Amazon Marketplace: Vorsicht vor Fake-Angeboten von Betrügern
Der Verkauf auf Amazons Marktplatz boomt und machte 2019 bereits rund 60 % des Gesamtumsatzes vom Onlineriesen aus. Kein Wunder, bieten doch zigtausende kleine wie große Händler ihre Produkte dort zusätzlich an und vergrößern das Produktangebot erheblich. Kaum ein Produkt, was nicht bei Amazon erhältlich ist.
Betrug vorwiegend bei teuren Produkten
Der Erfolg zieht allerdings auch haufenweise Betrüger an. Neben Fake-Bewertungen sind gehackte Verkäuferkonten des Marketplace bereits seit vielen Jahren das größte Problem von Amazon. Immer wieder berichten verärgerte Käufer über unseriöse Händler, die Ware zu unglaublich günstigen Preisen anbieten, aber nie versenden.
Betroffen sind in erster Linie teure Produkte - von Elektronik, über Haushaltsgeräte bis hin zu Spielzeug. Im Gartenbereich unter anderem Mähroboter, Rasentraktoren, Poolroboter, Gewächshäuser und Motorhacken. Statt über 1.000 Euro, soll ein Rasenroboter angeblich für nur 490 Euro erhältlich sein. Ein Traktor wird für günstige 715 Euro, statt der üblichen 2.500 Euro angeboten. Doch wie genau funktioniert die Betrugsmasche?
Fake-Angebote und Betrüger erkennen
Die Angebote zielen vor allem auf Schnäppchenjäger, die bei unsagbar günstigen Preisen jegliche Vernunft beiseite legen. Dazu fälschen oder hacken die Betrüger Marketplace-Konten und machen sich die teilweise vielen positiven Händlerbewertungen zunutze. Auf den ersten Blick sieht alles nach einem seriösen Anbieter aus. Dass beispielsweise ein Parfüm-Shop plötzlich haufenweise Gartengeräte anbietet, übersehen viele potenzielle Kunden dabei.
Darstellung auf der Produktseite
Bereits auf der Produktseite werden die günstigen Angebote beworben. Solange Neuware zum Verkauf steht, lassen sie sich meist nur auf der Preisübersicht finden, da die meisten Fakes als gebraucht angeboten werden. Bietet kein Händler die Ware als neu an, kann das Fake-Angebot auch schon auf der Detailseite erscheinen.
Fakeangebote in der Preisübersicht
In der Preisübersicht werden die gebrauchten und neuen Produkte zusammen in einer Liste angezeigt. Daher tauchen die Fake-Angebote hier ganz oben auf. Verdächtig: Obwohl als "Gebraucht - Wie neu" verkauft, sind die Artikel häufig 50 bis 70 % günstiger als vergleichbare Ware. Bereits hier sollte die Vernunft einsetzen und man als Käufer skeptisch werden.
Häufig fügen die Betrüger zudem die Info "*Brandneue Produkte !!*" hinzu. Außerdem ähneln sich die Fantasiepreise und werden 1:1 bei vielen anderen Produkten verwendet.
Amazon selbst warnt seine Kunden an dieser Stelle bislang lediglich mit einem Hinweissatz oben auf der Seite: "Kaufen Sie nicht von Verkäufern, die Sie zur Bezahlung außerhalb von Amazon auffordern. Ein rechtmäßiger und über die Amazon A-Z Garantie abgesicherter Kauf findet niemals außerhalb von Amazon statt."
Händlerseite gibt Aufschluss
Letztendliche Sicherheit, dass es sich um ein gehacktes Amazon Seller-Konto handelt, bekommen Sie auf der Händlerseite, die Sie per Klick auf den Händlernamen erreichen. Dort wird um eine vorherige Kontaktaufnahme per E-Mail gebeten, ohne die Ihre Bestellung ansonsten storniert werden würde.
Per E-Mail wird Ihnen dann ein sofortiger Versand der Ware versprochen, sofern Sie das Geld direkt an den Händler überweisen - per PayPal, Banküberweisung oder anderen Zahlungsarten. Kommen Sie dem nach, ist das Geld weg. Das bestellte Produkt werden Sie hingegen nie erhalten.
Wie werden die Händler-Shops gehackt?
Das genaue Vorgehen ist bislang unklar. Am Wahrscheinlichsten ist der Einsatz von sogenannten Phishing-Mails, die den Shop-Eigentümern einen reale Amazon Marketplace-Login vorgaukeln und so die Zugangsdaten abgreifen. Aber selbst normale Amazon-Kunden können dem zum Opfer fallen, da sich Accounts ohne großen Aufwand auch als Verkäuferkonto nutzen lassen.
In den neu erstellten oder gehackten Shop laden die Betrüger anschließend zehntausende Produktangebote hoch - häufig auf mehrere Konten gleichzeitig.
Wie kommen die Fake-Shop-Betrüger an Geld?
Lohnen kann sich die Masche auf zwei Arten:
- Bei Käufern, die um den Marktplatz herum das Geld direkt überweisen.
- Bei Bestellungen über den Marktplatz, sofern Amazon den Betrug zu spät bemerkt und das Geld bereits weitergeleitet hat.
Marketplace-Betrug: Sind betroffene Amazon-Kunden abgesichert?
Im ersten Fall bleiben Käufer auf dem Schaden sitzen und haben auch keine rechtlichen Möglichkeiten, gegen Amazon vorzugehen. Im zweiten Fall, bei Zahlung über den Marktplatz, greift die A-Z Garantie, die Kunden beim Kauf auf Amazon schützt. Bei Nichtlieferung oder Abweichungen vom beworbenen Produkt können Sie als Kunde den Amazon-Kundenservice kontaktieren und um Erstattung bitten. Den kompletten Kaufbetrag erhalten Sie dann innerhalb kürzester Zeit zurückerstattet.
Kompakt: So erkennen Sie betrügerische Fake-Shops auf Amazon
- Seien Sie vorsichtig wenn Angebote verdächtig günstig sind - echte Schnäppchen sind eher selten. Vergleichen Sie daher grundsätzliche die Preise mit anderen Shops.
- Gebrauchte Ware wird zwar häufig günstiger angeboten, aber selten mit mehr als 30 % Rabatt. Sofern verfügbar, kaufen Sie lieber einen Amazon Warehouse Deal.
- Schauen Sie bei Marketplace-Anbietern vor dem Kauf grundsätzlich in die Verkäuferinfo. Wird dort eine vorherige Kontaktaufnahme gefordert, nehmen Sie besser Abstand.
- Werden Sie skeptisch, wenn ein Shop andere Produkte anbietet, als es der Name vermuten lässt (bspw. Gartengeräte bei einem Modehändler).
Der wichtigste Tipp noch einmal zum Schluss:
Verwenden Sie für jeglichen Kontakt zum Händler und für Zahlungen ausschließlich den Amazon Marktplatz.
Wolfgang Brahmann
Vielen Dank für Ihren aufschlussreichen Artikel, Herr Giller. Ich habe mich schon häufiger gefragt, wie einige Amazon-Händler Produkte so derart günstig anbieten können. Jetzt weiß ich, worauf ich beim nächsten Marketplace Kauf achten muss!