Gartenpraxis

Branntkalk im Garten: Tipps zur richtigen Anwendung

Über den Einsatz von Branntkalk im Garten wird häufig diskutiert, da die Anwendung nicht ungefährlich ist. Wir geben Ihnen Tipps, wofür Sie ungelöschten Kalk verwenden können und worauf Sie bei der Anwendung unbedingt achten sollten.

Branntkalk / Brandkalk im Garten ausbringen
Branntkalk ist äußerst aggressiv und sollte nur in Ausnahmefällen im Garten eingesetzt werden
Inhaltsverzeichnis

Einsatzgebiete von Kalk im Garten

Kalk ist ein häufig im Garten verwendetes Mittel, um beispielsweise den Säuregehalt im Boden zu senken, die Fruchbarkeit zu erhöhen, Pflanzenkrankheiten zu bekämpfen oder die Biotonne zu desinfizieren. Als Kalkanstrich hilft er, Bäume vor Frost zu schützen. Allerdings gibt es verschiedene Kalkarten mit unterschiedlichen Eigenschaften. Der zumeist verwendete Garten- bzw. Rasenkalk ist erheblich milder als der aggressive Branntkalk, der zwar schnell und effektiv wirkt, dabei aber Pflanzen und Lebewesen im Boden abtötet. Aus diesem Grund sollte der Einsatz von Branntkalk stets gut überlegt sein.

Was ist Branntkalk?

Bei Branntkalk handelt es sich genaugenommen um Calciumoxid (CaO), das beim Brennen von Kalk bzw. Calciumcarbonat (CaCO₃) ab 800 Grad Celsius entsteht. Im Hochofen wird das enthaltene Kohlendioxid (CO₂) entzogen, wodurch der Kalk entsäuert und sich der pH-Wert in einen stark alkalischen Bereich von 13 bis 15 verschiebt. Branntkalk wird unter anderem auch als ungelöschter Kalk, gebrannter Kalk oder Ätzkalk bezeichnet, der bei Kontakt mit Wasser eine heftige chemische Reaktion hervorruft.

Vor- und Nachteile von Branntkalk

Vorteile von Branntkalk Nachteile von Branntkalk
  • Wirkt sehr schnell
  • Umweltfreundlicher als chemische Pflanzenschutzmittel
  • Tötet Pilze, Keime, Sporen, Krankheitserreger und Schädlinge ab
  • Lockert schwere, lehmige Böden auf
  • Günstig
  • Sehr aggressiv, tötet Pflanzen und Lebewesen
  • Reagiert bei Wasserkontakt und erzeugt dabei hohe Temperaturen
  • Nicht für Rasenflächen, Komposter und bepflanzte Beete geeignet
  • Beim Mischen mit organischen Düngern entsteht schädliches Ammoniak
  • Verätzt bei Kontakt Haut und Augen und greift die Atemwege an
  • Als Kalkmehl nur schwer auszubringen

Sicherheitstipps zum Umgang mit Branntkalk

Aufgrund seiner aggressiven Wirkung sollten Sie einige Punkte bei der Handhabung von Branntkalk beachten:

  • Branntkalk stets außerhalb der Reichweite von Kindern aufbewahren
  • In einem verschließbaren Behältnis an einem trockenen Platz lagern
  • Vor der Anwendung Schutzkleidung anlegen, wozu Schutzbrille, Handschuhe, Atemschutzmaske und lange Kleidungsstücke zählen
  • Den Arbeitsbereich stets gut durchlüften
  • Branntkalk nicht auf nassen Flächen und in der Nähe von Wasser einsetzen, wie dem Gartenteich, Springbrunnen oder Rasensprenger
  • Sorgen Sie dafür, dass sich keine Kinder und Haus-, Nutz- oder Gartentiere in der Nähe des Anwendungsbereichs aufhalten

Branntkalk im Garten richtig verwenden

Branntkalk verbessert die Fruchtbarkeit im Boden
Mit Branntkalk lassen sich schwere Lehmböden in fruchtbare Erde umwandeln und Schädlinge bekämpfen

Boden entsäuern

Die meisten Pflanzen bevorzugen neutrale bis leicht basische Bodenverhältnisse. Schwere, tonige Böden mit einem pH-Wert unter 5 lassen sich mit Hilfe von Branntkalk schnell entsäuern. Bevor Sie Ätzkalk auf den Boden geben, sollten Sie allerdings den genauen pH-Wert kennen, da es ansonsten schnell zu einer Überdüngung kommt.

Rechnen Sie zwischen 100 und 150 Gramm Branntkalk pro Quadratmeter für eine Erhöhung des pH-Wertes um 0,5. Bei Lehmböden reichen in der Regel 100 Gramm aus, für Sandböden dürfen es auch 200 sein. Setzen Sie Branntkalk nicht zu häufig ein - alle zwei bis drei Jahre reichen vollkommen aus.

Krankheitserreger und Schädlinge bekämpfen

Einige Krankheitserreger im Gemüsebeet können sich über Jahre in der Erde halten und Schäden anrichten. Besonders hartnäckig ist Kohlhernie, eine Pilzkrankheit, die vor allem Kohlgemüse befällt. Nach der Ernte kann der Boden mit Branntkalk regelrecht desinfiziert und die Vermehrung gestoppt werden, ohne das das Erdreich zu stark belastet wird. Auch Schneckeneier und andere Schädlinge werden dabei abgetötet.

Zur Vorbeugung geben Sie Branntkalk alle drei bis vier Jahre ins brachliegende Beet. Die Kalkung sollte mindestens 14 Tage vor der geplanten Neupflanzung beziehungsweise Aussaat erfolgen.

Branntkalk ausbringen und in den Boden einarbeiten

Ungelöschten Kalk gibt es sowohl in Mehlform als auch gekörnt. Körniger Kalk lässt sich dabei erheblich besser ausbringen, bspw. mit einem Streuwagen, und ist für den Anwender ungefährlicher, da weniger Staub entsteht. Arbeiten Sie den Branntkalk nach dem Ausbringen mit einem Rechen bzw. einer Harke oberflächlich in den Boden ein und lassen Sie die Fläche dann einige Wochen lang ruhen.

Branntkalk wird meist im Frühjahr oder Herbst dort angewendet, wo gesät und gepflanzt wird oder vor Frost und Schädlinge geschützt werden soll. Der Boden darf nicht gefroren sein, damit der Kalk so schnell wie möglich in die Erde ziehen kann. Achten Sie auf einen ausreichenden zeitlichen Abstand bis zum Pflanz- und Saattermin, damit der Branntkalk bis dahin seine volle Wirkung erreicht hat und der Boden ausreichend gut entsäuert ist. Wählen Sie stets einen regenfreien Tag mit einer Wetterprognose für trockene Folgetage.

Kalkanstrich für Obstbäume

Branntkalk ist bei Obstbäumen gleich in zweierlei Hinsicht ein hilfreiches Mittel: Als Kalkanstrich aufgetragen beugt er Obstbaumkrebs vor und dient als Schutzschicht gegen Frostschäden. Dazu ist eine spezielle Zubereitung erforderlich, damit der Kalk an der Rinde gut haftet und für die Umgebung ungefährlich wird.

Für zehn Liter Kalkfarbe benötigen Sie 1,5 Kilogramm Branntkalk, 600 Gramm Tapetenkleister, einen Eimer, ein Rührgerät und einen breiten Pinsel. Für die Zubereitung und Anwendung gehen Sie folgendermaßen vor:

  • Vermengen Sie Wasser, Kalk und Kleister im Eimer miteinander
  • Verrühren Sie die Zutaten, bis eine cremige Konsistenz entsteht
  • Lassen Sie die Flüssigkeit rund zwei Stunden ruhen
  • Mit einem Pinsel oder Ähnlichem die Stämme dick einpinseln
  • Kleine, junge Obstbäume so hoch wie möglich anstreichen
  • Hochgewachsene Stämme mindestens mannshoch anstreichen

Tierställe desinfizieren

Bei der Haltung von Tieren, insbesondere von Hühnern, ist Sauberkeit sehr wichtig, damit sich keine Krankheiten ausbreiten. Daher sollten Tierställe hin und wieder desinfiziert werden, um Bakterien und Parasiten abzutöten. Hierfür eignet sich unter anderem Branntkalk, der zuvor vorsichtig in Wasser angerührt wird. Die fertige Lösung anschließend entweder aufstreichen oder versprühen, je nach gewünschter Vorgehensweise. Auch hierbei muss unbedingt Schutzkleidung getragen werden, da es zu Spritzern und Dämpfen kommen kann.

Unkräuter bekämpfen

In besonders hartnäckigen Fällen lässt sich Branntkalk zur Bekämpfung von Unkräutern wie Löwenzahn und Schachtelhalm einsetzen. Dabei sollte unbedingt berücksichtigt werden, dass dabei auch Nachbarpflanzen angegriffen werden. Daher ist ein Einsatz auf Rasenflächen oder bepflanzen Beeten nicht empfehlenswert.

Alternativen zu Branntkalk

Es gibt nur wenige Bereiche im Garten, in denen der Einsatz von Branntkalk wirklich sinnvoll ist. Versuchen Sie, wenn möglich, zuerst herkömmlichen kohlensauren Kalk bzw. Gartenkalk einzusetzen, der sich leichter handhaben lässt und schonender zur Natur ist. Im Bio-Garten oder dort wo sich Kinder und Haustiere aufhalten, ist Branntkalk grundsätzlich Fehl am Platz. Eine weitere Alternative zu Ätzkalk ist Kalkstickstoff, der eine ähnlich fungizide und herbizide Wirkung besitzt und sich ebenfalls als Dünger eignet.

THEMEN:   Dünger Rasenkalk Pflanzenkrankheiten

Autor Frank Gerlach
Über den Autor
Frank Gerlach
Als gelernter Landschaftsgärtner hat Frank ein Faible für nützliche Gartengeräte aller Art. Daher testet und schreibt er für sein Leben gern über Rasenmäher, Heckenscheren und Co. Seine Ideen im Landschaftsbau sind ausgezeichnet.
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