Apfelbaum richtig schneiden: Anleitung und Tipps
Warum sollte man einen Apfelbaum schneiden?
Ein regelmäßiger Rückschnitt dient vorrangig dazu, die Ausbildung neuer Früchte anzuregen und den Baum gesund zu halten. Durch das Abtragen alter Äste wird der Apfelbaum zudem lichter, sodass mehr Luft zirkulieren kann und einzelne Äpfel von mehr Sonnenlicht erreicht werden.
Bleibt der regelmäßige Rückschnitt über mehrere Jahre aus, tragen die älteren Äste zunehmend weniger Äpfel und der Baum verliert allmählich seine ursprüngliche Form. Grundsätzlich wird ein Rückschnitt pro Jahr empfohlen.
Wann ist der richtige Zeitpunkt für einen Rückschnitt?
Obwohl der Rückschnitt an Apfelbäumen normalerweise im späten Winter zwischen Januar und März vorgenommen wird, kann er bei Bedarf auch schon im Sommer erfolgen. Dabei bringen beide Zeiträume jeweils unterschiedliche Vorzüge mit sich:
Der Sommerschnitt
Im eigenen Garten erfolgt ein Sommerschnitt nur äußerst selten. Er dient vorrangig dazu, die eigene Ernte zu steigern, die Früchte schöner auszufärben und die Lagerfähigkeit etwas zu verbessern. Da ein Rückschnitt die Energiequelle des Apfelbaumes begrenzt, wirkt sich der Schnitt zudem beruhigend auf stark wachsende Bäume aus.
Bei der Durchführung des Sommerschnitts ist darauf zu achten, dass er nicht zu früh vorgenommen wird. Besser ist es, bis zur Reife zu warten, wenn die Früchte bis auf ihre Einfärbung bereits vollständig entwickelt sind. Nachdem der sogenannte Johanni-Trieb abgeschlossen ist, kann der Sommerschnitt zwischen Juli und September erfolgen.
Dabei sind einzelne Triebe zu entfernen bzw. einzukürzen, welche am Baum hängende Früchte beschatten. Konzentrieren Sie sich möglichst darauf, nicht zu viele laubtragende Äste abzutrennen, da die Früchte andernfalls weniger süß ausfallen.
Achtung: Ein Sommerschnitt ist ausschließlich bei stark vegetativ wachsenden Sorten notwendig. Bei Apfelbäumen mit einem schwächeren Wachstum kann auf einen Sommerschnitt verzichtet werden.
Der Winterschnitt
Bevorzugen Sie es, den Rückschnitt Ihres Apfelbaums in die Wintermonate zu verlegen, profitieren Sie dank der ausbleibenden Belaubung von einem guten Überblick. Ein Rückschnitt zu diesem Zeitpunkt zielt darauf ab, den Aufbau, den Erhalt sowie die Erneuerung der Krone zu fördern.
Der gewählte Zeitpunkt nimmt einen unmittelbaren Einfluss auf die anschließende Reaktion des Apfelbaums. Während ein früher Rückschnitt einen starken Neuaustrieb fördert, fällt er bei einem erst später durchgeführten Schnitt deutlich geringer aus.
Unser Experten-Tipp:
Selbst an frostreichen Tagen bei Temperaturen bis -5 Grad Celsius sind keine Frostschäden zu erwarten, sodass der Rückschnitt problemlos möglich ist.
Wichtige Regeln und Tipps für den Rückschnitt eines Apfelbaumes
Zwar erlauben bestimmte Situationen Ausnahmen von strikten Gesetzmäßigkeiten, für gewöhnlich liegen einem Rückschnitt jedoch die drei folgenden Regeln zugrunde:
1. Schnittreihenfolge beachten
Grundsätzlich ist es sinnvoll, zuerst alle großen Äste zu entfernen, bevor Sie sich den kleinen widmen. Dadurch sparen Sie sich unnötige Arbeit. Zu dicht stehende und nach innen wachsende Zweige werden dann nach und nach entfernt.
2. Zurückschneiden der Äste auf den Astring
Beim sogenannten Astring handelt es sich um eine schwache Verdickung am Ansatz eines jeden Astes. Der Zweig, der sich direkt darüber befindet, ist zu entfernen. Achten Sie darauf, dass nicht zu viele Stummel übrigbleiben, da daraus im Frühjahr andernfalls sämtliche Seitentriebe entstehen würden. Hinzu kommt, dass Äste niemals zu tief abgenommen werden dürfen, da der Baum die Wunde ansonsten nur schwer schließen kann. Dies birgt wiederum ein erhöhtes Risiko für einen Pilzbefall.
3. Triebe von Apfelbäumen nicht verletzen
Sowohl junge als auch ältere Äste sollten niemals an einer beliebigen Stelle gekürzt werden. Entfernen Sie einen Ast entweder vollständig oder leiten sie ihn ab. Beim sogenannten Ableiten wird immer ein Zweig direkt über dem Austritt eines Seitenastes abgetragen. Auf diese Weise gelangt die Energie des Baumes in den gewünschten Ast.
Ein versehentliches Anschneiden hätte zur Folge, dass unterhalb der Schnittstelle zahlreiche Seitenknospen unkontrolliert austreiben. Diese lassen sich dann nur noch mit reichlich Mühe entfernen.
4. Formerhaltung des Apfelbaums
Je höher und senkrechter ein Ast Ihres Apfelbaums wächst, desto stärker wird er sich auch in Zukunft entwickeln. Soll Ihr Apfelbaum eine oder mehrere Spitzen besitzen, sollten Sie unbedingt die Dominanz der gewünschten Äste erhalten. Somit beugen Sie einem unkontrollierten Austrieb von Seitensprossen vor und regen den Baum aktiv zu einem gemäßigten Wachstum an. Die Spitzen sollten sich dabei am höchsten Punkt des Geästs befinden, weshalb alle Seitenäste auf eine geringere Höhe zu schneiden sind.
Weitere Tipps für einen erfolgreichen Rückschnitt
Unabhängig davon, wann Sie welche Art von Rückschnitt planen, sollten Sie stets die folgenden Tipps beherzigen:
- Nutzen Sie eine Leiter mit drei Beinen, da sie deutlich standsicherer ist als eine einfache Trittleiter.
- Arbeiten Sie stets langsam und nehmen Sie zunächst nur wenig vom Baum ab. Die Perspektive aus wenigen Metern Entfernung erleichtert einen gleichmäßigen Schnitt.
- Sägen Sie besonders große Äste schrittweise von deren Ende ab, um eine bessere Kontrolle zu wahren.
- Da horizontale Äste mehr Früchte tragen als vertikale, sollten Sie erstere nach Möglichkeit nicht entfernen.
- Setzen Sie den Schnitt stets nahe am Hauptast an, ohne jedoch den Stamm zu verletzen.
- Aststummel sind einzukürzen, da sie ohnehin mit der Zeit absterben und Pilzen und Bakterien gegenüber eine willkommene Angriffsfläche bieten.
- Fachgerechte Schnittstellen ähneln eher einem Kreis als einem Oval.
- Große Schnittflächen sollten anschließend mit Baumwachs bzw. Wundverschlussmittel bestrichen werden, um ein Eindringen von Pilzen zu verhindern.
Die Wahl des passenden Werkzeugs
Verwenden Sie für einen ordnungsgemäßen Rückschnitt ausschließlich scharfe Hilfsmittel. Denn nur mit geschärften Gartengeräten ist es möglich, gerade Schnittflächen zu erzeugen.
Vom Einsatz einer Astschere ist dringend abzuraten, da sie nicht ausreichend präzise kontrolliert werden kann. Auch sogenannte Teleskop-Scheren oder -Sägen wirken auf den ersten Blick als durchaus praktisch. In der Praxis erweisen sich klassische Handwerkzeuge meist als die bessere Wahl, mit denen genauer gearbeitet werden kann.
Folgende Hilfsmittel kommen im Rahmen des Rückschnitts bevorzugt zum Einsatz:
- Gartenschere
- Baumsäge (gerade oder gekrümmt)
- stabile Leiter
Apfelbaum schneiden - Anleitung
Für die Durchführung eines korrekten Rückschnitts an Ihrem Apfelbaum ist es entscheidend, dass Sie zunächst das ungefähre Alter des Baumes kennen sowie eine Vorstellung davon haben, wie oft ein Rückschnitt in den vergangenen Jahren erfolgte. Denn neben dem passenden Werkzeug kommt es vor allem auch auf die richtige Art des Rückschnitts an.
Pflanzschnitt
Mit einem Pflanzschnitt gelingt es Ihnen, das Verhältnis zwischen deutlich verringertem Wurzelwerk und austreibender Krone anzugleichen. Ein Pflanzschnitt zielt darauf ab, die von Ihnen angestrebte Kronenform wie Trichter- oder Pyramidenform zu erreichen.
Sofern bislang nur wenige Verzweigungen vorhanden sind, besteht die Möglichkeit, die Spitzen der bestehenden Äste anzuschneiden. Somit entstehen mehr Triebe für den Kronenaufbau, die sich bei Bedarf oben anspitzen lassen. Bei zu dicht stehenden oder sich kreuzenden Trieben sind einzelne vollständig zu entfernen.
Erziehungsschnitt
Junge Apfelbäume im Alter von bis zu zehn Jahren sollten einmal jährlich einem Erziehungsschnitt unterzogen werden. Zunächst ist es wichtig, die Leittriebe zu bestimmen, da sie nicht abgeschnitten, sondern lediglich abgeleitet werden dürfen.
Ideal ist es, wenn die Leitäste in einem möglichst flachen Winkel, jedoch nicht waagrecht, vom Stamm abgehen. Triebe, die nach innen wachsen, sind nach maximal zwei Jahren zu entfernen. Um bei Bedarf eine stärkere Verzweigung zu fördern, empfiehlt es sich, gering verzweigte Triebe anzuschneiden.
Erhaltungsschnitt
Apfelbäume, die mindestens 10 Jahre alt sind, sind für den Erhaltungsschnitt geeignet. Im Rahmen des sogenannten Erhaltungsschnitts werden zwischen 10 und 20 % der ursprünglichen Baumkrone entfernt.
Insgesamt konzentriert sich dieser Rückschnitt darauf, kranke, sich kreuzende, beschädigte und abgestorbene Äste abzutragen. Hierzu gehören auch zu dicht stehende Seitentriebe sowie Triebe, die zurück bis in die Mitte des Baumes wachsen. Bei Bedarf ist es möglich, den Leittrieb auf mittelstark wachsende Triebe abzuleiten. Dadurch wird das Wachstum minimal gebremst.
Äste, die steil nach oben treiben und bei denen es sich nicht um den Leittrieb selbst handelt, sind ebenfalls zu entfernen. Der Erhaltungsschnitt dient außerdem dazu, ältere Äste ohne versorgende Blätter und Früchte zugunsten jüngerer Zweige zu entfernen.
Verjüngungsschnitt
Ein Verjüngungsschnitt kommt für Apfelbäume infrage, die kaum Neuaustriebe bilden sowie lediglich kleine Äpfel tragen. Diese Maßnahme zielt auf die Entstehung von neuem Fruchtholz ab. Konkret werden alte, beschädigte und niedrige Äste, die zu wenig Licht erhalten, abgetragen. Weiterhin konzentriert sich der Verjüngungsschnitt darauf, sich kreuzende Zweige sowie Exemplare, die zur Mitte des Baumes wachsen, zu entfernen.
Unser Experten-Tipp:
Bei Apfelbäumen, die über mehrere Jahre keinen Rückschnitt mehr erhalten haben, empfiehlt es sich, diese Maßnahme auf zwei, besser drei Jahre auszudehnen. Somit erfährt der Baum deutlich weniger Stress.
Diese Äste sind in jedem Fall zu entfernen
Bei genauerer Betrachtung Ihres Apfelbaums finden sich mit großer Wahrscheinlichkeit Äste, die es definitiv zu entfernen gilt. Sie weisen mindestens eine der folgenden Eigenschaften auf:
- Tote oder kranke Äste
- Ausgerissene oder hohle Äste sowie Zweige mit einem Befall von Obstbaumkrebs
- Äste, die in das Innere der Baumkrone wachsen sind zum Großteil zu entfernen. Einzelne Triebe dürfen am Baum verbleiben.
- Stärkere nach innen wachsende Äste sind hingegen frühzeitig zu entnehmen, bevor sich zu große Wunden bilden.
Wassertriebe entfernen
Triebe, die steil nach oben wachsen, werden als Wassertriebe, Schosse, Reiser oder Geiltriebe bezeichnet. Sie sind häufig im Inneren der Baumkrone anzutreffen und zeichnen sich durch eine deutlich hellere Rinde sowie durch ein weicheres Holz aus. Wassertriebe können problemlos im Rahmen eines jeden Rückschnitts entfernt werden. Trennen Sie sie möglichst direkt an der Basis ab.
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