Weidenbohrer: Den Schädling erkennen und bekämpfen
Weidenbohrer erkennen
Es gibt eindeutige Erkennungsmerkmale, an denen adulte Falter und deren Raupen zu erkennen sind. Wichtig ist, die Sichtung von Weidenbohrern (Cossus cossus) als "Alarmsignal" wahrzunehmen, selbst wenn noch keine Anzeichen von Raupen sichtbar sind. Dort, wo sich die adulten Tiere aufhalten, legen sie in der Regel auch ihre Eier.
Eigenschaften und Aussehen adulter Weidenbohrer
- Farbe: braun-grau
- Zeichnungen: schwarze Querlinien auf den Vorderflügeln
- Flügelspannweite: Männchen bis zu 8 Zentimeter; Weibchen bis zu 10 Zentimeter
- Aktivität: zwischen Juni und Juli
- sie sind nachtaktiv und verstecken sich tagsüber
- zahlreiche "Klebehäufchen" an den Stämmen, in denen sich bis zu 20 Eiern befinden (insgesamt etwa 700 Eier pro Nachtfalter)
- bevorzugen geschwächte Bäume für die Eiablage
- befallen werden hauptsächlich Weiden, Pappeln und Obstbäume, insbesondere Apfel- und Birnenbäume
Eigenschaften und Aussehen der Junglarven und Raupen
- nach dem Schlüpfen bohren die Junglarven sehr kleine Löcher in die Rinde und ziehen ins Bauminnere
- die Klebemasse löst sich teilweise auf
- im zweiten Jahr entwickeln sich die gefräßigen Raupen und bohren sich kreuz und quer durch das Holz
- es entstehen viele, lange Gangsysteme, die sie in der Regel von oben nach unten anlegen
- Raupen-Farbe: anfangs fleischfarbig, später dunkelroter Rücken mit helleren, gelblichen Seiten; schwarzer Kopf; Nackenschild mit dunklen Flecken bestückt
- Körpergröße: bis zu 10 Zentimeter
- als Raupen bleiben sie bis ins vierte Jahr aktiv, bevor sie sich dann für die Verpuppung meist auf den Boden fallen lassen
Typisches Schadbild
- ausgehöhltes Holz vor allem am Stamm
- ovale oder kreisrunde, bis zu 2 Zentimeter breite Fraßgänge
- bei starkem Befall sind die fressenden Raupen nachts im Bauminneren hörbar
- häufig in der Nähe ein intensiver Holz-Essig-Geruch wahrnehmbar
- Raupen befördern rötlich gefärbtes Bohrmehl zusammen mit ihrem Kot durch die Rindenöffnungen nach draußen
- Versorgungsleitungen werden zerstört, sodass das Laub sowie Geäst austrocknet und abstirbt
- die Bäume verlieren an Vitalität und das Wachstum wird gestört
Weidenbohrer von anderen Holzfressern unterscheiden
Neben den Raupen des Weidenbohrers befallen auch andere Pflanzenschädlinge die genannten Baumarten. Das Schadbild zeigt sich in verschiedener Hinsicht zum Verwechseln ähnlich. Einige Merkmale erlauben eine einwandfreie Unterscheidung zum Weidenbohrer.
Asiatische Laubholzbockkäfer (Anoplophora glabripennis)
Beim ALP (Asian Longhorned Beetle) handelt es sich um einen der gefährlichsten Holzfresser-Schädlinge, der allerdings überwiegend gesunde Bäume befällt. Ein Blick auf die Bohrlöcher lässt ihn von Weidenbohrern unterscheiden, denn der Käfer behält die grobe Bohrspäne in den Gängen. Die beinlose, rund 5 Zentimeter lange Raupe besitzt einen braunen Chitinpanzer an der Vorderbrust.
Sollte ein Schaden vom Asiatische Laubholzbockkäfer am Baumbestand erkennbar sein, ist der Befall im Gegensatz zum Weidenbohrer dem zuständigen Naturschutz- oder Grünflächenamt zu melden.
Große Pappelbock (Saperda carcharias)
Der große Pappel- oder auch Walzenbock ist ein tagaktiver Schädling, der vorzugsweise auf Pappeln und Weiden zu finden ist. Die Bohröffnungen und Fraßgänge des Käfers sind oval. Im Gegensatz zum Weidenbohrern sind sie die Pappelbock-Raupen rund und kugelig geformt. An der Vorderbrust besitzen sie eine vielfach gekörnter Stirnplatte.
Esskastanienbohrer (Curculio elephas)
Der Esskastanienbohrer ist eine Käferart, dessen Raupen den Fraß in Kastanien bevorzugen und sich eher seltener auf Weiden und Pappeln verirren. Er ist ohne Rüssel zwischen 6 und 10 Millimeter lang und grau-rötlichgoldenen gefärbt. Der Unterschied zu Weidenbohrern liegt im Ansiedlungsort. Sie suchen sich das Geäst aus, das einen Durchmesser von maximal 10 Zentimeter besitzt. Farblich sind die beinlosen Larven mehr rosa als rot und werden mit zunehmendem Alter gelb mit schwarzen Punkten.
Wann sollten Weidenbohrer bekämpft werden?
Ist ein kräftiger, gesunder Baum vom Weidenbohrer befallen, können Sie den weiteren Verlauf meist mit Gelassenheit verfolgen. Sie verfügen in der Regel über ein starkes Selbstregulierungssystem, durch welches die Weidenbohrer die Lust am Holzbohren verlieren. Das wissen die eierablegenden Nachtfalter und siedeln deshalb ihre Eier dort nur selten ab. Weil es bis zu Verpuppung der Raupen und Entwicklung zum Falter bis zu vier Jahren dauert, ist deshalb auch nicht mit jährlichem Zuwachs an fressgierigen Nachkömmlingen zu rechnen. Eine Bekämpfung erübrigt sich somit häufig.
Anders sieht es bei Bäumen aus, die aufgrund ihres Alters oder einer Erkrankung geschwächt sind. Ein Holzfraß kann hier zügig zur Aushöhlung und zum anschließenden Absterben führen. Doch nicht nur die Raupen selbst stellen ein Problem dar, auch mögliche Sekundärschäden sind ein Grund für eine zügige Bekämpfung. Durch die Bohrlöcher haben es Pilzinfektionen leicht, Erreger anzusiedeln. Meist sind es Fäulnispilze, die sich gern auch auf benachbarte Pflanzen ausbreiten. Ohne Bekämpfung haben Pilzinfektionen die Möglichkeit, das Absterben großer Baumbestände und anderer Gartenpflanzen zu verursachen. Deshalb gilt bei älteren und geschwächten Bäumen, einen Weidenbohrer-Befall schnell zu bekämpfen.
Weidenbohrer bekämpfen
Ein chemisches Bekämpfungsmittel gegen Weidenbohrer ist im Handel bisher nicht erhältlich und sollte auch aufgrund der Umweltverträglichkeit nicht verwendet werden. Klima- und umweltfreundlich, aber dennoch sehr wirkungsvoll sind folgende Bekämpfungsmaßnahmen, die in Kombination angewendet, eine maximale Wirkung erreichen:
Rückschnitt
Der erste und wichtigste Schritt bei einem Weidenbohrerbefall ist das Abschneiden der befallenen Pflanzenteile. In erster Instanz ist es empfehlenswert, bereits die Rinde herauszuschneiden, auf der sich die klebrige Substanz mit den Eiern befindet. Ein einfaches Abstreifen nutzt häufig wenig, denn die Mikroeier sind auf diese Weise nur geringfügig entfernbar. Besser ist, gleich die Rinde mit einem scharfen Messer abzutrennen.
Liegt ein umfangreicher Befall vor, kann eine Motorsäge die Rindenabtrennung erleichtern. Befallene Zweige werden mit der Astschere abgeschnitten. Sind sie bereits ausgetrocknet, sollte der Schnitt bis in den gesunden Bereich hinein erfolgen. Abgeschnittene Pflanzenteile sind zu verbrennen oder in einem verschließbaren Behältnis zu entsorgen, damit die Schädlinge nicht zurück in den Garten kommen.
Sprühen mit Quassia-Seifenbrühe
Mit Gift können Sie den Eiern, den Raupen und den adulten Weidenbohrern zu Leibe rücken. Die Quassia-Seifenbrühe lässt sich einfach selbst herstellen. Dabei handelt es sich um ein Bitterholz, das durch den Kontakt mit den Schädlingen giftig wirkt. Quassia ist unter anderem in Apotheken erhältlich. So funktionieren Herstellung und Anwendung:
- 250 Gramm Quassia-Späne in zwei Liter Wasser für zwölf Stunden einweichen lassen
- nach dem Einweichen die Lösung aufkochen und circa 30 Minuten köcheln lassen
- die Späne anschließend aussieben, sodass der Sud zurückbleibt
- den Sud mit der zehnfachen Menge an Wasser verdünnen
- 500 Gramm Schmierseife in einem Liter Wasser erwärmen und auflösen lassen
- aufgelöste Schmierseife der verdünnten Brühe zufügen
- die Quassia-Schmierseifen-Brühe in ein Sprühbehältnis umfüllen und befallenen Baum großzügig damit einsprühen
- Anwendungshäufigkeit: jeden zweiten Tag für einen Zeitraum von zehn bis 14 Tagen
- alle fünf Tage und am Ende der Behandlung den Schmierseifenbelag mit einem Gartenschlauch abspritzen
Bitte beachten: Auch für die Natur wertvolle Nützlinge können bei Kontakt mit der Brühe getötet werden. Quassia daher nur mit Bedacht und vorsichtig anwenden!
Aufspießen
Manche Hobbygärtner schwören darauf, anderen ist diese Bekämpfungsmaßnahme zu unsicher beziehungsweise aufwendig: das Aufspießen. Dabei wird ein langer Draht in die Fraßgänge eingeführt, in der Hoffnung, dort vorhandene Weidenbohrer-Raupen aufspießen zu können.
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