Miniermotten: Befall an Kastanien erkennen und bekämpfen
Kurzporträt: Miniermotten
Miniermotten (Gracillariidae), auch Blatt-Tütenmotten genannt, sorgen bei Bäumen bereits im frühen Sommer für eine herbstliche Optik: Die Blätter zeigen eine unansehnliche gelbe bis braune Verfärbung, vertrocknen und fallen schließlich zu Boden. Die Bäume wirken geschwächt und zeigen in vielen Fällen ein vermindertes Wachstum. Die meisten Miniermottenarten sind dabei auf einzelne Wirtspflanzen spezialisiert.
Der Grund für das Schadbild an der Gewöhnlichen Rosskastanie (Aesculus hippocastanum) sind die Larven der bis zu fünf Millimeter großen Rosskastanienminiermotte (Cameraria ohridella), die sich von Blattgewebe ernähren. Während ihrer Entwicklungsphase hinterlassen sie in den Blättern der betroffenen Pflanze Fraßgänge, die als sogenannte Minen bezeichnet werden und der Miniermotte ihren Namen gaben.
Die Motten befallen nicht nur Wälder, sondern auch Bäume im heimischen Garten. Das Schadbild ähnelt einem pilzlichen Schädling, der auch an Rosskastanien auftritt. Als Blattbräunepilz verursacht Guignardia aesculi ebenfalls eine bräunliche Verfärbung der Blätter, die mit der Zeit vertrocknen und abfallen. Zwischen Miniermotten und Blattbräunepilz besteht deshalb eine hohe Verwechslungsgefahr.
Entwicklung der Miniermotte
Ein Befall mit Miniermotten entwickelt sich bereits früh im Jahr. Nachdem die Puppen der kleinen Falter im Laub der Rosskastanie überwintert haben, schlüpfen ab Ende März die erwachsenen Motten. Der Hochzeitsflug der ersten Generation findet häufig während der Blütezeit statt. Anschließend legt jedes Weibchen zwischen 30 und 40 Eier auf der Oberseite der Kastanienblätter ab.
Die Larven schlüpfen nach zwei bis drei Wochen, bohren sich in die Blätter hinein und ernähren sich vom Blattgewebe. Während junge Larven geradlinige Gänge hinterlassen, fressen ältere Larven kreisrunde Minen in das Blattgewebe.
Haben die Larven nach drei bis vier Wochen eine Länge von rund sieben Millimetern erreicht, spinnen sie einen Kokon und verpuppen sich. Von Frühsommer bis Herbst schlüpfen nach etwa drei Wochen die erwachsenen Falter, die sich aus dem Blatt befreien und zur nächsten Miniermotten-Generation beitragen. Pro Jahr entwickeln sich abhängig von der Witterung bis zu vier Generationen, wobei die Puppen der letzten Generation im Blatt überwintern und erst im nächsten Frühjahr schlüpfen.
Betroffene Pflanzen
Die Rosskastanienminiermotte befällt fast ausschließlich weißblühende Rosskastanien. Insgesamt gibt jedoch rund tausend verschiedene Arten von Miniermotten, von denen rund 100 in Europa vorkommen. Am häufigsten werden Ahorn, Azaleen, Buche, Flieder und Weiße Rosskastanie befallen. Der Schädling kann sich jedoch auch auf weitere Bäume oder Sträucher ausbreiten.
Schadbild
Die Larven der Miniermotte verursachen während ihrer Entwicklung zum Falter den größten Schaden. Sie ernähren sich vom Blattgewebe und fressen zahlreiche Gänge und Höhlen in das Laub. In der Folge werden die Blätter von der Wasserversorgung getrennt, verfärben sich blassgrün bis bräunlich und vertrocknen. Einige Blätter rollen sich an den Rändern ein, andere verwelken und fallen schließlich zu Boden.
Betroffene Rosskastanien werfen teilweise ab August ihr Laub ab und zeigen sich Ende September bereits vollkommen kahl. Aufgrund der verminderten Blattfläche wird den Bäumen die Photosynthese erschwert, sodass es bei einem starken und andauernden Befall zu einer chronischen Unterernährung kommen kann. Stark befallene Laubbäume zeigen oftmals Wachstumsstörungen, neigen zu verfrühtem Fruchtfall und sind gegenüber Pilzen sowie anderen Krankheitserregern anfälliger.
Aufgrund fehlender Langzeitstudien konnte bisher nicht festgestellt werden, ob Miniermotten langfristig zum Absterben eines befallenen Baumes führen können. Bei ausgewachsenen Rosskastanien beschränkt sich das Schadbild in der Regel auf den Blattschmuck. Für junge und geschwächte Gehölze können die Minierlarven jedoch gefährlich werden, wenn der Befall nicht rechtzeitig erkannt wird.
Miniermotten bekämpfen
Ein Befall mit Miniermotten lässt sich im Garten oftmals erst erkennen, wenn die betroffenen Bäume das typische Schadbild zeigen. Sobald Hobbygärtner einen Befall feststellen, ist eine Bekämpfung der Schädlinge von großer Bedeutung. Um die ungebetenen Gäste loszuwerden, lassen sich verschiedene Maßnahmen ergreifen.
Pflanzenstärkungsmittel
Chemische Mittel sollten bei einem Miniermottenbefall nur im Notfall zum Einsatz kommen. Zwar hält der Gartenfachhandel verschiedene Produkte bereit, die für die Verwendung im heimischen Garten zugelassen sind, doch reduzieren diese oftmals auch die Insektenvielfalt und wirken sich negativ auf Nützlinge aus.
Da geschwächte und betroffene Bäume vor allem eine ausreichende Wasser- und Nährstoffversorgung benötigen, empfehlen sich Pflanzenstärkungsmittel wie Brennnesseljauche. Hobbygärtner können entweder selbst einen nährstoffreichen Sud ansetzen oder gebrauchsfertige Pflanzenstärkungsmittel erwerben, um befallene oder geschwächte Bäume einzusprühen oder zu gießen.
Befallenes Laub einsammeln
Das regelmäßige Einsammeln von herabgefallenem Laub gilt als die effektivste Maßnahme, um einen Befall mit Rosskastanienminiermotte zu reduzieren. Wichtig ist, dass die befallenen Blätter nicht über den eigenen Komposter oder die Biotonne entsorgt werden. In ihnen befinden sich nämlich die verpuppten Minierlarven, aus denen innerhalb weniger Wochen die erwachsenen Motten schlüpfen.
Um die Schädlinge zu vernichten, empfiehlt sich das Verbrennen der Blätter, was allerdings nicht in allen Wohngebieten erlaubt ist. Alternativ kann das Laub in einem Plastiksack aufbewahrt werden, bis die Falter schlüpfen und absterben. Das Laub lässt sich zudem über die städtische Kompostierung entsorgen.
Pheromonfallen aufhängen
Pheromonfallen bieten Gartenbesitzern gleich zwei Vorteile: Sie dienen der Bestimmung des Schädlings und reduzieren gleichzeitig den Befall. Die Fallen enthalten sogenannte Pheromone, die den Sexuallockstoff der Kleinfalter bezeichnen. Der Stoff zieht die männlichen Motten an, die in den Fallen verenden und sich in der Folge nicht mehr verpaaren können.
Indem Hobbygärtner Pheromonfallen in der Nähe der Gemeinen Rosskastanie aufhängen, lässt sich einerseits überprüfen, ob es sich um einen Befall mit Miniermotten oder mit einem pilzlichen Schädling handelt. Andererseits wird die Anzahl der männlichen Falter reduziert, sodass die Eiablage und somit der Befall geringer ausfallen.
Baumringe einsetzen
Nach der Paarung neigen Miniermotten dazu, den Baum nicht anzufliegen, sondern am Stamm hinaufzuklettern. Gleiches gilt für die jungen Falter, die aus ihren Kokons im alten Laub schlüpfen. Indem Gartenbesitzer Leimringe am Stamm von gefährdeten Gehölzen befestigen, werden die Schädlinge aufgehalten und können nicht bis zu den gesunden Blättern gelangen.
Nützlinge und natürliche Fressfeinde anlocken
Neben Laubsammeln, Pheromonfallen und Baumringen lassen sich Nützlinge und natürliche Fressfeinde gezielt einsetzen, um den Schädlingsbefall zu reduzieren. Meisen, Schwalben und Mauersegler haben die Larven zum Fressen gerne. Auch Hühner freuen sich über die insektenreiche Nahrung und beseitigen vor allem die Puppen, nachdem das befallene Laub am Boden liegt. Schlupfwespen verringern einen Miniermottenbefall ebenfalls, da sich die parasitären Wespen-Larven mit Vorliebe von den Minierlarven ernähren.
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