Kräuteranbau

Zitronenmelisse: Anbau, Pflege, Ernte und Vermehrung

Damit sich Aroma und Geschmack von Zitronenmelisse in vollem Umfang entwickeln können, ist der richtige Anbau entscheidend. Wir zeigen Ihnen, worauf es im Umgang mit dem Gewürzkraut ankommt: Von der Aussaat über die Pflege bis hin zu Ernte, Vermehrung, Verwendung und Überwinterung.

Zitronenmelisse im Kräuterbeet
1988 wurde die Zitronenmelisse zur Arzneipflanze des Jahres gekürt
Inhaltsverzeichnis

Standort und Bodenbeschaffenheit

Zitronenmelisse (Melissa officinalis) ist eine mehrjährige Kräuterpflanze, die einen sonnigen bis halbschattigen Standort mit reichlich Platz bevorzugt. Zudem sollte der Standort möglichst windgeschützt ausfallen. Möchten Sie das Kraut auf Ihrem Balkon kultivieren, empfiehlt sich eine Unterkunft im Halbschatten.

Ein lehmiger und nährstoffreicher Boden liefert Zitronenmelisse ideale Startbedingungen. Bei Bedarf ist es möglich, etwas Sand oder mineralhaltigen Kompost unterzumischen, um das Wachstum der Pflanze zu fördern.

Aussaat und Pflanzung

Möchten Sie Zitronenmelisse selbst aussäen, sind die dafür erforderlichen Samen im Fachhandel erhältlich. Im Haus auf der Fensterbank ist die Aussaat bereits ab Februar denkbar, während Sie im Freiland noch bis nach den Eisheiligen Mitte Mai abwarten sollten.

Eine Alternative stellt die Kultivierung im Pflanzkübel dar. Da Zitronenmelisse jedoch reichlich Raum einnimmt, sind gewöhnliche Balkonkästen ungeeignet. Wählen Sie daher ein ausreichend großes Gefäß wie zum Beispiel einen Mörtelkübel.

Nach der Aussaat erfolgt die Keimung nach rund drei bis vier Wochen. Nach etwa sechs Wochen dürfen die Jungpflanzen mit einem Abstand von etwa 30 x 30 Zentimeter am gewünschten Standort ausgebracht werden.

Achtung: Zitronenmelisse gehört zu den Lichtkeimern, weshalb das Saatgut lediglich leicht mit Erde zu bedecken ist.

Unser Experten-Tipp:
Möchten Sie Zitronenmelisse als Heil- oder Gewürzpflanze für den Hausgebrauch kultivieren, reichen ein bis zwei Pflanzen aus. Denn das Gewürzkraut zeichnet sich bei guter Pflege durch eine langjährige Lebensdauer aus.

Zitronenmelisse pflanzen

Zitronenmelisse im Beet und Kübel
Zitronenmelisse kann im Beet oder Kübel angepflanzt werden, wobei letzteres möglichst groß ausfallen sollte

Die Pflanzung selbst umfasst lediglich wenige Schritte. Dabei gehen Sie am besten wie folgt vor:

  1. Tränken Sie den Wurzelballen vorab für rund 20 bis 30 Minuten in Wasser.
  2. In der Zwischenzeit bietet sich das Jäten der Beeterde sowie ein tiefgründiges Durchharken des Bodens an.
  3. Bei Bedarf kann nun die Zugabe von reifen Kompost oder gekörnten Rinderdungs erfolgen.
  4. Heben Sie die Pflanzgrube aus. Das Volumen sollte etwa doppelt so groß wie der Wurzelballen ausfallen.
  5. Setzen Sie die ausgetopfte Melisse mittig in die Pflanzgrube. Die Pflanztiefe sollte sich an den bislang gewohnten Verhältnissen orientieren.
  6. Gießen Sie die Erde abschließend an und treten Sie diese etwas fest.

Die Kultivierung im Kübel erfolgt ähnlich. Hierbei sollten Sie zusätzlich auf eine Drainage über der Bodenöffnung achten. Mit einer 5 bis 10 Zentimeter dicken Schicht Kies oder Splitt lässt sich Staunässe zuverlässig vorbeugen.

Unser Experten-Tipp:
Mit dem Errichten einer Wurzelsperre zum Zeitpunkt der Pflanzung lässt sich der ausufernde Wuchs der Kräuterpflanze etwas begrenzen. Eine Pflanzung am Beetrand ist ebenfalls eine interessante Möglichkeit.

Fruchtfolge und Pflanznachbarn

Zitronenmelisse verträgt sich mit fast allen mehrjährigen Kräutern wie beispielswiese Thymian und Minze. Dabei sollten die jeweiligen Pflanznachbarn möglichst ähnliche Standortansprüche besitzen. Als geeignete Vorfrüchte kommen Kartoffeln, Hülsenfrüchte oder Getreide infrage. Abzuraten ist von einer direkten Nachbarschaft mit Wermut und einjährigen Kräutern wie beispielsweise Basilikum.

Spätestens nach drei Jahren sollten Sie einen Standortwechsel vornehmen. Der bisher gewohnte Standort ist frühestens nach vier Jahren erneut zu nutzen.

Pflege

Zitronenmelisse pflegen
Die Zitronenmelisse benötigt nur wenig Pflege

Aufgrund ihrer robusten Eigenschaften gestaltet sich Zitronenmelisse im Vergleich zu anderen Pflanzen als recht pflegeleicht. Um eine möglichst lange und erfolgreiche Kulturdauer erzielen zu können, sind jedoch einige wenige Pflegemaßnahmen zu berücksichtigen:

Wasserbedarf

Das Gewürzkraut zeichnet sich durch einen äußerst geringen Wasserbedarf aus. Sogar kurze Trockenphasen übersteht die Melisse ohne zusätzliches Gießen. Staunässe ist hingegen unbedingt zu vermeiden, da diese die Pflanze langfristig schädigen kann. Während längerer Trockenperioden sollten Sie Ihre Zitronenmelisse wässern. Topfpflanzen benötigen je nach Wetter und Größe tägliche Wassergaben.

Bei Jungpflanzen ist darauf zu achten, dass der Feuchtigkeitsgehalt stets etwa gleichbleibend ausfällt.

Düngergaben

Normalerweise benötigt Zitronenmelisse keine Düngergaben. Nach mehreren Jahren ist die Ausbringung eines Bio-Düngers oder Kompost denkbar.

Rückschnitt

Direkt nach der Blüte sowie im zeitigen Frühjahr kann ein Rückschnitt an der Melisse vorgenommen werden. Dieser darf durchaus bis auf eine Handbreit über dem Boden erfolgen.

Unser Experten-Tipp:
Zitronenmelisse im Topf benötigt aufgrund ihres starken Wuchses jährlich einen neuen Kübel.

Ernte

Zitronenmelisse kann gleich mehrmals jährlich geerntet werden. Hierfür sind einzelne Stängel oder Blätter circa 10 Zentimeter über dem Boden abzuschneiden.

Als optimal gilt der Zeitraum zwischen Juni und August, wenn sich die Pflanze im Stadium kurz vor der Blüte befindet. Denn dann besitzt Zitronenmelisse am meisten Aromastoffe und treibt noch ein weiteres Mal aus. Somit ist im September eine zweite Ernte möglich.

Vermehrung

Zitronenmelissenblüten
Die nektarhaltigen Blüten der Zitronenmelisse sind vor allem bei Bienen und Hummeln sehr beliebt

Obwohl die Vermehrung von Zitronenmelisse größtenteils über Selbstaussaat erfolgt, kann diese dennoch gezielt vorgenommen werden. Dabei kommen folgende Methoden infrage:

Aussaat

Die Vermehrung über Aussaat erweist sich häufig als zeitintensiv und verlangt reichlich Geduld. Zunächst sind die Samen von der Pflanze aus den sogenannten Klausen abzusammeln und anschließend zu trocknen. Danach ist die Ausbringung an der gewünschten Stelle möglich.

Stecklinge

Für die Vermehrung über Stecklinge finden sich ab dem Spätfrühling bis zum Frühsommer die idealen Temperaturen. Entnehmen Sie zunächst die Triebspitzen der jungen, saftigen Triebe. Wichtig ist, dass sich an diesen noch keine Blüten befinden, da diese den Bewurzelungserfolg einschränken würden. Als optimal gilt eine Länge zwischen 5 und 10 Zentimeter. Achten Sie darauf, die Blätter im unteren Bereich der Pflanze zu entfernen. Das Untermischen von etwas Sand kann die Bedingungen zudem verbessern.

Unser Experten-Tipp:
Mit einer hohen Luftfeuchtigkeit, wie diese beispielsweise in Mini-Gewächshäusern anzutreffen ist, lässt sich die Bildung neuer Wurzeln an den Stecklingen begünstigen.

Teilung

Kurz vor dem Neuaustrieb im Frühjahr oder im Herbst kann die Vermehrung von Zitronenmelisse durch Teilung erfolgen. Unterirdisch befinden sich zahlreiche Ausläufer, welche problemlos ausgegraben werden können. Anschließend erfolgt die Zerteilung mit einem Spaten. Nachdem Sie die Teilstücke eingepflanzt haben, sind diese unbedingt anzugießen.

Achtung: Das Gewürzraut bildet kräftige Flachwurzeln aus, sodass Sie den Boden rund um die Zitronenmelisse lediglich mit Vorsicht bearbeiten sollten.

Krankheiten und Schädlinge

Das Gewürzkraut gilt grundsätzlich als robust und widerstandsfähig gegenüber den meisten Krankheiten und Schädlingen. Diese natürliche Abwehr verdankt die Zitronenmelisse ihrem scharfen Geruch und den enthaltenen ätherischen Ölen.

Während Blattfleckenkrankheiten und Echter Mehltau eher selten vorkommen, ist ein gelegentlicher Befall von Blattläusen oder des Grünen Schildkäfers durchaus möglich.

Überwinterung

Zitronenmelisse gilt als winterhart und benötigt daher keinen besonderen Frostschutz. Lediglich Pflanzen, welche in einem Kübel auf dem Balkon kultiviert werden, sind mit einem Vlies oder einer Styroporabdeckung vor der Kälte zu schützen. Einen bestmöglichen Schutz erhalten Topfpflanzen jedoch an einem hellen und kühlen Platz im Haus. Bevor Sie Ihre Zitronenmelisse nach innen bringen, sollten Sie diese nochmals zurückschneiden und mäßig gießen. Ab April darf das Gewürzkraut auf den Balkon oder die Terrasse zurückkehren.

Verwendung

Zitronenmelisse als Tee
Zitronenmelisse lässt sich vielfältig verwenden, beispielsweise als Tee gegen zahlreiche Beschwerden

Die Blätter von Zitronenmelisse lassen sich sowohl frisch als auch getrocknet verwenden. An großer Beliebtheit erfreut sich dabei die Einnahme in Form von Tee. Die Zubereitung gelingt wahlweise mit frischen oder getrockneten Blättern. Die Herstellung des Tees ist denkbar einfach: Geben Sie wenige Blätter in eine Tasse und brühen Sie diese mit etwa 200 Millileter kochendem Wasser auf. Nach rund zehn Minuten ist der fertige Tee genießbar.

Zitronenmelisse besitzt eine Heilwirkung gegenüber zahlreicher Beschwerden wie unter anderem:

  • Asthma
  • Blähungen
  • Gicht
  • Husten
  • Kopfschmerzen
  • Menstruationsbeschwerden
  • Migräne
  • Schlafstörungen
  • Wechseljahrsbeschwerden
Unser Experten-Tipp:
Im getrockneten Zustand verlieren die Blätter der Zitronenmelisse einen Teil ihrer Aromastoffe. Die Heilwirkung bleibt allerdings erhalten.

Darüber hinaus lassen sich zahlreiche Speisen mit den frischen nach Zitrone schmeckenden Blättern verfeinern. Hierzu gehören zum Beispiel.

  • Fischgerichte
  • Salate
  • Soßen
  • Marmeladen
  • Getränke
Unser Experten-Tipp:
Zitronenmelisse kann zudem auch als Badezusatz eingesetzt werden.

THEMEN:   Kräuter Pflanzenpflege

Autor Carina Staiger
Über die Autorin
Carina Staiger
Nach Wirtschaftsabitur und Ausbildung hat sich Carina für das Leben als freie Redakteurin entschieden. Seit 2020 berät und unterhält sie unsere Leser mit ihrem fundierten Fachwissen zu den unterschiedlichsten Tier- und Gartenthemen.
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