Meerrettich anbauen: Tipps zu Standort, Pflege und Ernte

Wissenswertes
Meerrettich (Armoracia rusticana) gehört, genau wie Senf und Kohl, zur Familie der Kreuzblütengewächse (Brassicaceae). Ursprünglich stammt die Pflanze vermutlich aus Südosteuropa oder Westasien, hat sich aber schon früh in ganz Europa verbreitet. Bereits im Mittelalter war sie als Heil- und Gewürzpflanze bekannt und beliebt. In Süddeutschland und Österreich wird sie auch als Kren oder Bauernsenf bezeichnet, was auf die Schärfe und Verwendung hinweist.
Die Gemüsepflanze bildet große Blätter aus und wächst sehr kräftig, wobei die eigentliche Ernte meist nur aus den scharfen, weißen Wurzeln besteht. Diese enthalten Senföle, die dem Wurzelgemüse seine charakteristische Schärfe verleihen. Interessant ist auch, dass Meerrettich zur Heilpflanze des Jahres 2021 gewählt wurde, da er nicht nur in der Küche, sondern auch als natürliches Heilmittel gegen Erkältungen und Infektionen verwendet wird.
Meerrettich ist mehrjährig und winterhart, was ihn zu einer idealen Pflanze für den Selbstversorgergarten macht. Die Wurzeln können viele Jahre am selben Standort wachsen und müssen nicht umgepflanzt werden. Da Meerrettich zu starkem Wuchs neigt, empfiehlt es sich, ihn regelmäßig zu teilen oder eine Rhizomsperre zu setzen.
Standort und Pflanzung
Der ideale Standort für Kren ist sonnig bis halbschattig, wobei das Gemüse nährstoffreiche, lockere und tiefgründige Böden bevorzugt. Ideal ist ein tiefgründiger, sandiger Lehmboden, der Staunässe verhindert und den Wurzeln eine gute Durchlüftung bietet. Vor dem Pflanzen von Meerrettich ist es ratsam, den Boden gut zu lockern und gegebenenfalls Kompost einzuarbeiten. So bekommen die Wurzeln ausreichend Platz, um sich auszubreiten und Nährstoffe aufzunehmen. Die Pflanzung erfolgt am besten im Frühjahr, sobald der Boden frostfrei ist.
Pflege

Meerrettich ist relativ pflegeleicht, benötigt aber vor allem in Trockenperioden regelmäßige Wassergaben. Der Boden sollte stets feucht gehalten werden, vor allem während der Wachstumsphase, allerdings ohne zu vernässen. Eine Mulchschicht hilft, die Feuchtigkeit im Boden zu halten und Unkraut zu reduzieren. Eine zusätzliche Gabe von Kompost oder organischem Dünger im Frühjahr sorgt für eine ausreichende Nährstoffversorgung während der gesamten Saison.
Es ist wichtig, Unkraut regelmäßig zu entfernen, da es mit dem Meerrettich um Nährstoffe konkurriert. Wer möchte, dass die Meerrettichwurzeln besonders gerade wachsen, kann im Sommer die Seitenwurzeln vorsichtig entfernen, was das Wachstum einer kräftigen Hauptwurzel fördert.
Ernte und Lagerung
Die Erntezeit für Meerrettich beginnt im Herbst, sobald die Blätter gelb werden. Das ist meistens im Oktober oder November der Fall. Dann sind die Wurzeln voll entwickelt und besonders aromatisch. Mit einer Grabegabel oder einem Spaten vorsichtig um die Pflanze herum stechen und die Wurzeln aus der Erde heben. Verletzungen sollten dabei unbedingt vermieden werden, da sie die Lagerfähigkeit beeinträchtigen.
Mit Beginn der Blüte nimmt die Qualität der Wurzeln ab. Sie werden holziger und können an Schärfe und Aroma verlieren. Wer keine Zeit für die Ernte hat, sollte die Blüten daher so früh wie möglich abschneiden, um den Geschmack zu erhalten.
Kren wird am besten in einem kühlen, trockenen und dunklen Keller gelagert, idealerweise in leicht feuchten Sand eingewickelt bei Temperaturen um die 5 °C. So ist er mehrere Monate haltbar. Angeschnittene Wurzeln können in ein feuchtes Tuch gewickelt etwa zwei Wochen im Kühlschrank aufbewahrt werden. Alternativ kann er auch eingefroren werden, verliert beim Auftauen jedoch etwas an Schärfe.
Unser Experten-Tipp:
Wird nur ein Teil der Wurzel benötigt, kann der Rest wieder in die Erde gesteckt werden. So bleibt die Pflanze vital und kann im nächsten Jahr erneut austreiben.
Vermehrung
Zur Vermehrung des Meerrettichs werden in der Regel Wurzelstecklinge, auch Fechser genannt, verwendet. Diese Methode ist einfach und effektiv. Dazu werden im Herbst während der Ernte von kräftigen Wurzeln ca. 20 - 30 cm lange Stecklinge geschnitten. Dabei ist darauf zu achten, dass die Oberseite leicht abgeschrägt ist, um Verwechslungen zu vermeiden. Die Stecklinge werden dann schräg mit der Spitze etwa 5 cm unter der Erdoberfläche in den Boden gesteckt.
Die Vermehrung über Samen ist zwar möglich, aber eher unüblich, da die Pflanze selten Samen bildet und die Methode der Wurzelstecklinge weitaus zuverlässiger ist.
Krankheiten und Schädlinge

Obwohl Meerrettich relativ widerstandsfähig ist, kann er gelegentlich von verschiedenen Schädlingen und Krankheiten befallen werden. Dazu gehören unter anderem Wühlmäuse und Engerlinge, die an den Wurzeln fressen, sowie der Meerrettichblattkäfer (Phaedon cochleariae) und Erdflöhe (Psylliodes), die Lochfraß an den Blättern verursachen können. Bei starkem Befall kann das gesamte Blattwerk zerstört werden. Die Rübsen-Blattwespe (Athalia rosae) verursacht gelegentlich Fraßschäden unter der Blattoberfläche. Seltener treten Kohlweißling, Meerrettichspanner (Larentia fluctuata) und Kohlzünsler (Evergestis forficalis) auf. Vorbeugend kann man Netze über die Pflanzen spannen oder Thymian als Begleitpflanze pflanzen. Regelmäßiges Gießen und eine Mulchschicht helfen ebenfalls, den Schädlingsbefall zu minimieren.
Bei den Pilzkrankheiten sind Weißer Rost (Albugo candida), Falscher Mehltau und Verticillium dahliae die Hauptprobleme, wobei letzterer die Wurzeln schwarz färbt und die Ernte unbrauchbar machen kann. Virusinfektionen wie die Meerrettich-Mosaikkrankheit und das Arabis-Mosaik-Virus, die durch Blattläuse übertragen werden, sind ebenfalls verbreitet und können durch vegetative Vermehrung leicht übertragen werden.
Verwendung von Meerrettich
Meerrettich wird sowohl in der Küche als auch in der Naturheilkunde vielseitig verwendet. Geriebener Meerrettich verleiht Saucen und Dips eine pikante Note und passt gut zu Fisch und Fleisch. Außerdem wirkt er antibakteriell und schleimlösend, was ihn zu einem natürlichen Heilmittel bei Erkältungen macht. Frisch geriebener Meerrettich hält sich mit Zitronensaft bis zu drei Wochen im Kühlschrank.
In der Küche
- Frisch gerieben als Beilage zu Tafelspitz, Lachs oder Räucherfisch
- In Saucen und Dips für ein scharfes Aroma
- Eingelegt als Meerrettichsauce oder als Basis für Senf
Heilwirkung
Meerettich wird seit Jahrhunderten als Heilpflanze geschätzt. Er wird häufig bei Erkältungskrankheiten und Harnwegsinfekten eingesetzt. Die ätherischen Öle wirken außerdem durchblutungsfördernd und können äußerlich als Umschlag bei Muskelschmerzen angewendet werden.
Häufig gestellte Fragen
Kann sich Meerrettich im Garten ausbreiten?
Kren kann stark wuchern und sich über Rhizome im Boden ausbreiten. Um ein unkontrolliertes Wachstum zu verhindern, empfiehlt sich der Einsatz einer Rhizomsperre oder ein jährliches Zurückschneiden der Wurzeln.
Wie lange dauert es, bis Meerrettich erntereif ist?
Meerrettich kann meist erst nach einem Jahr geerntet werden, da die Wurzeln Zeit brauchen, um ihre volle Schärfe und Größe zu entwickeln. Die Haupterntezeit ist im Herbst, wenn die Blätter gelb werden.
Verträgt Meerrettich Frost?
Die Pflanze ist winterhart und frostbeständig. Die Wurzeln können den Winter über im Boden verbleiben und bei frostfreiem Wetter sogar im Winter geerntet werden.
Gibt es besondere Pflanzpartner, die gut zu Meerrettich passen?
Es empfiehlt sich eine Mischkultur mit Pflanzen wie Kartoffeln und Tomaten, die von seinen natürlichen Abwehrstoffen profitieren und Schädlinge fernhalten.
Kann Meerettich auch im Topf oder Hochbeet angebaut werden?
Wer nur wenig Platz zur Verfügung hat, kann das Wurzelgemüse auch in einem großen, tiefen Topf oder im Hochbeet kultivieren.
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