Gartenratgeber

Gärtnern nach Bauernregeln: Wissenswertes und heutiger Nutzen

Sie werden seit Generationen weitergegeben und treffen Voraussagen über das Wetter: Bauernregeln. Wir haben für Sie Wissenswertes rund um das Gärtnern nach den gereimten Versen zusammengefasst und klären die Frage, ob sie heute noch nützlich sind.

Bauernregeln im Garten
So manche alte Bauernweisheit hat auch heute noch Bestand
Inhaltsverzeichnis

Ursprung und Geschichte von Bauernregeln

Bauernregeln entstammen einer Zeit, die noch keine moderne Wettervorhersage kannte. Bauern und Landwirte waren daher auf eine stetige Beobachtung des Wetters und der Natur angewiesen, um die optimalen Zeitpunkte für Arbeiten auf Feld und Acker zu wählen. Die kontinuierliche Beobachtung von Wetter und Natur führte dazu, dass sich im Laufe der Zeit wiederkehrende Umstände feststellen ließen. Diese hatten häufig einen wiederkehrenden Einfluss auf das Wetter, sodass sich die beobachteten Phänomene in Form von Richtlinien festhalten ließen.

Um die Merkfähigkeit zu erhöhen, wurden diese Bauernregeln in Form gereimter Verse von Generation zu Generation weitergegeben. Sie dienten dazu, aus einer spezifischen Wetterlage eine möglichst verlässliche Vorhersage für kommende Tage, Wochen oder sogar Monate zu treffen. Kurz- und mittelfristige Vorhersagen gelten dabei als besonders verlässlich, da sie nicht auf das Wetter des gesamten Jahres schließen lassen. Stattdessen dienen sie als allgemeine Tipps beim Gärtnern und weisen auf zeitnahe Wetterveränderungen hin.

Zusammenhang zwischen Bauernregeln und Lostagen

In der Regel richten sich kurz- und mittelfristige Wetterveränderungen nach sogenannten Lostagen oder fallen auf Gedenktage von Heiligen. Die bekanntesten Beispiele sind die Eisheiligen im Mai, die Schafskälte und der Siebenschläfertag.

Die Eisheiligen bezeichnen hierbei die Tage zwischen dem 11. und dem 15. Mai, die in der Regel mit einem Kälteeinbruch und verspäteten Frösten einhergehen. Eine bekannte Bauernweisheit für den Mai lautet wie folgt: "Vor Nachtfrost du nie sicher bist, bis Sophie vorüber ist." Die sogenannte kalte Sophie fällt dabei auf den letzten Tag der Eisheiligen.

Während die Schafskälte zwischen dem 4. und 20. Juni ebenfalls einen Kälteeinbruch verspricht, dient der Siebenschläfertag am 27. Juni bzw. 7. Juli als mittelfristige Wettervorhersage. So soll das Wetter an diesem Tag für weitere sieben Wochen nahezu konstant bleiben.

Meteorologen fanden dabei heraus, dass Bauernregeln durchaus ein wahrer Kern innewohnt, wenn sich diese auf einen Lostag beziehen. So wird der Wettervorhersage am Siebenschläfer beispielsweise eine Wahrscheinlichkeit von 80 Prozent zugesprochen. Für das Gärtnern im heimischen Garten lohnt es sich also, die bekanntesten Los- und Gedenktage im Kopf zu behalten.

Bauernregeln zur allgemeinen Wettervorhersage

Neben Richtlinien, die der kurz- und mittelfristigen Wettervorhersage an Lostagen dienen, lassen sich einige Bauernregeln das gesamte Jahr über einsetzen. Sie beruhen auf spezifischen Naturbeobachtungen und erweise sich daher oftmals als sehr verlässlich.

Die beiden Bauernregeln "Abendrot, schön Wetterbot" und "Morgenrot, schlecht Wetter droht" lesen das zu erwartende Wetter für jeweils einen Tag an den auftretenden Himmelserscheinungen ab. Zwei weitere Regeln, nämlich "Verlässt der Frosch seinen Teich, wird das Wetter regenreich" und "Entfernt sich die Biene nicht weit von der Beute, erwarten Schlechtwetter Land und Leute" orientieren sich hingegen am Tierreich.

Nicht nur Frosch und Biene, sondern auch weitere Tiere besitzen nahezu einen siebten Sinn für das kommende Wetter. Bauernregeln, die sich an ihrem Verhalten orientieren, lassen sich daher als durchaus zuverlässige Regeln in die heimischen Gartenarbeiten einbinden.

Bauernregeln zur regionalen Wettervorhersage

Neben allgemeinen Bauernregeln, wie den zuvor genannten, besitzen einige Richtlinien regionale Wurzeln. Basiert eine Wettervorhersage beispielsweise auf einem Wetterphänomen, das im Alpenvorland beobachtet wurde, wird sich die Regel kaum an der Küste von Nord- oder Ostsee einsetzen lassen.

Ein Beispiel für regionale Bauernweisheiten bilden beispielsweise die Eisheiligen, obwohl diese auf Gedenktagen beruhen. Im Norden beginnt der Kälteeinbruch nämlich mit Mamertus am 11. Mai. Bis die kühle Luft im Süden ankommt, vergeht oftmals ein Tag, sodass die Eisheiligen mit Pankratius am 12. Mai beginnen.

Wer für die heimische Gartenarbeit Bauernregeln heranziehen und sich auf zuverlässige Hinweise verlassen möchte, sollte also stets deren Entstehungsort kennen.

Kombination von Bauernregeln und moderner Wettervorhersage

Aus Sicht von Wetterexperten gelten die meisten Bauernweisheiten als überholt. Der Grund findet sich in einer starken Verbesserung der Wettervorhersage, die mittlerweile auf modernster Technologie beruht. Die Trefferquote der Vorhersage fällt somit deutlich höher aus und zeigt sich im Vergleich zu langfristigen sowie regionalen Bauernregeln verlässlicher.

Darüber hinaus haben sich die wichtigsten Los- und Gedenktage mit der Einführung des gregorianischen Kalenders verschoben. Da viele Bauernregeln aber an diese Tage geknüpft sind, verlieren sie an Gültigkeit und treten in viele Fällen verspätet ein.

Neben diesen Gründen hat auch der Klimawandel einen Beitrag zur Infragestellung der Bauernregeln geleistet. Der Anstieg der Jahresdurchschnittstemperatur übt einen großen Einfluss auf bisher bekannte Wetterphänomene aus. Während einige Regeln noch immer zutreffen, sagen andere kaum noch etwas über das zu erwartende Wetter aus.

Obwohl sich also nicht mehr alle Bauernregeln für eine verlässliche Wettervorhersage verwenden lassen, können sie das heimische Gärtnern noch immer bereichern. Bekannte Phänomene wie die Eisheiligen, Beobachtungen aus dem Tierreich und Veränderungen am Himmel können immer noch Aufschluss über kurzfristige Wetterveränderungen geben. Um die Zuverlässigkeit der Wettervorhersage zu erhöhen, empfiehlt es sich aber, gleichzeitig auch den modernen Wetterbericht im Auge zu behalten.

Häufig gestellte Fragen

Was sind Bauernregeln?

Bei den sogenannten Bauernregeln handelt es sich um gereimte Verse, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden. Sie beruhen auf Beobachtungen aus Natur und Tierreich und haben eine kurz-, mittel- oder langfristige Wettervorhersage zum Ziel.

Mehr Informationen »

Sind Bauernregeln heute noch verlässlich?

Allgemeine Bauernregeln, die sich auf konkrete Naturbeobachtungen beziehen, lassen sich auch heute noch einsetzen. Indikatoren für eine Veränderung des Wetters finden sich unter anderem im Tier- und Pflanzenreich, aber auch in Veränderungen des Himmels.

 

Mehr Informationen »

Wann sind Bauernregeln entstanden?

Den Bauernweisheiten wird eine Entstehung im Mittelalter nachgesagt. Eine genaue Datierung ist zwar nicht bekannt, sie wurden jedoch über viele Generationen weitergegeben und entstammen einer Zeit, die noch keine modernen Wettervorhersagen kannte.

Mehr Informationen »

THEMEN:   Gartenjahr Gartenkalender Bauernregeln

Autor Jennifer Nagel
Über die Autorin
Jennifer Nagel
Nach einem redaktionellen Praktikum entdeckte Jennifer ihre Liebe zur Sprache und begann ein Studium zum Werbetexter und Konzeptioner. Sie arbeitet als freie Redakteurin und Lektorin und bereichert unser Magazin seit 2021 mit ihrem umfassenden Gartenwissen.
Kommentare

Verfasse jetzt den ersten Kommentar!