Heilpflanzen

Echte Kamille: Anbau, Aussaat, Pflege und Ernte

Die Echte Kamille wurde bereits in der Antike als pflanzliches Arzneimittel eingesetzt. Sie wirkt entzündungshemmend, antibakteriell und krampflösend. In unserem Ratgeber erfahren Sie alles über den richtigen Anbau, die Pflege und Ernte dieser vielseitigen Heilpflanze.

Echte Kamille im Garten
Die schönen Wildkräuter sind pflegeleicht, insektenfreundlich und lassen sich vielseitig als Heilpflanze nutzen
Inhaltsverzeichnis

Kamille anbauen - bester Zeitpunkt

Die Echte Kamille (Matricaria chamomilla) war 1987 die erste Arzneipflanze des Jahres und wurde 2002 außerdem zur Heilpflanze des Jahres gekürt. Sie kann auf zwei Arten selbst angebaut werden:

Aussaat

Sie können Kamille zwar ab Frühjahr bis in den Spätsommer hinein durchgehend säen, die besten Zeitpunkte sind aber Anfang bis Mitte Mai und zwischen Mitte August und Ende September. Im Frühjahr ist es wichtig, dass bereits mildere Temperaturen bestehen. Da die Samen leicht frostempfindlich sind, sollte kein Bodenfrost mehr vorkommen. Bis Ende September ist der Boden noch warm genug, damit die Samen keimen können.

Vorzucht

Die Vorzucht bietet die Möglichkeit, den Korbblütler zum Saisonstart bereits vor dem offiziellen Aussaattermin an einem wärmeren Ort auf der Fensterbank oder in einem Gewächshaus heranzuziehen. Das hat den Vorteil einer früheren Blüte und erhöht die Chance eines mehrmaligen Blühens mit einer längeren Erntezeit. Die Vorzucht kann bereits in einem Topf ab März erfolgen. Ab Mai können die Jungpflanzen dann ins Freie gepflanzt werden. Achten Sie darauf, dass Sie nicht früher als März mit der Vorzucht beginnen. Unter den wärmeren Bedingungen wachsen sie schneller, bilden dadurch häufig aber weniger Blüten.

Kamille aussäen

Kamille im Garten aussäen
Die Blütezeit Echter Kamille reicht von Mai bis August

Unabhängig davon, ob Sie Ihre Kamille in Töpfen vorziehen oder direkt im Gartenbeet und Balkonkasten aussäen möchten - es gilt stets dieselbe Vorgehensweise.

Standort

Wichtig ist ein sonniger Standort. Die Kamillesamen tolerieren zwar auch Halbschatten, dies könnte aber die Keimung verzögern oder schwächere Sämlinge hervorbringen. Sie sollten aber eine Direkteinstrahlung heißer Mittagssonne vermeiden, um Verbrennungen zu vermeiden. Eine Umgebungstemperatur zwischen 15 und 20 Grad Celsius ist für die Keimung optimal.

Boden

Die Kamille keimt und wächst nahezu in jedem Boden. Ob karg und steinig oder normale Blumenerde - wichtig ist lediglich, dass bis zu einer Sämlingshöhe von etwa fünf Zentimeter der Boden kontinuierlich leicht feucht gehalten wird. Am besten eignet sich allerdings Anzucht- oder Kräutererde. Sie ist nährstoffarm und verhindert eine Überversorgung sowie ein zu schnelles Wachstum. Letzteres würde die zu einer Schwächung der Pflanzen führen. Ein pH-Wert um die 7,0 ist perfekt.

Boden vorbereiten

Entfernen Sie alle Wurzelreste sowie Unkraut aus der Erde. Lockern Sie den Boden anschließend einige Zentimeter tief mit Rechen bzw. Harke auf. Danach drücken Sie mit dem Finger ein bis zwei Zentimeter tiefe Mulden in die Erde. Pro Mulde ist es angeraten, nur einen Samen einzulegen. Damit ersparen Sie sich das Pikieren, wodurch die zarten Wurzeln schnell beschädigt werden könnten. Möchten Sie mehrere Samen aussäen, achten Sie auf einen Pflanzabstand von 15 Zentimeter. Legen Sie eine Reihensaat an, beträgt der Reihenabstand zwischen 25 und 30 Zentimeter. Werden die Sämlinge später noch umgesetzt, kann der Pflanzabstand etwas geringer ausfallen.

Aussäen

Verteilen Sie die Samen in den Mulden. Kamilliesamen sind Lichtkeimer. Das heißt, sie werden nicht vollständig mit Erde abgedeckt. Unter optimalen Bedingungen dauert die Keimung circa drei bis vier Wochen. Während der gesamten Zeit ist die Erde von Unkraut zu befreien.

Jungpflanzen umsetzen und pflanzen

Sollen Ihre Jungpflanzen ins Gartenbeet oder in Balkonkästen umgesetzt werden, kann dies nach dem Wuchs der ersten Laubblätter erfolgen. Achten Sie auch bei dem neuen Pflanzort auf einen ausreichend großen Pflanzabstand und einen sonnigen, geschützten Standort.

Weil Kamille empfindlich auf Staunässe reagiert, ist vor dem Um- und Einpflanzen das Anlegen einer Drainage empfehlenswert. Diese besteht aus einer etwa zwei Zentimeter hohen Kies-, Quarzsand- oder Tonscherben-Schicht, die auf dem Pflanzboden gelegt wird. Darauf wird die Erde gefüllt. Das Pflanzloch hat so tief zu sein, dass die feinen Wurzeln nicht abknicken und die ersten Laubblätter knapp über der Erdoberfläche liegen. Nach der Pflanzung ist ein mäßiges Angießen erforderlich.

Kamille pflegen

Echte Kamille pflegen und ernten
Die Laubblätter von Echter Kamille sind fiederschnittig und stachelspitzig

Hat die Aussaat geklappt, ist die richtige Pflege gefragt. Sie sorgt für ein kräftiges und gesundes Wachstum mit vielen Blüten und eine reichhaltige Ernte.

Gießen

Kamille mag einen gleichmäßig feuchten Boden. Trockenheit verträgt sie nicht, weshalb die Erde maximal leicht antrocknen darf. Ebenso wenig kommt sie mit einer zu intensiven Nässe zurecht. Den besten Zeitpunkt zum Gießen finden Sie mit dem sogenannten Daumentest heraus: Drücken Sie einen Daumen in die Erde. Gibt sie mindestens zwei Zentimeter nach, wird nicht gegossen, bei weniger empfiehlt sich eine Wassergabe.

Düngen

Da Kamille genügsam ist, ist eine Düngung nicht erforderlich. Lediglich beim Um- und Einpflanzen kann ein wenig Kompost in die Erde eingearbeitet werden. Das ist aber nicht zwingend erforderlich.

Schneiden

Um das Wachstum der Triebe anzuregen und mehrmalige Ernten zu fördern, sollten Sie die Kamille nach jeder Blüte zurückschneiden. Der passende Zeitpunkt ist gekommen, wenn die Blütenköpfe ihre Erntereife erreicht haben und geerntet werden. Anschließend sind die Triebe um etwa ein Drittel zu kürzen. Schneiden Sie auch vertrocknete Pflanzenteile ab, da sie den Pflanzen nur unnötig Energie entziehen, die sie sinnvoller für den neuen Triebwuchs und die Blütenbildung nutzen können.

Überwinterung

Bei der Kamille handelt es sich überwiegend um einjährige Pflanzen. Sie sterben daher nach der letzten Samenreife in der laufenden Saison ab. Nur wenige Sorten sind zwei- bzw. mehrjährig. Dazu zählt zum Beispiel die Acker-Hundskamille (Anthemis arvensis). Sie kann in Regionen der Winterhärtezone zwischen vier bis acht ohne Kälteschutz überwintern. Eine dicke Schicht aus Mulch oder Laub kann dennoch nicht schaden.

Nicht zu verwechseln sind die üblichen Kamillearten mit der Römischen Kamille (Chamaemelum nobile). Sie ist optisch den Astern ähnlich, sehr winterhart und mehrjährig. Besondere Maßnahmen sind für eine Überwinterung dieses Korbblüters nicht zu treffen.

Ernten

Die Ernte umfasst hauptsächlich die beliebten Blüten, die anschließend getrocknet und weiter verarbeitet werden können. Der perfekte Zeitpunkt zum Ernten ist gekommen, wenn zwei Drittel einer Blüte zu welken begonnen hat. Dann können Sie die Blüten unterhalb der Blütenstände abknipsen. Wählen Sie einen sonnigen, trockenen Tag zur Ernte, denn dann öffnen sich die Blüten vollständig und der ätherische Ölgehalt ist am höchsten.

Wenn Sie sich den Kauf von neuen Kamillesamen ersparen möchten, können sie auch einfach geerntet werden. Nach der Blüte bilden sie sich in kleinen Schoten. Lassen Sie diese abtrocknen und schneiden Sie die Schoten mit dem ganzen Stängel ab. Drehen Sie ihn mit der Schnittstelle nach oben in ein Gefäß. Die Öffnung der Schoten erfolgt nach einigen Tagen automatisch und die Samen fallen heraus.

Alternativ können Sie auch auf die natürliche Selbstvermehrung setzen. Das hat allerdings den Nachteil, dass Sie keinen Einfluss auf den jeweiligen Standort nehmen können. Der Samen weht häufig davon und setzt sich einfach irgendwo nieder. Besonders empfehlenswert und beliebt ist diese Variante bei Gartenbesitzern, die Wildwuchs bevorzugen und keinen Wert auf gezielte Anpflanzungen und durchdachte Pflanzanordnungen legen.

THEMEN:   Heilpflanzen Pflanzenpflege

Autor Tim Sydekum
Über den Autor
Tim Sydekum
Als Gartenliebhaber und Gründer von mein-gartenexperte.de ist Tim zuständig für spannende Produkttests, interessante Berichte und informative Beiträge aller Art. Er hat eine technische Ausbildung und jahrelange Erfahrung im Gartenbereich.
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