Zunehmend weniger Igel - Steigende Gefahr durch Klimawandel
Für den Winterschlaf benötigen Igel ein gesundes Fettpolster, das sie gut durch die kalte Jahreszeit bringt. Während ihres Schlafs läuft der Stoffwechsel dann etwa 100 mal langsamer ab, wobei die Tiere das Atmen bis zu zwei Stunden lang einstellen können. So benötigen sie erheblich weniger Nahrung und überstehen auch längere Winter ohne Unterbrechung.
Weniger Nahrung und wechselndes Klima
Der Klimawandel verändert allerdings gleich zwei Faktoren, die den stacheligen Tieren zu schaffen machen: So sorgt die Trockenheit der vergangenen Jahre sowie das anhaltende Insektensterben für ein geringeres Nahrungsangebot, warnen Experten. Denn dadurch sind Insekten, Würmer und auch Schnecken weniger geworden - und diese stehen beim Igel weit oben auf dem Speiseplan.
Auf der anderen Seite verändern sich durch das wärmere Klima die Schlafgewohnheiten der Tiere. Diese beginnen ihren Winterschlaf, sobald die Temperaturen über längere Zeit unter sechs Grad Celsius liegen. Noch im letzten Jahrhundert war das häufig Ende Oktober der Fall. Doch seit einigen Jahren stellen Forscher immer wieder fest, dass Igel ihren dringend benötigten Winterschlaf unterbrechen, sobald die Temperaturen über sechs Grad steigen.
So kam es in den letzten Jahren vermehrt vor, dass viele Igel ihren Winterschlaf bereits im Januar oder Februar beendeten, wodurch sie in Nahrungsnot verfallen. Denn im wachen Zustand verbrauchen Igel ihren Speck, der sie eigentlich durch den gesamten Winter bringen sollte, innerhalb von nur zwei Wochen. Da sie ihre Stacheln nicht wärmen und sie kaum Nahrung finden, verhungern viele Tiere bei einem erneuten Wintereinbruch.
Doch nicht nur Igel sind vom Klimawandel bedroht: Experten schätzen, dass durch die steigenden Temperaturen allein in Deutschland rund 5 bis 30 Prozent aller Tier- und Pflanzenarten aussterben werden.
Igel im Herbst füttern
Tierschutzverbände und Betreiber von Igelstationen plädieren seit langem, dass Gartenbesitzer Katzenfutter, Rührei und Wasser für die Tiere rausstellen sollten. Das hilft Igeln dabei, sich das dringend notwendige Fett für den Winter anzufressen. Sogar tote Mäuse und Amphibien dienen als Nahrungsquelle, wenn sie beispielsweise von der Katze oder per Falle erlegt wurden. Dabei sollte das Füttern allerdings nicht übertrieben werden, da sich die Säugetiere ansonsten zu sehr von der Natur entwöhnen.
Für den Winterschlaf bietet es sich an, den stacheligen Gartentieren entsprechende Plätze anzubieten. Dies kann ein großer Laubhaufen in der Gartenecke oder ein spezielles Igelhaus sein. In unserem Ratgeber erfahren Sie, wie Sie Tieren im Garten beim Überwintern helfen können.
Population nimmt weiter ab
Zwar gibt es in Mitteleuropa und auch Deutschland keine flächendeckende Bestandsaufnahme für Igel, dennoch gelten die Tiere bereits in sechs der insgesamt 16 Bundesländer als gefährdete Tierart. In vielen anderen stehen sie zudem auf der Vorwarnliste zur Roten Liste gefährdeter Arten. Gründe sind der Verlust von Lebensräumen in Städten und auf dem Land sowie der Straßenverkehr. So ist die eigentlich gute Nachricht, dass Igel immer seltener überfahren werden, dennoch eine schlechte: es gibt einfach viel weniger Tiere als früher.
Aber auch Mähroboter und andere Gartengeräte wie Motorsensen oder Laubbläser verursachen häufig starke Verletzungen, an denen die scheuen Tiere anschließend qualvoll versterben. Problematisch ist dabei vor allem der falsche Umgang mit den Geräten. Gartenbesitzer sollten genau prüfen, ob und wo sie gefahrlos für Igel eingesetzt werden können.
Igel sind vor allem in der Dämmerung und nachts aktiv, tagsüber schlafen sie die meiste Zeit - entweder in einem Versteck oder auch mal in hohem Gras. Daher sollten Rasenroboter ausschließlich am Tage mähen und laubbedeckte Rasenflächen vor dem Einsatz eines Saugers oder Bläsers nach Tieren durchsucht werden.
Im Sommer ertrinken auch viele Igel auf der Suche nach Wasser in Pools oder Teichen. Hier ist es ratsam, für einen Schutz zu sorgen, damit die Tiere nicht ins Wasser fallen oder es zumindest sicher wieder verlassen können, bspw. über eine Rampe. Igel sind zwar wasserscheu, können aber durchaus schwimmen.
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