Schwebfliegen: Die Nützlinge erkennen und fördern

Wissenswertes
Die Schwebfliegen (Syrphidae) sind eine äußerst artenreiche Familie innerhalb der Zweiflügler (Diptera) und gehören zu den wichtigsten Nützlingen im naturnahen Garten. Weltweit kommen über 6.000 Arten vor, davon etwa 450 in Mitteleuropa. Trotz ihrer nahen Verwandtschaft zu Mücken und Fliegen erinnern viele Arten durch ihre auffällige schwarz-gelbe Färbung an Bienen oder Wespen. Diese Form der Nachahmung wird in der Biologie Mimikry genannt und soll potenzielle Fressfeinde abschrecken.
Doch noch etwas verbindet sie mit den Bienen: Erwachsene Schwebfliegen ernähren sich ebenfalls von Nektar und Pollen und tragen so wesentlich zur Bestäubung vieler Blütenpflanzen bei, vor allem solcher mit offenen Blüten. Die Larven wiederum spielen eine zentrale Rolle in der biologischen Schädlingsbekämpfung. Sie ernähren sich bevorzugt von Blattläusen und anderen kleinen Schädlingen und können im Laufe ihrer Entwicklung mehrere hundert bis über 1.000 Blattläuse vertilgen. Dies macht sie zu einem wichtigen Verbündeten im ökologischen Gartenanbau.
Schwebfliegen erkennen: Merkmale und Unterscheidung
Trotz ihrer Ähnlichkeit zu Wespen und Bienen lassen sich Schwebfliegen mit etwas Übung gut erkennen. Typisch ist ihr schwirrender, scheinbar "stehender" Flug, bei dem sie auf der Stelle in der Luft verharren können. Daher werden sie auch Stehfliegen oder Schwirrfliegen genannt.
Folgende Merkmale unterscheiden Schwebfliegen von Bienen und Wespen:
- Nur ein Flügelpaar: Als Zweiflügler besitzen sie - im Gegensatz zu Bienen oder Wespen - nur zwei funktionsfähige Flügel. Das zweite Paar ist zu so genannten Schwingkölbchen reduziert.
- Fehlender Stachel: Schwebfliegen sind völlig harmlos - sie stechen oder beißen nicht.
- Große Facettenaugen: Ein weiteres Merkmal sind die auffallend großen, oft aneinander liegenden Augen.
- Sanftes Verhalten: Schwebfliegen fliehen bei Annäherung oder ruhen friedlich auf Blüten - ein Verhalten, das bei echten Wespen seltener zu beobachten ist.
Die Große Schwebfliege bzw. Gemeine Garten-Schwebfliege (Syrphus ribesii) oder die Hainschwebfliege (Episyrphus balteatus) kommen bei uns besonders häufig vor und sind ein gutes Beispiel für das typische Erscheinungsbild.
Lebensraum und Bedürfnisse
Damit sich Schwebfliegen in Ihrem Garten ansiedeln, brauchen sie abwechslungsreiche, naturnahe Lebensräume und ein kontinuierliches Nahrungsangebot. Besonders attraktiv sind strukturreiche Gärten mit einer Vielfalt an blühenden Pflanzen, Hecken, Sträuchern, offenen Bodenstellen sowie sonnigen und windgeschützten Bereichen. Hier finden erwachsene Tiere nicht nur reichlich Nektar und Pollen, sondern auch geeignete Plätze zur Eiablage und Überwinterung.
Auch die Larven vieler Schwebfliegenarten sind auf spezielle Lebensbedingungen angewiesen: Während sich einige bevorzugt in der Nähe von Blattlauskolonien entwickeln, finden andere ideale Lebensräume in feuchtem, verrottendem Pflanzenmaterial, Totholz oder stehenden Gewässern wie kleinen Gartenteichen. Um den Nützlingen geeignete Entwicklungsorte zu bieten, ist es wichtig, eine gewisse Unordnung im Garten zuzulassen - zum Beispiel durch Laubhaufen, Altgrasflächen oder ungemähten Ecken. Ein zu aufgeräumter, steriler Garten kann dagegen die Ansiedlung und Vermehrung von Schwebfliegen deutlich erschweren.
Blühpflanzen, die Schwebfliegen anlocken
Damit sich Schwebfliegen im Garten wohlfühlen, ist eine ausgewogene Pflanzenauswahl wichtig. Wählen Sie am besten Gewächse mit ungefüllten Blüten, die reich an Nektar und Pollen sind. Dazu gehören beispielsweise:
- Frühblüher wie Schneeglöckchen und Krokusse für einen frühen Saisonstart
- Doldenblütler wie Wilde Möhre, Fenchel, Dill und Wiesen-Kerbel
- Korbblütler wie Ringelblume, Margerite, Sonnenhut und Schafgarbe
- Heimische Gehölze wie Weißdorn, Liguster oder Holunder
- Wildpflanzen wie Himbeere, Bärenklau und Giersch
Diese Pflanzen dienen nicht nur Schwebfliegen, sondern auch vielen anderen Bestäubern als Nahrungsquelle und leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Förderung der Biodiversität im Garten. Ideal ist eine Kombination aus ein-, zwei- und mehrjährigen Pflanzen, die über die gesamte Vegetationsperiode von März bis Oktober blühen.
Weitere Maßnahmen zur Förderung
Neben der Auswahl geeigneter Blühpflanzen können weitere Maßnahmen dazu beitragen, Schwebfliegen in den Garten zu locken und dauerhaft zu halten.
- Verzicht auf chemische Pflanzenschutzmittel: Insektizide, auch solche mit "sanften" Wirkstoffen, gefährden Schwebfliegen und andere Nützlinge. Setzen Sie stattdessen auf natürliche Schädlingsbekämpfung, um das empfindliche Gleichgewicht im Garten zu erhalten.
- Wilde Ecken und unaufgeräumte Stellen erhalten: Laubhaufen, Totholz, Altgrasflächen und offene Komposthaufen sind wichtige Rückzugs-, Brut- und Überwinterungsplätze für Schwebfliegenlarven.
- Wasserstellen anbieten: Flache Wasserschalen mit Steinen oder kleinen Zweigen als Landehilfen helfen den erwachsenen Schwebfliegen vor allem an heißen Tagen, ausreichend Flüssigkeit aufzunehmen. Das Wasser sollte regelmäßig erneuert werden, damit sich keine Mückenlarven entwickeln.
Wer diese einfachen, aber wirkungsvollen Maßnahmen in seinem Garten umsetzt, schafft optimale Bedingungen für Schwebfliegen und unterstützt gleichzeitig viele andere Nützlinge und die gesamte ökologische Vielfalt.
Häufig gestellte Fragen
Sind Schwebfliegen gefährlich für Menschen?
Nein, Schwebfliegen sind völlig harmlos. Sie haben keinen Stachel und beißen auch nicht. Ihre Ähnlichkeit mit Wespen oder Bienen dient lediglich der Abschreckung von Fressfeinden.
Wann sind Schwebfliegen im Garten am aktivsten?
Die Hauptaktivitätszeit der Schwebfliegen liegt zwischen April und Oktober. Besonders viele Tiere sieht man an warmen, sonnigen Tagen, wenn sie an Blüten auf Nahrungssuche sind.
Wie kann ich Schwebfliegen im Winter unterstützen?
Schwebfliegen überwintern je nach Art als Larve, Puppe oder ausgewachsenes Insekt. Laub- und Reisighaufen, hohle Pflanzenstängel und ungestörte Ecken im Garten bieten ihnen geeignete Überwinterungsplätze.
Wie unterscheiden sich Schwebfliegen von Bienen und Wespen?
Schwebfliegen haben nur ein Flügelpaar, während Bienen und Wespen zwei Flügelpaare besitzen. Außerdem fehlt ihnen der Stachel und auch die Flugweise - das typische "Schweben" auf der Stelle - unterscheidet sie deutlich.
Welche natürlichen Feinde haben Schwebfliegen?
Zu den natürlichen Feinden gehören Vögel, Spinnen und größere Insekten wie Raubwanzen oder Libellen. Ihre auffällige Warntracht schützt sie jedoch oft erfolgreich vor Angriffen.
Wie viele Generationen haben Schwebfliegen im Jahr?
Je nach Art und Witterung kann es mehrere Generationen von Schwebfliegen im Jahr geben. In Mitteleuropa sind zwei bis vier Generationen üblich. Einige Arten entwickeln sich besonders schnell und können schon nach wenigen Wochen neue Nachkommen hervorbringen.
Warum sind Schwebfliegen besonders in trockenen Sommern wichtig?
In sehr heißen Sommern nimmt der Bestand an klassischen Bestäubern wie Bienen und Hummeln oft ab, da sie stärker auf Wasserquellen angewiesen sind. Schwebfliegen hingegen bleiben meist aktiv und spielen dann eine wichtige Rolle bei der Bestäubung vieler Gartenpflanzen.
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