Obstgehölze richtig düngen: Zeitpunkt, Dünger, Vorgehen
Der richtige Düngezeitpunkt
Obstbäume
Viele Hobbygärtner düngen bereits kurz vor dem Vegetationsbeginn, damit Pflanzen der Start leichter fällt. Bei Obstbäumen im Beet sollten Sie das nicht machen, sondern warten, bis die ersten neuen Triebe bereits zu sehen sind. Je nach Witterung und Sorte ist das meist ab Februar oder März schon der Fall. Stehen zu düngende Obstgehölze im Rasen, ist allerdings bereits Januar, Anfang Februar der beste Zeitpunkt zum Düngen.
Beerensträucher
Stachel- und Johannisbeeren-Sträucher werden exakt vier Wochen vor dem ersten Austrieb gedüngt. Himbeeren und Heidelbeeren düngen Sie am besten im Sommer direkt nach der Abernte. Ein Düngen im Frühjahr zwischen Anfang März und Mitte April sollte überwiegend mit organischem Beerendünger erfolgen.
Spätester Düngetermin
Prinzipiell dürfen Obstgehölze nur bis etwa August gedüngt werden. Danach stellen sie sich langsam auf die Überwinterung ein. Sie fahren ihren Stoffwechsel runter und das Wachstum endet für das Jahr. Zusätzlicher Dünger im Herbst würde das Wachstum allerdings anregen und den natürlichen Prozess stören. Damit werden Obstgehölze unter Umständen anfälliger für Kälte, weil unnötig Energie verbrannt wird und dadurch die Widerstandsfähigkeit nachlässt. Das wirkt sich auch auf die Blüte und Fruchtbildung in der folgenden Saison negativ aus.
Häufigkeit von Düngungen
Bei Obstgehölzen gilt das Prinzip: weniger ist mehr. Das beinhaltet Stickstoff-Düngungen sowieso, aber auch die regelmäßige Nähr- und Mineralstoff-Düngung. Wer zu häufig düngt, riskiert ein zu kräftiges Wachstum, wodurch eine hohe Wuchsdichte entsteht. Dadurch nimmt die Durchlüftung ab und die Pflanzen werden anfälliger für Erkrankungen und Schädlingsbefälle. Um dem vorzubeugen, müsste häufig die Astschere für Auslichtungsschnitte zum Einsatz kommen - insbesondere, wenn noch im Herbst das abgeworfene Laub als Dünger Verwendung findet.
Unser Experten-Tipp:
Wenn Sie weniger Arbeit, aber trotzdem viele Früchte ernten möchten, reicht eine Düngung alle zwei Jahre. Wichtig ist, dass Sie den richtigen Dünger verwenden.
Vorsicht mit Stickstoff
Obstgehölze benötigen viele Nährstoffe und Mineralien. Vor allem für die Blüten- und Fruchtbildung besteht ein relativ hoher Bedarf. Diesen gilt es zu decken, damit sich jedes Jahr neue kräftige Triebe und zahlreiche Früchte bilden. Stickstoff ist zwar auch ein wichtiges Element für Obstgehölze, aber damit sollten Sie sehr vorsichtig umgehen.
Stickstoff regt das Wachstum grüner Pflanzenteile an - in diesem Fall, der Blätter. Damit erreichen Sie ein dichtes Blattwerk, aber die Pflanzen verbrauchen dafür so viel Energie, die in der Folge für die Blüten- und Fruchtbildung fehlt. Resultat: geringe Ernteerträge. Deshalb gilt es, nur geringe Mengen an Stickstoff düngen.
Bei Kernobstsorten wie Äpfeln, Birnen und Quitten reichen 70 bis 100 Gramm pro Baum und Strauch vollkommen aus. Für Steinobstsorten wie Kirschen, Pflaumen und Pfirsichen darf es mit 100 bis 140 Gramm etwas mehr sein. Geeignet ist beispielsweise Hornmehl oder Hornspäne. In beiden Fällen empfiehlt es sich, zusätzlich 100 Gramm Algenkalk oder Gesteinsmehl mit reifem Kompost zu mischen und in den Boden einzubringen.
Vorsicht mit Mineraldünger
Mineraldünger begünstigt das Wachstum enorm, weshalb er gern im Obstbaumbetrieb verwendet wird. Allerdings kann er auch bis in das Grundwasser gelangen. Dadurch ist er als umweltschädlich einzustufen. Eine Anwendung im Garten ist deshalb nicht empfehlenswert und wer dennoch nicht darauf verzichten möchte, achte zumindest auf Minimalmengen. Im Idealfall greifen Sie auf eine echte Alternative zurück, wie beispielsweise gut durchgerotteten Kompost.
Düngerarten
Kompost als Dünger
Kompost können Sie optimal zur Düngung Ihrer Obstgehölze einsetzen. Er beinhaltet alle für Obstbäume wichtigen Nährstoffe, Spurenelemente und Mineralien. In einem Kilogramm getrocknetem Kompost befinden sich 1,2 % Stickstoff, 0,8 % Phosphor und 1,3 % Kalium.
Allerdings stehen die Nährstoffe der Pflanze nicht vollständig zur Verfügung. Das kommt den Pflanzen vor allem in Bezug auf Stickstoff zugute. Hier sinkt der Anteil auf etwa fünf bis zehn Prozent der Gesamtmenge. Das beruht auf dem sehr langsamen Mineralisierungsverlauf, der sich über einige Vegetationsphasen erstrecken kann und erst dann für die Obstgehölze verfügbar wird. Vom Kalium werden etwa 50 bis 80 % aufgenommen, vom Phosphat zwischen 30 und 50 %. Wie bereits erwähnt: Wichtig ist, dass der Kompost gut durchgerottet ist.
Unser Experten-Tipp:
Um eine ausreichende Menge an Kompost als Dünger wirkungsvoll auszubringen, sollten Sie pro Quadratmeter circa vier Liter Kompost verteilen.
Stallmist als Dünger
Viele Selbstanbauer schwören auf Stallmist als Dünger für Obstgehölze. Geeignet sind dazu am besten Pferde-, Kuh- und Schafsmist. Aber Sie sollten niemals frischen Mist verwenden, denn dieser führt schnell zu Verbrennungen der empfindsamen Wurzeln. Obstbäume werden zudem anfälliger für Krankheiten und es kann ein gestörtes Wachstum entstehen.
Damit Stallmist als Düngemittel für Obstgehölze "schadlos" zu verwenden ist, ist er mindestens ein Jahr zu lagern beziehungsweise zu kompostieren. Die zu verwendende Menge pro Quadratmeter liegt wie bei Kompost bei drei bis vier Litern.
Herbstlaub als Dünger
Obstgehölze, die im Herbst ihr Laub verlieren, bieten eine Art "Selbstversorger". Bleibt ihr Laub liegen, kann es über die Herbst- und Wintermonate prima verrotten und im zeitigen Frühjahr hervorragend als Dünger fungieren. Dazu sollten Sie lediglich dafür sorgen, dass das Laub gleichmäßig über den Wurzelbereich gekehrt wird. Übrigens dient es gleichzeitig auch als Kälteschutz.
Optimaler Dünger für Beeren
Beeren sind sehr salzempfindlich, weshalb sie nicht mit Mineraldünger und im Idealfall auch nicht (zu viel) mit Kompost düngen sollten. Besser ist spezieller Beerendünger, der für alle Beerenarten geeignet ist. Er kann auf größeren Flächen einfach mit einem Dünge- bzw. Streuwagen gleichmäßig verteilt werden.
Eine Ausnahme bilden Heidelbeeren. Sie mögen sauren Boden. Wenn Sie für das Obstgehölz Rhododendron-Dünger verwenden, entscheiden Sie sich für das beste Düngemittel. Alternativ können Sie auch Kaffeesatz unter herkömmlichen Beerendünger mischen, der ein saures Bodenverhältnis begünstigt. Zusätzlich unterstützen Sie mit einer Handvoll Hornspäne den Stickstoffgehalt leicht. Eine grundsätzlich sparsame Ausbringung ist ratsam.
Dünger richtig verteilen
Obstgehölze nehmen Nähr- und Mineralstoffe über die sogenannten Saugwurzeln auf. Diese befinden sich an den Seiten der Baumscheibe, welche sich kreisförmig um den Hauptstamm legt und in etwa die Größe des Kronenrands ausmacht. Mit zunehmendem Alter wird diese Baumscheibe größer und folglich entfernen sich die Saugwurzeln weiter vom Stamm.
Verteilen Sie den Dünger hauptsächlich dort, anstatt direkt am Stamm. Ist keine Baumscheibe vorhanden, weil beispielsweise Rasen den Stamm umkreist, werden kleine Löcher im passenden Abstand zum Stamm gestochen und darin der Dünger eingebracht. Bei Sträuchern wird der Dünger um die Strauchbasis verteilt.
Bodenbeschaffenheit
Der beste Dünger ist nur so gut, wie er auch in den Boden einziehen und die Wurzeln auch davon profitieren können. Grundsätzlich sollte der Boden unter und um Obstgehölzen zum Auflockern regelmäßig mit einer Rechen bzw. einer Harke bearbeitet werden.
Verdichtete Böden bestmöglich mit einem Spaten circa zehn bis 20 Zentimeter tief umgraben - aber vorsichtig, damit Sie keine Wurzeln beschädigen. Im Idealfall arbeiten Sie mittelgroben Kies in den Boden ein, der langfristig vor Verdichtungen schützt. Je lockerer und durchlässiger der Boden ist, desto besser kann der Dünger bis in die Tiefe und an die Wurzeln gelangen. Vorteilhaft ist zudem ein feuchter Boden zum Zeitpunkt der Düngung.
Bodenanalyse
Gedeihen Ihre Obstgehölze trotz guter und regelmäßiger Düngung sowie Pflege trotzdem nicht gut, sollten Sie eine Bodenuntersuchung vornehmen. Damit können Sie genau feststellen, ob und gegebenenfalls was der Erde fehlt, um gezielt fehlende Stoffe dem Boden zuzufügen.
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