Pflanzenkrankheit

Feuerbrand: Die Pflanzenkrankheit erkennen und bekämpfen

Verwelkte Blätter und schwarze Verfärbungen: Feuerbrand lässt befallene Pflanzen so wirken, als seien sie wirklich verbrannt. Wir haben alles Wissenswerte rund um die bakterielle Pflanzenkrankheit für Sie zusammengefasst.

Feuerbrand an einem Apfelbaum
Vor allem Apfelbäume werden häufig von Feuerbrand befallen und zeigen dann die typischen Symptome © I, Paethon - Wikimedia | CC BY-SA 3.0
Inhaltsverzeichnis

Feuerbrand und seine Entstehung

Feuerbrand gilt als eine gefährliche Pflanzenkrankheit, die insbesondere Kernobstgehölze befällt. Sie breitet sich teilweise seuchenartig aus und ist in nahezu jedem Land vertreten. Während sich Gehölze bei einem milden Befall noch retten lassen, sterben stark befallene Pflanzen vollständig ab.

Der Auslöser der Krankheit basiert auf einem Bakterium, das als Erwinia amylovora bezeichnet wird und zu den Enterobakterien gehört. Unter dem Mikroskop weist das Bakterium eine längliche Form auf. Untersuchungen haben gezeigt, dass es sogar unter Luftabschluss lebensfähig bleibt und Temperaturen zwischen 21 und 28 Grad Celsius bevorzugt.

Anfällige Pflanzen

Feuerbrand befällt zahlreiche Wirtspflanzen, die insgesamt rund 170 Arten und 40 Gattungen innerhalb der Familie der Rosengewächse umfassen. Die Hauptwirtspflanzen sind Kernobstgewächse, die eine besonders hohe Anfälligkeit für die Krankheit aufweisen. Sie erlauben dem Bakterium außerdem das Überwintern, wenn sich dieses im Herbst in der Rinde einnistet.

Apfelbäume sind von einem Befall mit Feuerbrand sehr häufig betroffen. Wenn Sie im heimischen Garten neue Pflanzen integrieren möchten, empfiehlt sich daher die Wahl spezieller Sorten, die robust und wenig anfällig ausfallen.

Im Bereich der Ziergehölze nistet sich das Bakterium oft in Elsbeere, Mispel, Quitten und Speierling ein. Unter den Wildgehölzen sollten Sie alle Apfelarten, Apfelbeere, Felsenbirne, Feuerdorn, Mehlbeere, Rotdorn, Vogelbeere, Weißdorn und Zierquitte im Auge behalten.

Übertragung und Ausbreitung

Reife Äpfel am Baum
Kernobstgewächse wie Apfelbäume sollten hin und wieder auf Feuerbrandmerkmale hin untersucht werden

Feuerbrand kann sich auf zahlreiche Varianten verbreiten. Es lassen sich zum einen die Infektion vor dem Pflanzen und die Infektion nach dem Pflanzen unterscheiden. Insgesamt sind die folgenden Wege für eine Ausbreitung der Pflanzenkrankheit möglich:

  • Einschleppen über kontaminierte Pflanzen, Verpackungsmaterialien oder Schnittwerkzeuge
  • Insekten
  • Kleinsäugetiere
  • Mensch
  • Starke Wetterereignisse wie Wind und Regen
  • Zugvögel

Während der kalten Jahreszeit, in der die Vegetation ruht, überwintert Erwinia amylovora in erkrankten Rindenteilen, die als sogenannte Nekrosen bezeichnet werden. Steigen im Frühjahr die Temperaturen, beginnt das Bakterium sich zu vermehren und auszubreiten.

An befallenen Stellen treten Schleimtropfen aus, die äußerst infektiös wirken. Durch Kleinsäugetiere, Insekten oder sogar Wind und Regen, die mit diesen Schleimtropfen in Berührung kommen, breitet sich die Krankheit auf weitere Pflanzen aus.

Infektion

Um ein Rosengewächs zu infizieren, muss das Bakterium in das Pflanzengewebe eindringen. Poren in der Epidermis, sogenannte Spaltöffnungen, und Korkporen, sogenannte Lentizellen, bieten natürliche Eintrittspforten. Aber auch Nektarien, also die Nektardrüsen der Blüten und Wunden an Zweigen, Trieben und Blättern bieten Erwinia amylovora einen möglichen Weg ins Pflanzengewebe.

Je nachdem, welche Pflanzenteile zuerst befallen werden, lassen sich die Blüten- und die Triebinfektion unterscheiden. Befallene Stellen, die bereits erfolgreich behandelt wurden, können zudem wieder aktiv werden und beschreiben eine dritte Art der Infektion.

Eine Ansteckung mit Feuerbrand erfolgt meistens während der Blütezeit in Frühjahr und Sommer. Eine feuchtwarme Witterung erleichtert die Ausbreitung des Erregers. Da eine Übertragung des Bakteriums oft durch bestäubende Insekten erfolgt, sind die Blüten von Rosengewächsen und Kernobstgehölzen besonders stark gefährdet.

Feuerbrand erkennen

Feuerbrandsymptome an einem Obstbaum
Obst sowie Blätter verfärben sich bei einem Feuerbrandbefall braun bis schwarz und verkümmern © Ninjatacoshell - Wikimedia | CC BY-SA 3.0

Eine Erkrankung an Feuerbrand lässt sich anhand verschiedener Symptome erkennen. An befallenen Pflanzen beginnen Blüten und Blätter sofort zu verwelken. Sie fallen nicht ab, zeigen jedoch eine braune oder schwarze Verfärbung, die sich vom Blattstiel bis in die Blattspitzen ausbreitet.

Erwinia amylovora wird in den Leitbündeln der befallenen Pflanze transportiert. Diese erstrecken sich von den Wurzeln über die Sprossachse bis hin zu den Blättern. Im Laufe der Zeit werden die Leitbündel durch die Ausscheidungen der Bakterien verstopft und in den betroffenen Pflanzenteilen entsteht ein Wassermangel. Betroffene Triebspitzen krümmen sich in der Folge bogenförmig nach unten.

Insgesamt wirken betroffene Rosengewächse und Pflanzenteile, als wären sie verbrannt. Der Name der Krankheit leitet sich aus genau dieser Beobachtung ab. Während junge Pflanzen bereits nach zwei bis drei Wochen absterben können, gehen ältere Gehölze oftmals erst nach mehreren Jahren ein.

Neben den genannten Erkennungsmerkmalen tritt während der Sommer- und Herbstmonate an infizierten Stellen Bakterienschleim aus. Im Winter können befallene Stellen zudem einsinken. Da diese Merkmale jedoch nicht ausreichen, um einen Befall mit Feuerbrand zu 100 Prozent festzustellen, empfiehlt sich in Verdachtsfällen eine Laboruntersuchung.

Wichtig: In Deutschland besteht eine Meldepflicht für das Auftreten von Feuerbrand. Selbst der reine Verdacht bedarf einer Meldung, die in Abhängigkeit vom Bundesland entweder an das Landesamt oder die Landesanstalt für Landwirtschaft zu richten ist.

Feuerbrand bekämpfen

Astschere an einem Feuerbrand-Baum
Häufig können befallene Teile des Baumen nur noch radikal zurückgeschnitten werden

Wenn Sie einen Befall von Obst- und Ziergehölzen mit dem Bakterium Erwinia amylovora feststellen, gibt es zwei Möglichkeiten: Die Pflanze ist nur leicht befallen und Sie können eindämmende Maßnahmen anwenden oder die Pflanze ist stark befallen und muss entfernt werden.

Zeigen sich die Symptome nur an einzelnen Trieben, können Sie die befallenen Pflanzenteile bis tief ins gesunde Holz zurückschneiden. Wichtig ist, dass Sie die Wunde versiegeln, um dem Erreger keine erneute Eintrittspforte ins Pflanzengewebe zu offerieren.

Alle Werkzeuge, die Sie für den Rückschnitt verwenden, sollte Sie mit einer 70-prozentigen Alkohollösung desinfizieren. Entsorgen Sie infizierte Pflanzenteile auf keinen Fall über den Kompost oder die Biotonne. Im Idealfall verbrennen Sie Blätter und Äste direkt nach dem Rückschnitt. Ist dieses Vorgehen in Ihrer Wohnregion nicht erlaubt, können Sie die Pflanzenteile stattdessen über den Haushaltsmüll entsorgen.

Für eine effektive Bekämpfung ist eine regelmäßige Kontrolle der befallenen Pflanze unverzichtbar. Untersuchen Sie das Gehölz deshalb nach einigen Woche ein weiteres Mal und entfernen Sie alle Pflanzenteile, die erneut Symptome aufweisen. Im Folgejahr sollte zudem eine Nachkontrolle erfolgen.

Vorbeugende Maßnahmen

Rosengewächse lassen sich nicht vollständig vor einer Erkrankung an Feuerbrand schützen. Es gibt jedoch einige Möglichkeiten, um das Infektionsrisiko zu reduzieren. Hierzu zählt insbesondere die Wahl widerstandsfähiger Sorten, die sich vor allem bei der Neupflanzung von Gehölzen anbietet.

Wichtig ist ebenfalls, dass Sie anfällige Pflanzen in Ihrem Garten regelmäßig auf einen Befall kontrollieren. Denn je früher Sie die Krankheit erkennen, desto besser lässt sie sich bekämpfen. Gartengeräte können Sie außerdem regelmäßig mit einer 70-prozentigen Alkohollösung desinfizieren.

Während im professionellen Obstbau Antibiotika wie Streptomycin und spezielle Bakterizide eingesetzt werden, sind diese für den Hobbygarten weder zu empfehlen noch zugelassen. Stattdessen können Sie auf verschiedene Hefepräparate setzen, die in Untersuchungen einen Wirkungsgrad von bis zu 70 Prozent erreichen konnten.

Die Präparate beinhalten einen hefeähnlichen Pilz, der sich auf dem Blütenboden ausbreitet und auf diese Weise verhindert, dass Erwinia amylovora über die Nektarien in das Pflanzengewebe eindringt. Hefepräparate lassen sich besonders gut zum Schutz junger sowie niedriger Obstbäume einsetzen und werden im zeitigen Frühjahr ausgebracht.

Häufig gestellte Fragen

Ist Feuerbrand für den Menschen gefährlich?

Das Bakterium, das den Feuerbrand an Rosengewächsen auslöst, schädigt lediglich Pflanzen und lässt diese in kurzer Zeit absterben. Es breitet sich teilweise zwar seuchenartig aus, ist für den Menschen aber ungefährlich.

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Wie lässt sich Feuerbrand bekämpfen?

Fällt ein Befall mit Erwinia amylovora auf, müssen alle infizierten Pflanzenteile bis in das gesunde Holz zurückgeschnitten werden. Werkzeuge, die Sie für den Rückschnitt verwenden, sollte Sie desinfizieren. Eine regelmäßige Kontrolle auf einen erneuten Befall ist zudem unverzichtbar.

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Wann tritt Feuerbrand auf?

Das Bakterium verbreitet sich vor allem während Frühling und Sommer. Es bevorzugt eine feuchtwarme Witterung und Temperaturen zwischen 21 und 28 Grad Celsius. Blüten von Obstbäumen sind besonders stark für eine Infektion gefährdet.

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THEMEN:   Pflanzenkrankheiten Obst Rosen

Autor Jennifer Nagel
Über die Autorin
Jennifer Nagel
Nach einem redaktionellen Praktikum entdeckte Jennifer ihre Liebe zur Sprache und begann ein Studium zum Werbetexter und Konzeptioner. Sie arbeitet als freie Redakteurin und Lektorin und bereichert unser Magazin seit 2021 mit ihrem umfassenden Gartenwissen.
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