor allem Wildgewächse zu verstehen, die nur unter ganz bestimmten Lebensbedingungen wachsen und eine geringe Toleranz gegenüber Veränderungen aufweisen. Dadurch lassen sich unter anderem Rückschlüsse auf die Bodenbeschaffenheit oder die klimatischen Bedingungen am Standort ziehen, die ansonsten nur über Bodenuntersuchungen oder andere chemische Analysen zu erfahren wären. Sie werden daher auch als Bioindikatoren bezeichnet.
Zeigerpflanzen werden vielfach auch als Unkraut bezeichnet, wobei viele von ihnen als Wildkräuter in der Küche sowie in der Naturmedizin Verwendung finden. Auch manche Wildbeeren zählen dazu.
Darüber hinaus gibt es phänologische Zeigerpflanzen, die ein wichtiger Bestandteil des phänologischen Kalenders sind. Statt der üblichen vier, unterteilt er das Jahr in zehn Jahreszeiten. Bestimmte Wild-, Nutz- und Zierpflanzen geben dabei Auskunft, wann eine bestimmte Vegetationsperiode begonnen hat. So kündigt beispielsweise der Blühbeginn des Schwarzen Holunders (Sambucus nigra) den Frühsommer an, während die Sommerlinde (Tilia platyphyllos) den Hochsommer einleitet. Gärtner, die sich danach richten, können im Einklang mit der Natur gärtnern und finden so den richtigen Zeitpunkt für die Aussaat von Gemüsepflanzen oder dem Rückschnitt einzelner Pflanzenarten.
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Welche Vorteile bringen Indikatorpflanzen bei der Bodenanalyse?
Kennen Sie die Ansprüche der einzelnen Wildpflanzen, erhalten Sie dadurch wichtige Informationen über die Bodenqualität des jeweiligen Standortes. Hauptsächlich geht es dabei um den Nährstoffgehalt sowie die Beschaffenheit des Bodens. Bevorzugt ein Wildkraut beispielsweise einen sehr kalkhaltigen Boden und macht sich an einer bestimmten Stelle besonders breit, wissen Sie auch ohne Bodenanalyse, dass dort entsprechend viel Kalk vorhanden ist.
Die Informationen der Zeigerpflanzen können Sie zudem nutzen, um eventuelle Bodenveränderungen schnell zu erkennen. Haben Sie zum Beispiel Lavendel gepflanzt, der ausschließlich in Erde mit alkalischem pH-Wert wächst und es macht sich ein Unkraut breit, das sich nur in saurer Erde ansiedelt, erkennen Sie dadurch die pflanzenschädliche Bodenveränderung und können handeln, bevor es zu spät ist.
Andersherum zeigen Ihnen Indikatorpflanzen aber auch, wo sich geeignete Standorte für Neupflanzungen befinden. Möchten Sie beispielsweise Magnolien pflanzen, die einen sauren Boden mit pH-Wert zwischen 5,5 und 6,8 benötigen, sehen Sie anhand bestimmter Zeigerpflanzen, wo der Boden diese Voraussetzungen erfüllt. Da Zeigerpflanzen eine sehr geringere Toleranz in Bezug auf Ihre Ansprüche stellen, lassen sich sehr zuverlässige Bodenbestimmungen machen.
Welche Nachteile haben Zeigerpflanzen?
Zeigerpflanzen vermehren sich als Unkraut häufig rasant im Garten. Bietet der Boden optimale Bedingungen, sind sie langfristig nur schwer zu bekämpfen. Der größte Nachteil vieler Exemplare ist die Verdrängung anderer Pflanzen. Häufig zählen sie zu den Starkzehrern und entziehen Pflanznachbarn wertvolle Bodenstoffe. In der Folge können Pflanzenschädigungen aufgrund einer Unterversorgung entstehen. Mit anderen Worten: Lassen Sie Zeigerpflanzen unkontrolliert im Garten wachsen, nehmen sie ihn früher oder später komplett ein.
Tabelle: Welche Zeigerpflanzen deuten auf welchen Boden hin?
In unserer Übersicht finden Sie Beispiele für die am weitesten verbreiteten Indikatorpflanzen und ihre bevorzugten Böden. Mit Hilfe dieser Bioindikatoren lassen sich Nährstoffe oder auch ein Nährstoffmangel im Erdboden recht zuverlässig bestimmen.
Bodenbeschaffenheit | Pflanzenarten |
---|---|
Stickstoffreicher Boden Stickstoffzeiger (Nitrophyten) |
|
Stickstoffarmer Boden Stickstoffarmutzeiger |
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Nährstoffarmer Boden |
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Nährstoff- und humusreicher Boden |
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Saurer Boden Säurezeiger |
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Basischer oder alkalischer Boden Basenzeiger |
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Kalkhaltiger Boden Kalkzeiger |
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Kalkarmer Boden Kalkzeiger |
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Feuchter Boden Feuchtezeiger |
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Staunässe im Boden Nässezeiger |
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Trockener Boden Trockenheitszeiger |
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Salzboden Salzzeiger |
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Sandboden |
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Verdichteter Boden |
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Idealer Boden für Schattenpflanzen Schattenzeiger |
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Lichtplätze Lichtzeiger |
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Günstige Bodenbedingungen für den Selbstanbau (gute Bodengare) |
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Boden mit schlechter Bodenstruktur (geringe Bodengare) |
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Schwermetalle im Boden |
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Magnesiumreicher Boden |
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Ist Moos auch eine Zeigerpflanze?
Auch Moos zählt zu den Indikatorpflanzen. Es ist weit verbreitet und bildet sich zum Ärgernis vieler Gartenbesitzer vor allem auf Rasenflächen. Im Gegensatz zu den meist stenözischen Zeigerpflanzen, die keine großen Schwankungen in ihren Lebensbedingungen tolerieren, ist Moos sehr tolerant gegenüber dem pH-Wert im Boden. Es breitet sich dort aus, wo sich der Rasen in einem stickstoffarmen Bereich befindet.
Für ein gesundes Wachstum der grünen Halme benötigt das Gras allerdings ausreichend Stickstoff. Nimmt das Moos Überhand, gedeiht der Rasen aufgrund des Stickstoffmangels zunehmend schlechter. Eine Düngung mit Stickstoff löst das Problem und tötet das Moos ab.
Mehr zum Thema: Moos aus dem Rasen entfernen
Was tun, wenn Indikatorpflanzen auf unvorteilhafte Bodenveränderung hinweisen?
In unserer Liste finden Sie die wichtigsten Zeigerpflanzen und die Bodeneigenschaften, auf die sie hinweisen. Stellt Ihre Bepflanzung andere Ansprüche, als der Boden aktuell bietet, können sie Gegenmaßnahmen vornehmen.
Bei ungeeignetem pH-Wert verabreichen Sie beispielsweise pH-Neutralisator, bei verdichtetem Boden lockern Sie diesen mit einer Gartenfräse oder einem Spaten auf, bei humusarmen Böden können Sie diese mit Kompostdüngungen verbessern und bei zu trockenem Boden bewässern Sie diesen mit dem Gartenschlauch oder stellen einen Rasensprenger auf.
Wie kann man ein zu weites ausbreiten im Garten verhindern?
Breiten sich die Wildpflanzen zu sehr in Ihrem Garten aus und beeinträchtigen die Entwicklung anderer Pflanzen, sollten sie handeln. In der Zeigerpflanzen Tabelle finden Sie die am häufigsten vorkommenden Wildpflanzen samt Beschreibungen, in welchen Böden sie gedeihen. Zur Bekämpfung brauchen Sie dann nur noch die Bodenverhältnisse ändern, indem Sie beispielsweise verdichteten Boden auflockern und Sand einbringen, ihn kalken oder düngen.
Ist das gezielte Anpflanzen von Zeigerpflanzen sinnvoll?
Unter Umständen ja. Es ist zum Beispiel empfehlenswert, wenn Sie viel Gemüse selbst anbauen und eine reichhaltige Ernte fördern möchten. Durch Zeigerpflanzen erkennen Sie schnell, wenn sich die Bodeneigenschaften zum Nachteil Ihrer Gemüsepflanzen ändern und können somit Schäden vorbeugen. Dazu pflanzen Sie Zeigerpflanzen, die die gleichen Ansprüche wie die Gemüsepflanzen an den Boden stellen. Bei einer Veränderung reagieren die Zeigerpflanzen häufig schon innerhalb von 24 Stunden darauf.
Welche Bedeutung haben Zeigerpflanzen im phänologischen Kalender?
Der phänologische Kalender teilt das Jahr in zehn Jahreszeiten auf, die von bestimmten Gartenpflanzen eingeläutet werden. Hier ein paar Beispiele:
Phänologische Jahreszeit | Leitphase | Ersatzphase |
---|---|---|
Vorfrühling | Hasel (Blüte) | Schneeglöckchen (Blüte) |
Erstfrühling | Forsythie (Blüte) | Stachelbeere (Blattentfaltung) |
Vollfrühling | Apfel (Blüte) | Stiel-Eiche (Blattentfaltung) |
Frühsommer | Schwarzer Holunder (Blüte) | Robinie (Blüte) |
Hochsommer | Sommerlinde (Blüte) | Rote Johannisbeere (Früchte) |
Spätsommer | Frühapfel (Fruchtreife) | Eberesche (Früchte) |
Frühherbst | Schwarzer Holunder (Fruchtreife) | Kornelkirsche (Früchte) |
Vollherbst | Stiel-Eiche (Fruchtreife) | Rosskastanie (Früchte) |
Spätherbst | Stiel-Eiche (Blattverfärbung) | Eberesche (Blattfall) |
Winter | Stiel-Eiche (Blattfall) | Apfel, spätreifend (Blattfall) Europäische Lärche (Nadelfall) |
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