Gemüseeule: Raupenbefall erkennen und bekämpfen
Vorkommen und Aussehen
Die Gemüseeule (Lacanobia (Diataraxia) oleracea) ist ein dämmerungs- und nachtaktiver Falter, der in ganz Europa verbreitet ist. Bei optimalen Witterungsbedingungen lassen sich im Jahr zwei Generationen beobachten, die Anfang Mai und Anfang August auftreten. Die natürlichen Lebensräume umfassen Bruchwälder, Flussauen und Talböden. Als Kulturfolger finden sich Falter und Raupen auch auf Brachen, in Gärten und Parks.
Ausgewachsene Falter verfügen über eine Flügelspannweite von rund vier Zentimetern und zeigen eine braunrote Färbung an den Vorderflügeln. Die Hinterflügel fallen hellrot aus, wobei verschiedene Farbvariationen möglich sind. Neben Exemplaren, die gelbrote oder schwarzbraune Vorderflügel besitzen, lassen sich auch Falter mit undeutlichen Querlinien, ring- und nierenförmigen Linienzeichnungen sowie Falter mit einer weißen W-Zeichnung auf den Hinterflügeln beobachten.
Entwicklung der Raupen
Die weiblichen Falter legen die meist grünlichen Eier an geeigneten Futterpflanzen ab. Bereits nach einer Woche schlüpfen die Raupen, häuten sich bis zu sechs Mal und verpuppen sich nach rund 30 bis 40 Tagen unter der Erde in einem rotbraunen Kokon. In diesem überwintern die Raupen und treten zu Anfang Mai im folgenden Jahr als erste Generation der Gemüseeule auf. Eine zweite Generation folgt bei guten Witterungsbedingungen zwischen August und September.
Die Raupen erreichen eine Länge von bis zu 45 Millimetern und weisen unterschiedliche Körperfärbungen auf, die von grün und braun bis hin zu grau und rosa reichen. Kleine weiße Flecken und eine breite Linie, deren Färbung von blassgelb bis weiß reicht, ergänzen die Körperfärbung. Der Kopf zeigt sich gelbbraun bis grünbraun.
Wie auch die ausgewachsenen Falter sind dessen Nachkommen nachtaktiv. Tagsüber verstecken sie sich oftmals an der Blattbasis der jeweiligen Futterpflanze oder lassen sich seltener auch beim Sonnen in einer ausgestreckten Position auf den Blättern von Gemüse-, Obst- und Zierpflanzen beobachten.
Futterpflanzen und Schadbild
Als Nachtfalter lässt sich die Gemüseeule von Licht anlocken. Sie entdecken die Falter aber auch an verschiedenen Blüten, wobei Gewöhnlicher Wasserdost, Goldrute, Schmetterlingsflieder und Zaunwinde zu den bevorzugten Nektarquellen gehören.
Die Raupen ernähren sich hingegen von weichem Blattgewebe und befallen Gemüse-, Obst- und Zierpflanzen. Auf Paprika-, Salat- und Tomatenpflanzen treten die Schädlinge am häufigsten auf. Sie zerfressen aber auch die Blätter von Alpenveilchen, Ampfer, Besenheide, Brennnessel, Erbsen, Johannisbeeren, Schlehe, Kleines Leinkraut und Kohl.
Das Schadbild umfasst Fraßspuren, die zunächst die Blattunterseite betreffen. Im fortgeschrittenen Stadium folgen Löcher und Fenster, wobei die Blätter teilweise vollständig skelettiert werden.
Gemüseeule bekämpfen
An Gemüsepflanzen richten die Raupen der Gemüseeule großen Schaden an. Sie ziehen aber auch Obststräucher und Zierpflanzen in Mitleidenschaft. Bei ihrer Bekämpfung empfiehlt sich der Verzicht auf chemische Mittel, um einen für Nützlinge freundlichen Garten zu erhalten. Neben chemischen Mitteln können Sie beispielsweise auf Pheromonfallen, Nematoden, Raubwanzen, Neemöl oder spezielle Bakterien zurückgreifen.
Raubwanzen
Als aktive Jäger lauern Raubwanzen auf Blüten sowie Blättern und erbeuten verschiedenste Beutetiere, zu denen auch die Raupen der nachtaktiven Falter zählen. Sie können die Nützlinge beispielsweise im Fachhandel als lebende Insekten erwerben und im Garten oder Gewächshaus aussetzen.
Neemöl
Als Neemöl wird das Öl des Niembaums bezeichnet. Es enthält die chemische Verbindung Azadirachtin, die eine insektizide Wirkung entfaltet. Dem Gießwasser lassen sich einige Tropfen des Öls beifügen, sodass dieses von den Pflanzen aufgenommen und in deren Blätter transportiert wird. Der bittere Geschmack soll die Futterpflanzen für Raupen unattraktiv machen, sodass sich diese eine alternative Nahrungsquelle suchen.
Alternativ können Sie Neemöl als ein Kontaktinsektizid verwenden, indem Sie eine gering dosierte Lösung aus einigen Tropfen Öl und Wasser herstellen. Diese Lösung lässt sich auf die betroffene Pflanze sprühen und wirkt für alle Schädlinge, mit denen sie in Kontakt kommt, tödlich. Azadirachtin wirkt allerdings nicht selektiv und schadet daher auch Nützlingen. Da Produkte mit Neemölextrakten offiziell als Insektizid anerkannt sind, unterliegt der Einsatz im heimischen Garten gesetzlichen Vorschriften.
Pheromonfallen
Pheromonfallen verfügen über artspezifische Sexualhormone und locken männlichen Nachtfalter an, die beim Landen auf den klebrigen Flächen hängenbleiben. In der Folge werden die Männchen an der Paarung gehindert und der Raupenbefall reduziert sich. Pheromonfallen eignen sich jedoch nicht, um einen starken Befall zu bekämpfen und empfehlen sich eher als vorbeugende Kontrollmaßnahme.
Nematoden
Nematoden sind Fadenwürmer, die sich zur Bekämpfung von unterirdisch lebenden Schädlingen einsetzen lassen. Da die Raupen der Gemüseeule nicht in der Erde leben und sich nicht von Pflanzenwurzeln ernähren, entfalten Nematoden nur bedingt eine Wirkung. Zum Schutz von Wurzelgemüse und zur Reduzierung eines bestehenden Befalls lassen sich Fadenwürmer jedoch unterstützend verwenden.
Spezielle Bakterien
Das Bakterium Bacillus thuringiensis kommt auf natürliche Weise im Gartenboden vor und produziert unter anderem toxische Stoffe, die bei einigen Insekten eine tödliche Wirkung entfalten. Es lässt sich daher zur Bekämpfung von Schmetterlingen und deren Raupen sowie von Käfern, Haut- und Zweiflüglern einsetzen.
Bacillus thuringiensis sondert dabei Proteine ab, die sich an den Darmzellen der Insekten festsetzen und Poren in der Zellwand erzeugen. In der Folge werden die Darmzellen zerstört, was zum Tod des jeweiligen Organismus führt. Für Pflanzen, Tiere und Menschen sind die Toxine des Bakteriums wirkungslos.
Gemüseeulenbefall vermeiden
Der beste Schutz vor einem Raupenbefall besteht in einer guten Vorbeugung. Neben Mischkulturen und einem für Nützlinge attraktiven Garten empfehlen sich vor allem Borretsch und Schutznetze.
Borretsch
Borago officinalis zählt zur Familie der Raubblattgewächse und findet in der Küche als Gemüse oder Gewürz Verwendung. Die nektarreichen, blauen Blüten locken Bienen und weitere Insekten an. Auf die Gemüseeule soll der Duft hingegen abschreckend wirken. Es bietet sich daher an, einige Pflanzen neben beliebte Futterpflanzen der Gemüseeule zu setzen.
Schutznetze
Um die Eiablage der Falter zu vermeiden, können Sie Gemüsepflanzen und Obststräucher mit speziellen Schutznetzen abdecken. Auch Zierpflanzen, die den Raupen als beliebte Futterpflanzen dienen, lassen sich während der Eiablage zu Anfang Mai und Anfang August abdecken.
Häufig gestellte Fragen
Wie erkennen ich einen Raupenbefall?
Die Raupen der Gemüseeule hinterlassen deutliche Fraßspuren an Gemüse-, Obst- und Zierpflanzen. Neben diesen verstecken sich die Schädlinge tagsüber an der Stängelbasis oder lassen sich ausgestreckt beim Sonnen auf einem Blatt beobachten. Berühren Sie die Raupen, rollen sie sich zusammen.
Wie kann ich einen Befall durch die Gemüseeule bekämpfen?
Einen Raupenbefall können Sie durch das Absammeln der Raupen reduzieren. Neemöl, Raubwanzen, Nematoden, spezielle Bakterien und Pheromonfallen lassen sich ebenfalls zur Bekämpfung einsetzen.
Wie kann ich einem Raupenbefall vorbeugen?
Einem Befall mit den Raupen der Gemüseeule beugen Sie am effektivsten mit der Pflanzung von Borretsch und der Verwendung spezieller Gemüseschutznetze vor.
Ist die Gemüseeule gefährlich?
Für Menschen und Tiere ist die Gemüseeule sowohl als Falter wie auch als Raupe ungefährlich. An Gemüse-, Obst- und Zierpflanzen kann ein Raupenbefall jedoch großen Schaden anrichten.
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