Tabak selbst anbauen: Tipps zu Standort, Pflege und Ernte
Ursprünglich stammt das Nachtschattengewächs (Solanaceae) aus Amerika und kam erst durch Christoph Kolumbus nach Europa. Die nikotinhaltigen Blätter der Tabakpflanze (Nicotiana) wurden schon von den dortigen Ureinwohnern als Genussmittel, spirituelle Droge oder zu medizinischen Zwecken genutzt. Der Anbau im heimischen Garten ist in Deutschland für den Eigenbedarf legal, sofern nicht mehr als 100 Pflanzen angebaut werden. Als Rauchtabak werden vor allem der Virginische Tabak (Nicotiana tabacum) und der Bauern-Tabak (Nicotiana rustica) verwendet. Für den Ziergarten empfiehlt sich hingegen das Pflanzen von blühendem Ziertabak (Nicotiana x sanderae), der in vielen verschiedenen Sorten im Handel erhältlich ist. Die erfolgreiche Kultivierung von Tabakpflanzen setzt grundsätzlich ein gewisses Fachwissen voraus.
Standort und Ansprüche
Der ideale Standort für Tabakpflanzen ist ein sonniger, halbschattiger Platz ohne direkte Sonneneinstrahlung, der zudem möglichst windgeschützt sein sollte. Dies ist vor allem für Rauchtabak wichtig, der durch Wind oder Hagel nachhaltig geschädigt werden kann. Neben dicht wachsenden Pflanzen ist auch das Aufstellen von Brettern als Witterungsschutz denkbar. Tabak fühlt sich aber auch im Haus, Gewächshaus oder Hochbeet wohl.
Die Tabakpflanzen bevorzugen einen lockeren, humosen Gartenboden mit Sandanteil. Idealerweise enthält das Substrat keinen Lehm, um Staunässe zu vermeiden. Der pH-Wert des Bodens sollte möglichst zwischen 5,6 und 6,8 liegen.
Beim Anbau von Rauchtabak ist außerdem unbedingt die Fruchtfolge zu beachten. Ungeeignet ist eine Vorfrucht, die den Erdboden mit Stickstoff anreichert, was zu einer schlechteren Ausreifung der Blätter führt und sich negativ auf die Tabakqualität auswirkt. Dazu zählen beispielsweise Hülsenfrüchtler (Leguminosen) wie Bohnen oder Linsen. Aber auch ein zu hoher Chlorgehalt im Boden kann die Qualität beeinträchtigen, was vor allem bei tonreicher Erde der Fall ist. Daher ist es wichtig, den Boden vor dem Anbau von Rauchtabak auf seinen Stickstoff- und Chlorgehalt zu untersuchen.
Tabak säen und pflanzen
Von der Aussaat bis zur Pflanzung braucht Tabak viel Aufmerksamkeit. Die wichtigsten Schritte sind:
Aussaat
Obwohl Tabak prinzipiell direkt ins Beet gepflanzt werden kann, wird er in der Regel zunächst auf der Fensterbank im Haus vorgezogen. Das ist vorteilhaft, da Tabak besonders kälteempfindlich ist. Die Anzucht im Haus ist ab März möglich.
Dazu benötigt man neben den Samen ein Anzuchtgefäß mit Anzuchterde. Die Samen werden im Abstand von zwei Zentimetern ausgesät. Da Tabak zu den Lichtkeimern gehört, sollten die Samen nur leicht in die Erde gedrückt werden. Anschließend wird das Anzuchtgefäß mit einer Folie abgedeckt. Von nun an sollten die Pflanzen an einem hellen Standort feucht gehalten werden. Die Keimdauer beträgt etwa vier bis zehn Tage.
Pikieren
Sobald das zweite Blattpaar erscheint, können Sie die Pflanze pikieren. Dazu werden die Jungpflanzen mit einem Pikierstab oder einem Löffel vorsichtig aus dem Topf genommen und in einzelne Töpfe oder einen größeren Kasten umgesetzt. Als Substrat reicht herkömmliche Blumenerde oder ein Torf-Sand-Gemisch. In den folgenden sechs bis acht Wochen benötigen die Tabakpflanzen viel Licht und Wasser.
Auspflanzen
Wenn die Tabakpflanze eine Größe von acht bis zehn Zentimetern erreicht und ein gutes Wurzelsystem ausgebildet hat, ist es an der Zeit, sie auszupflanzen. Der Pflanzabstand sollte dabei mindestens 40 x 60 Zentimeter betragen, da Nicotiana, je nach Sorte, bis zu zwei Meter hoch und sehr ausladend wächst. Wichtig ist, dass bis acht Wochen nach der Aussaat kein Frost mehr auftritt. Es empfiehlt sich daher, mit dem Auspflanzen bis nach den Eisheiligen Mitte Mai zu warten.
Bereiten Sie die Tabakpflanze auf den Standortwechsel vor, indem Sie die Wassergaben ein bis zwei Wochen vorher reduzieren. Unmittelbar vor dem Auspflanzen sollte der Wurzelballen kräftig gewässert oder vollständig in ein Wasserbad getaucht werden.
Unser Experten-Tipp:
Alternativ kann die Pflanze auch in Kübeln mit einem Mindestdurchmesser von 30 Zentimetern kultiviert werden.
Tabakpflanze im Garten pflegen
Tabakpflanzen brauchen viel Wärme, Wasser und einen lockeren Boden. Um Staunässe zu vermeiden, empfiehlt sich die Verwendung einer Sprühflasche. Etwa vier Wochen nach der Pflanzung muss der Boden gründlich durchgeharkt werden. Um die Bildung neuer Wurzeln zu fördern, ist es ratsam, die Erde um den Stängel anzuhäufeln. Dadurch wird der Halt gestärkt und die Nährstoffversorgung verbessert. Für Ziertabak ist ansonsten keine weitere Pflege nötig.
Wächst der Tabak dagegen im Nutzgarten, sind regelmäßig andere Maßnahmen erforderlich. Damit sich das Wachstum der Pflanze auf die Blätter konzentriert, sollten aufkommende Blüten frühzeitig am Stängel entfernt werden. Auch kleine Seitentriebe in den Blattachseln werden wie bei Tomaten ausgegeizt.
Achten Sie darauf, dass der Wurzelbereich nicht völlig austrocknet, da Tabakpflanzen einen hohen Wasserbedarf haben. Vor allem im heißen Sommern können ein bis zwei Wassergaben pro Tag erforderlich sein. Kalkhaltiges Wasser tut der Pflanze gut, das direkt an die Wurzeln gegossen wird. Von Mai bis Oktober freut sich der Rauchtabak über organischen Kaliumdünger in Granulatform oder flüssig über das Gießwasser. Bei Kübelpflanzungen sind auch Langzeitdünger in Stäbchenform möglich.
Schon gewusst?
Die Tabakpflanze ist in der Lage, die Käfer am Speichel zu erkennen und sie durch eine erhöhte Nikotinproduktion in den Blättern wirksam zu bekämpfen. Zusätzlich signalisiert sie ihren aktuellen Gesundheitszustand durch Geruch, Farbe, Form und sogar durch Ultraschalltöne, die allerdings für das menschliche Ohr nicht wahrnehmbar sind.
Krankheiten und Schädlinge
Welke Blätter müssen nicht immer auf eine Krankheit oder einen Schädling hinweisen, meist ist eine unzureichende Wasserversorgung die Ursache. Wenn der Feuchtigkeitsgehalt in Ordnung ist, sollten die Tabakpflanzen auf Engerlinge und Drahtwürmer untersucht werden, die die Wurzeln angreifen. Zu den häufigsten Pflanzenschädlingen an Tabakpflanzen zählen außerdem Schnecken, der Tabakkäfer (Lasioderma serricorne) und die Motte des Tabakschwärmers (Manduca sexta). Auch Pilzerkrankungen und Schimmel können Ursachen für schwächelnde Pflanzen sein.
Tabakernte
Die Blätter sind erntereif, wenn sie sich am Rand, am Stiel und an den Blattadern gelbbraun verfärben. Dies ist etwa zwei Monate nach der Pflanzung der Fall. Der Reifeprozess verläuft von unten nach oben, weshalb auch in dieser Richtung geerntet wird. Mit zunehmender Erntehöhe steigt der Nikotingehalt und Aroma und Duft nehmen zu.
Die unteren zwei bis drei Blätter (Sandblatt / Volado) reifen zuerst, enthalten aber noch wenig Nikotin. Anschließend folgen das Mittel- und Hauptgut (Seco), deren Blätter den Großteil der Ernte ausmachen. Das Obergut (Ligero) besteht aus weiteren zwei bis drei Blättern, die allerdings einen sehr kräftigen Geschmack besitzen. Daher werden sie meist nicht verwendet. Als Richtwert gilt: Pro Tabakpflanze können durchschnittlich etwa 20 Blätter geerntet werden.
Die Ernte erfolgt in der Regel über mehrere Wochen in Abständen von etwa fünf bis sieben Tagen. Bei jeder Ernte werden zwei Blätter einfach seitlich abgezupft. Der beste Erntezeitpunkt ist übrigens morgens, wenn der Stärkegehalt im Blatt noch nicht so hoch ist. Anschließend sollten die Blätter einige Stunden lang welken, bevor sie für zwei bis drei Monate zur Trocknung an einer Leine aufgehängt werden. Dabei ist darauf zu achten, dass die Trocknung nicht zu schnell erfolgt, da die Blätter sonst ausdörren. Ideal ist ein trockener, aber luftiger Platz, um Schimmel zu vermeiden.
Verarbeitung zu Rauchtabak
In der Industrie werden verschiedene Tabaksorten gemischt, um einen aromatischen Geschmack zu erzielen. Daher empfiehlt es sich, auch für den Eigenbedarf mehrere Sorten anzubauen, wie zum Beispiel Virginia, Burley oder Orient. Bevor der getrocknete Tabak verwendet wird, werden die Blätter meist in eine Zuckerlösung getaucht, wodurch sie Feuchtigkeit und Aromastoffe aufnehmen. Diesen Vorgang bezeichnet der Fachmann als Soßierung. Um die restlichen Eiweiße im Blatt abzubauen, wird der Tabak zudem fermentiert, wofür es verschiedenen Vorgehensweisen gibt. Einige Wochen danach kann der fertige Tabak zerkleinert und vermischt werden.
Zusammenfassung: Tabak selbst anbauen
- Vorzucht im März, Freilandpflanzung ab Mitte Mai
- Sonniger, windgeschützter Standort mit lockerer, humoser Erde
- Regelmäßige Wässerung und Kaliumdüngung von Mai bis Oktober
- Rauchtabak ist zwei Monate nach Pflanzung erntereif
- Ernte von unten nach oben über mehrere Wochen
Gesundheitshinweis: Rauchen ist nachweislich gesundheitsschädlich und erhöht das Risiko für Krebs und viele Infektionskrankheiten.
Verfasse jetzt den ersten Kommentar!