Fortpflanzung von Vögeln durch Licht und Lärm gestört
Schon lange ist bekannt, dass Lärm von Autos und anderen Maschinen das Verhalten von Vögeln langfristig verändert. Gleiches gilt für die nächtliche Beleuchtung von Straßen, Gehwegen, Parks und anderen Anlagen. Wie weit diese Veränderungen jedoch gehen, hat Clint Francis von der California Polytechnic State University in San Luis Obispo, Kalifornien mit Kollegen untersucht und seine Studienergebnisse nun in der Fachzeitschrift Nature veröffentlicht.
Dass Licht Auswirkungen auf das Fortpflanzungsverhalten hat, wurde bereits an mehreren heimischen Arten erforscht. So stimmen beispielsweise Amseln, Buchfinken, Rotkehlen sowie Blau- und Kohlmeisen ihre Balzgesänge früher an, wenn ihr Lebensraum künstlich beleuchtet wird. Zudem legen Blaumeisen ihre Eier in Nähe von Straßenlaternen eineinhalb Tage früher ab.
Langzeitstudie über 142 Vogelarten
Das Besondere an der neuen Studie ist die Anzahl an Vögeln, die untersucht wurden. Insgesamt 142 Vogelarten beobachteten freiwillige Hobbyforscher in den USA zwischen 2000 und 2014 im Rahmen eines Citizen Science Projekts. Bei über 58.000 Vogelnestern wurde dokumentiert, wann die erste Eiablage erfolgte, wie viele Eier gelegt wurden und ob mindestens ein Jungvogel die Flugreife erreichte.
Die gesammelten Daten verknüpften Clint Francis und sein Team mit ortsbezogenen Daten zu Zivilisationslärm und künstlichem Licht. Dabei kam heraus, dass sich der normale Brutzyklus, der normalweise durch den Stand der Sonne sowie die Tageslänge bestimmt wird, bei künstlicher Beleuchtung verschiebt. Rund einen Monat früher erfolgt die Paarung und somit das Brüten, im Gegensatz zu Vögeln, die in einer naturbelassenen Landschaft leben.
Profiteure von künstlichem Licht
Da Vögel das Schlüpfen der Küken normalerweise so legen, dass ein möglichst großes Nahrungsangebot an Käfern, Raupen und anderen Insekten zur Verfügung steht, könnte ein zu früher Termin also für Nahrungsknappheit sorgen. Doch dem ist nicht so, wie die Untersuchungen von Clint Francis ergaben. Wahrscheinlich sorgt der von Menschen verursachte Klimawandel dafür, dass durch die erhöhten Temperaturen auch Insekten früher aktiv werden und so dennoch für ausreichend Nahrung sorgen.
Die Forscher vermuten, dass sich der Bruterfolg einiger Arten durch die nächtliche Beleuchtung sogar verbessert haben könnte. Vor allem Vögel, die bei Dämmerung gut sehen, haben einen Vorteil bei der Nahrungssuche, wenn die Tage noch kürzer und dunkler sind.
Lärm stört Fortpflanzung
Vor allem der Lärm sorgt für einen geringeren Fortpflanzungerfolg. Im Vergleich zu leisen Landschaften, legen Waldvögel in lauten Gebieten in hundert Nester rund 64 Eier weniger. Als Ursache vermutet Clint Francis die tiefen Melodien, die Waldvögel für den Balzgesang verwenden. Sie lassen sich leichter von Menschenlärm übertönen, als die höheren Töne anderer Vogelarten.
Quelle: Nature
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