Pflanzenschutzmittel

Brennnesseljauche ansetzen und verwenden

Viele Hobbygärtner bevorzugen einen chemiefreien Pflanzenschutz im Garten. Besonders beliebt ist dabei der Einsatz von Brennnesseljauche, die vielseitig im Garten und für Zimmerpflanzen eingesetzt werden kann. Hier erfahren Sie, wie Sie die Jauche aus Brennnesseln ganz einfach selbst ansetzen und verwenden können.

Brennesseln in einem Korb für Brennesseljauche
Aus Brennesseln lässt sich ein natürlicher Pflanzenschutzdünger ganz einfach selbst herstellen
Inhaltsverzeichnis

Wirksamkeit von Brennnesseljauche

Die Wirksamkeit von Brennnesseljauche bezieht sich hauptsächlich auf Erfahrungswerte. Wissenschaftlich ist diese bisher noch nicht ausreichend belegt. Allerdings ist einer schwedischen Studie eine positive Düngewirkung zumindest bei Tomatenpflanzen, Weizen- und Gerste zu entnehmen. Verschiedene Wirkungen können Sie aber auch zahlreich bei fast allen anderen Pflanzen in deutschen Gärten selbst erkennen. Dazu zählen zudem die Wirkungen als Unkrautvernichter sowie als Schädlingsbekämpfungsmittel.

Folgende Vorteile kann die Verabreichung und eigene Herstellung von Brennnesseljauche für Ihren Garten und Ihre Pflanzen bringen:

  • Wachstumsförderung
  • Intensiveres Blattgrün
  • Sicherung von Nähr- und Mineralstoffen starkzehrender Pflanzen
  • Pflanzenstärkung
  • Verbesserte Schädlingsresistenz
  • Wurzelverbrennung von Unkräutern
  • Abtötung von Schädlingen vor allem durch beinhaltete Ameisensäure und den Geruch (insbesondere Blattläuse, Spinnmilben und Weiße Fliegen)
  • Kostenlos in der Herstellung
  • Organisches Mittel für umweltschonenden Gebrauch

Welche Pflanzen keine Brennnesseljauche vertragen

Brennnesseljauche wird verdünnt von fast allen Pflanzenarten gut vertragen. Es gibt allerdings einige Pflanzen, die negativ auf diese Art der Jauche reagieren und deshalb nicht damit in Kontakt kommen sollten. Dazu zählen unter anderem:

  • Alle Bohnenarten
  • Erbsen
  • Zwiebeln
  • Knoblauch
  • Erdbeeren

Vorbereitung zur Herstellung

Blätter einer Brennnessel
Der Erntezeitpunkt ist entscheidend, welche Nährstoffe die fertige Brennesseljauche später enthält

Für die Herstellung von Brennnesseljauche benötigen Sie etwas Geduld und eine gute Vorbereitung:

Standort-Planung

Beginnen die Brennnesseln (Urtica dioica) zu gären, steigt ein übler Geruch empor. Dieser kann zwar mit etwas Gesteinsmehl reduziert werden, aber dennoch lässt er sich nicht vollständig verhindern. Suchen Sie deshalb einen Standort, an dem der Geruch Sie und Nachbarn nicht stört. Zudem ist ein sonniger, warmer Platz förderlich für die Gärung.

Benötigte Utensilien

Bevor Sie starten, sollten Sie alle benötigten Utensilien zum eigenen Schutz und für die Zubereitung griffbereit haben:

  • Dicke Handschuhe - im Idealfall Arbeitshandschuhe aus Leder
  • Gartenschere
  • Langstieligen Holzlöffel oder robusten, dickeren Holzstock
  • Einen Eimer oder Ähnliches mit Deckel und mindestens zwölf Liter Fassungsvermögen (kann aus Kunststoff, Glas oder Stein sein)
  • Wasser
  • Gesteinsmehl gegen den Geruch
  • Sieb

Brennnesseln ernten

Für die Jauche-Herstellung sind frische Brennnesseln optimal. Haben Sie keine im eigenen Garten, finden Sie diese häufig in Massen an Feldwegen und Äckern, in der Nähe von Flussufern und Waldgebieten oder auf Schuttplätzen.

Möchten Sie Brennnesseljauche zum Düngen herstellen, beachten Sie, dass Brennnesseln im Mai sehr stickstoffhaltig sind. Danach sinkt der Gehalt und es sind vermehrt Eisen, Calcium, Magnesium sowie Schwefel enthalten. Hier sollten Sie den Düngebedarf der jeweiligen Pflanzen berücksichtigen, um den passenden Erntezeitpunkt zu wählen. Für die Ernte gehen Sie folgendermaßen vor:

  • Handschuhe anziehen
  • Ein Kilogramm frische Brennnesseln in Bodennähe mit der Gartenschere abschneiden
    dies entspricht etwa 150 bis 200 Gramm getrockneter Brennnesseln und einer Jauchen-Menge von etwa zehn Litern
  • Wird mehr Brennnesseljauche benötigt, die Mengen entsprechend der Angaben erhöhen

Brennnesseljauche herstellen

Fertige Brennnesseljauche
Nach einigen Wochen ist die Brennnesseljauche fertig und kann zur Düngung verwendet werden

1. Brennnesseln zerkleinern

Schneiden Sie die Brennnesseln mit der Gartenschere in kleine Stücke. Tragen Sie dabei die Handschuhe und achten Sie darauf, dass die Stücke zwischen zwei und maximal zehn Zentimeter groß sind. Wurzeln und Blüten dürfen nicht für die Herstellung der Jauche verwendet werden.

2. Behältnis füllen

Empfehlenswert ist, dass Sie vorher das Behältnis an den zuvor ausgesuchten Standort stellen und dort die Zubereitung vornehmen. Somit ersparen Sie sich den Transport dorthin und vermeiden ein eventuelles Überschwappen. Dann geben Sie die geschnittenen Brennnesseln in das Behältnis und füllen dieses mit zehn Liter Wasser. Die ideale Wassertemperatur beträgt mindestens 20 Grad Celsius. Rühren Sie das Wasser und die Brennnesseln gut um und verschließen Sie dann das Behältnis.

3. Täglich rühren

Öffnen Sie einmal täglich den Deckel und rühren Sie den Inhalt kräftig um. Etwa ab dem dritten Tag wird Ihnen ein unangenehmer Ammoniak-Geruch entgegensteigen. Das ist der perfekte Moment für die Zugabe von Gesteinsmehl. Das bindet die Inhaltsstoffe und nimmt der Flüssigkeit zumindest einen Teil des üblen Geruchs. Ab dem dritten Tag bilden sich zudem Bläschen, die den Gärungsprozess anzeigen. Je nach Umgebungstemperatur kann sich dieser Zeitpunkt nach vorn oder hinten verschieben.

4. Sieben

Wenn Sie nach ein bis drei Wochen erkennen, dass keine Blasen mehr vorhanden sind, das Wasser dunkel geworden ist und die Brennnesseln deutlich zersetzt sind, ist die Jauche fertig gegärt. Jetzt können die Brennnesselreste ausgesiebt werden. Sie können im Anschluss auf dem Kompost geschüttet, in der Bio-Tonne entsorgt oder als Mulch auf ein Beet gelegt werden.

5. Für Düngung verdünnen

Soll die Brennnesseljauche als Dünger in bepflanzte Beete eingesetzt werden, ist eine zügige Verdünnung mit Wasser wichtig. Unverdünnt hält sich die Brennnesseljauche nur kurzzeitig und ist lediglich für unbepflanzte Flächen und zur Vernichtung hartnäckiger Unkräuter geeignet. Ohne Verdünnung ist die Konzentration so stark, dass es ansonsten zu Verbrennungen von Wurzeln kommt.

Zum Düngen sollten Sie folgende Mischverhältnisse einhalten:

  • Für Starkzehrer, alte und geschwächte Pflanzen: 1:10
  • Für junge Pflanzen und Setzlinge: 1:20
  • Für Rasen: 1:50

Haltbarkeit angesetzter Brennnesseljauche

Unverdünnt hält die Brennnesseljauche einige Wochen - verdünnt kann sie über einen Zeitraum von zwei bis drei Monaten wirksam verabreicht werden, bevor Sie nach und nach ihre Wirkung verliert. Dazu sollte sie in einem luftdichtverschlossenen Behältnis aufbewahrt werden. Grundsätzlich empiehlt sich, bereits bei der Zubereitung auf eine ideale Menge zu achten, die den bestehenden Bedarf deckt und somit die optimale Wirksamkeit bietet.

Düngehäufigkeit und Dosiermenge

Schädlingsbekämpfung mit Brennnesseljauche
Mit einem Drucksprüher lässt sich die Brennesseljauche optimal an den gewünschten Stellen verteilen

Wie viel Brennnesseljauche verabreicht werden sollten, hängt von den jeweiligen Pflanzen und dem Bedarf dieser ab. In der Regel gelten folgende Dünge-Rhythmen und Regeln:

  • Starkzehrende und immens geschwächte Pflanzen: einmal wöchentlich
  • Kräftige, gesunde Pflanzen: alle zwei bis drei Wochen
  • Jungpflanzen und Setzlinge: einmal monatlich
  • Blühpflanzen nicht mit früh geernteten, hoch stickstoffhaltigen Brennnesseln vor Blühbeginn düngen, da der hohe Stickstoffgehalt das Trieb- und Grünwachstum fördert und deshalb weniger Energie in die Blütenbildung fließt
  • Bei frisch gepflanzten Exemplaren sechs Wochen Wartezeit einhalten
  • Zur Gemüsebeet-Vorbereitung: vier Wochen vor Pflanztermin
  • Brennnesseljauche immer direkt in den Boden geben, keine Blätter benässen
  • Bester Zeitpunkt: früh morgens oder nach Sonnenuntergang
  • Düngung rechtzeitig vor Eintritt der Winterruhe beenden (in der Regel sechs bis acht Wochen davor)

Brennnesseljauche zur Schädlingsbekämpfung

  • Alle zwei Tage betroffene Pflanzen tropfnass einsprühen
  • Nur oberirdische Pflanzenteile behandeln
  • Sind die Pflanzen schädlingsfrei, noch einmalig wiederholen, um auch die letzten geschlüpften Schädingsnachkommen abzutöten
  • Vorbeugend Pflanzen alle zwei Wochen einsprühen
  • Stets sonnenarmen und regenfreien Tag zur Behandlung wählen

Brennnesseljauche zur Unkrautbekämpfung

  • Auf unbepflanzten Flächen: drei Tage lang einmal täglich
  • Auf bepflanzten Flächen: dreimal im Abstand von je zwei Tagen (nicht zu viel Jauche verabreichen, damit sie nicht benachbarte Wurzeln Ihrer Bepflanzung erreicht)

Häufig gestellte Fragen

Wofür ist Brennnesseljauche geeignet?

Mit Brennnesseljauche lassen sich nahezu alle Gartenpflanzen düngen, die für ihr Wachstum einen hohen Nährstoffbedarf besitzen. Darüber hinaus eignet sich die Jauche zum Einsatz gegen vielerlei Unkräuter, zur Schädlingsbekämpfung und bei Pflanzenkrankheiten wie bspw. Mehltau.

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Wie lange dauert es, bis Brennnesseljauche fertig ist?

Nach dem Ansetzen dauert es zwischen 10 und 20 Tage, bis die Brennnesseljauche einsatzfertig ist. Durch tägliches Umrühren und eine wärmere Umgebungstemperatur kann der Gärungsprozess beschleunigt werden. Die fertige Jauche erkennen Sie an daran, dass das Wasser klar ist und sich dunkel verfärbt hat.

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Wie häufig können Pflanzen mit der Jauche gedüngt werden?

In der Regel reicht es aus, seine Pflanzen alle ein bis zwei Wochen mit der aus Brennnesseln gewonnenen Jauche zu versorgen. Nährstoffintensive Pflanzen freuen sich über eine wöchentliche Düngung. Die Brennnesseljauche sollte dabei stets morgens oder nach Sonnenuntergang direkt an den Wurzelbereich ausgebracht werden.

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Kann man Tomaten mit Brennnesseljauche düngen?

Da Tomaten, genau wie Kartoffeln und Paprika, zu den Starkzehrern gehören, eignet sich Brennesseljauche sehr gut zur Düngung. Junge Tomatenpflanzen werden wöchentlich mit einem Jauche-Wasser-Gemisch im Verhältnis 1:20 gegossen. Bei älteren Pflanzen kann die Mixtur stärker ausfallen und das Verhältnis 1:10 betragen.

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Eignet sich Brennesseljauche auch für den Rasen?

Auch Rasenflächen lassen sich mit dem Jauchesud düngen. Dazu sollte die Brennnesseljauche allerdings im Verhältnis 1:50 verdüngt werden. Anschließend wird der Flüssigdünger mit Hilfe einer Gießkanne gleichmäßig auf dem Rasen verteilt.

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Welche Pflanzen dürfen nicht mit Brennesseljauche gedüngt werden?

Der Dünger aus Brennnesseln eignet sich vor allem für starkzehrende Pflanzen. Mittel- bis Schwachzehrer wie Kräuter, Bohnen, Erbsen, Zwiebeln, Knoblauch und Erdbeeren benötigen keine Jauche oder vertragen diese auch gar nicht.

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Ist der Einsatz von Brennnesseljauche in Deutschland verboten?

Hin und wieder kommt das Gerücht auf, dass der Einsatz von Brennnesseljauche in Deutschland untersagt wäre. Doch dies trifft nicht zu. Anders verhält es sich in Frankreich, wo der Verkauf von Brennnesseljauche seit 2002 und der Besitz sowie der Einsatz seit 2006 tatsächlich verboten sind und mit hohen Strafen geahndet wird.

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THEMEN:   Dünger Hausmittel Pflanzenschutz

Autor Romina Seilnacht
Über die Autorin
Romina Seilnacht
Auf mein-gartenexperte.de kann Romina als gelernte Gärtnerin ihre Vorlieben für Garten, Pflanzen und Fotografie vereinen und erleichtert unseren Lesern mit hilfreichen und interessanten Ratgebern die Gartenarbeit.
Kommentare

Natascha Schneider

Danke!

Natascha Schneider

Hallo, kann man Brennesseljauche auch in die Tröpfchenbewässerung geben oder versiffen dann die Schläuche?
Danke für eine Antwort!
Natascha

Antwort von

Hallo Natascha, wenn die Brennnesseljauche sehr fein gesiebt und entsprechend verdünnt wird, sollte sie sich auch über ein Bewässerungssystem verteilen lassen. Natürlich dürfen sich dafür keine größeren Schwebstoffe mehr in der Jauche befinden. Bei der Verteilung mittels Drucksprüher mit feiner Düse hatten wir bislang auch noch nie Probleme.