Tier des Jahres

Pestizide vergiften Gartenschläfer: Wildtier des Jahres 2023 gefährdet

In den letzten 30 Jahren hat sich der Bestand der Gartenschläfer nahezu halbiert. Da die Gründe lange unbekannt waren, wurde ein spezielles Forschungsprojekt ins Leben gerufen. Jetzt ist klar: Pestizide spielen eine gravierende Rolle beim Sterben des Wildtiers des Jahres 2023.

BUND Gartenschläfer-Projekt
© Jiří Bohdal - BUND (Pressefreigabe)

Der Gartenschläfer (Eliomys quercinus) ist ausschließlich in Europa beheimatet, wobei sich rund zehn Prozent seines Vorkommensgebietes in Deutschland befinden. Er wird bei uns in der "Roten Listen" als stark gefährdet geführt und gilt in Sachsen bereits seit Jahren als ausgestorben. Warum der Bestand der Gartenschläfer so stark rückläufig ist, wollten der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), die Justus-Liebig-Universität Gießen und die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung herausfinden und gründeten 2018 das Projekt "Spurensuche Gartenschläfer".

Pestizide als lebensbedrohliche Gefahr für Gartenschläfer

Sven Büchner ist Experte auf dem Gebiet der Gartenschläfer und an der Justus-Liebig-Universität in Gießen mit dem Projekt beschäftigt. Er berichtet, dass bei fast allen der bislang über 100 toten untersuchten Gartenschläfern Vergiftungen nachgewiesen wurden - teilweise in erheblichen Konzentrationen. Neben Fungiziden ergaben die Analysen auch weitere chemische Gifte wie beispielsweise Rattengift und das Kontakt- und Fraßgift DDT, welches als Insektizid offensichtlich immer noch in Land- und Forstwirtschaft Verwendung findet, obwohl es bereits seit den siebziger Jahren gesetzlich verboten ist.

Der Einsatz von Insektiziden insbesondere in der Landwirtschaft stellt eine deutlich erhöhte Gefahr des Hungertods der Gartenschläfer dar, deren Nahrungsangebot aufgrund der stetig zunehmenden Insektensterberate drastisch abnimmt. Sven Büchner erinnert zudem daran, dass diese extrem wirkenden Chemikalien umweltschädlich sind, da sie sich kaum abbauen. Damit sind sie als hochtoxische Mittel auch eine lebensgefährliche Bedrohung für andere Wildtiere wie Greifvögel, Füchse und Wiesel, die vor allem in ländlichen Regionen auf Wasser- und Futtersuche gehen.

Bundesregierung muss handeln

Die Pestizid-Expertin und Projektleiterin Corinna Hölzel von BUND fordert ein Handeln der Bundesregierung, um die Pestizid- und Giftgefahren für Wildtiere wie den Gartenschläfer einzudämmen. Sie gibt ein aktuell dreifach erhöhtes Sterberisiko durch Pestizide an, das zusätzlich durch die Verteilung von Rattengift die Wildtierbestände sowie Artenvielfalt stark bedroht. Die Pestizideinsätze sollten bis 2030 per Gesetz um 50 Prozent gesenkt und besonders gefährliche Pestizide einem gänzlichen Verkaufs- und Verwendungsverbot belegt werden. Zudem würden neue Rahmenverordnungen auf nationaler und europäischer Ebene dringend erforderlich sein, so Corinna Hölzel.

Mithilfe der Verbraucher gefragt

Artenschutz ist ein wichtiger Faktor, den Verbraucher durch ihr Handeln ebenfalls fördern können. Corinna Hölzel appelliert an die deutsche und europäische Bevölkerung, auf die Verwendung chemischer Pestizide und die Ausbringung von Rattengiften sowie Schneckenkorn gänzlich zu verzichten. Zudem können sie mit naturnahen Gärten die Population von Insekten unterstützen und dem Aussterben zahlreicher Tierarten wie den Gartenschläfer vorbeugen.

Quelle: BUND Pressemeldung

THEMEN:   Tier des Jahres Tiere

Autor Romina Seilnacht
Über die Autorin
Romina Seilnacht
Auf mein-gartenexperte.de kann Romina als gelernte Gärtnerin ihre Vorlieben für Garten, Pflanzen und Fotografie vereinen und erleichtert unseren Lesern mit hilfreichen und interessanten Ratgebern die Gartenarbeit.
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